Italien

Leider haben wir den Track von den ersten paar Wochen in Italien nicht mehr. Der erste Teil unserer Reise führte uns über Genua und die Abruzzen zum „Sporen“ von Italien. Dann, mit Abstechern ins Landesinnere,  weiter der Küste nach bis Kalabrien.

 

Am 13. März 2017 sind wir endlich zur Probefahrt mit unserem Expeditionsmobil aufgebrochen. Schon lange stand fest, dass wir den Süden Italiens entdecken wollten. So fuhren wir guten Mutes los, um am Gotthard schon im Stau zu stehen. Wir schafften es trotzdem, am ersten Tag das Meer zu sehen! Dann ging es weiter der Küste nach in die Toscana. Wir übernachteten auf einem Parkplatz an der Costa degli Etruschi, etwas südlich von San Vincenzo. Ich kannte die Gegend, weil ich hier vor unendlich vielen Jahren meinen ersten Campingurlaub ohne Eltern verbracht hatte … und die Erinnerungen bringen mich heute noch zum Schmunzeln … Übrigens hat sich die kleine Sandbucht mit Pinienwäldchen überhaupt nicht verändert. Schön!

Weil wir gehört hatten, dass das Wetter im März an der Adriaküste besser ist als an der Tyrrhenischen Küste, wechselten wir die Seite und wurden in den Abruzzen in den Winter zurück geworfen. Aber schon am nächsten Tag spazierten wir mit den Hunden wieder barfuss am Strand.

 
 
 
 
 
 

Ja, und dann kam der Tag, an dem ich entweder Mann oder Navi aus dem Fenster werfen wollte! Wir wollten in einem Nationalpark etwas im Landesinneren übernachten und am nächsten Tag wandern gehen. Felix hat den Park im Navi eingegeben und wir fuhren los. Schön folgsam. Die geteerte Strasse wurde von einer Schotterstrasse abgelöst. Wir fuhren an vereinzelten Höfen vorbei, die Strasse wurde immer schmaler. Und steiler. Kein Problem, für solches Gelände ist unser Gefährt ja gemacht. 4×4 rein und weiter. Das, was auf dem Navi wie eine Strasse aussieht, war in Wirklichkeit ein einziges grosses Schlagloch. Aber weiter. Das Navi befiehlt es ja. Wir passierten einen letzten Hof und der Weg wurde nässer und noch schmaler. Die Büsche rechts und links zerkratzten unsere Emma, ich zog meine Schultern ein, damit wir vielleicht besser durch passten. Und dann standen wir vor einem mindestens hüfttiefen Schlammloch. Da gab es kein Durchkommen mehr. Wie ich zugeben muss, wendete Felix gekonnt und wir fuhren die furchtbare Strecke zurück. Beim letzten Hof standen nun Mann und Frau mit zwei Kindern am Zaun und schienen auf uns zu warten und uns auszulachen. Das war der Beginn meiner negativen Gefühle dem Navi gegenüber und sie bestehen bis heute. Zurück am Ausgangspunkt haben wir das Navi neu programmiert und fuhren halt nicht einfach geradeaus den Berg hoch, sondern auf ganz normalen Strassen, in etwas über einer Stunde in unseren Park.

Wer träumt nicht davon, ganz alleine an einer einsamen Bucht mit Blick auf das Meer zu übernachten? Wir hatten unseren Traum gefunden! In weniger als einer Stunde waren die Tagesgäste abgezogen und wir konnten uns ganz nah ans Meer stellen. Wie sich die steile Strasse auf unseren Schlaf auswirken würde, wussten wir erst am nächsten Morgen. Ich fluchte schon während der Nacht. Zuerst lag ich mit dem Kopf nach unten und rutschte mit dem Kopf immer wieder in die Seitenwand des Womos. Mein Nacken fühlte sich nach kürzester Zeit gestaucht an. Also habe ich mich umgedreht und habe es mit den Füssen nach unten versucht. Nun rutschte ich trotzdem und meine Beine wurden gestaucht. Seit dieser Nacht bin ich bestimmt 5cm kürzer. Seltsam, Felix nimmt solche Sachen immer viel gelassener… Wir haben eine Abmachung getroffen: wenn das Espresso-Kännchen vom Herd rutscht, müssen wir für die Nacht um parkieren.

 
 
 
 
 
 
 
 

Immer wieder haben wir die Küste verlassen und sind zum Wandern ins Landesinnere gefahren. Dabei haben wir auch das Castel del Monte des Stauferkaisers Friedrich II in Apulien besucht. Das achteckige Schloss wurde zwischen 1240 und 1250 errichtet und steht von weitem sichtbar auf seinem Monte.
Nach der Besichtigung fuhren wir weiter nach Matera in der Region Basilicata. Die schöne Altstadt Materas besteht zu einem Grossteil aus Höhlensiedlungen, den Sassi. Es ist sehr eindrucksvoll, wie die Häuser in die Felsen geschlagen wurden.
Zurück in Apulien besichtigten wir ein sehr kitschiges Dorf, Alberobello. Seit 1996 zählt es zum Weltnaturerbe der UNESCO. Das Sehenswerte sind die lustigen Trullis, Rundhäuser mit spitz zulaufenden Steindächern.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die südliche Adriaküste ist sehr abwechslungsreich. Mal steht man an steil abfallenden Klippen, mal spaziert man kilometerweit über Sandstrände. Beides fanden wir wunderbar, beides hätten wir so grossartig nicht erwartet. Wir umrundeten den Stiefelabsatz und hätten gerne Gallipoli besucht. Leider herrscht dort ein weiträumiges Wohnmobil-Verbot. Schade, die Stadt sah sehr hübsch aus.

Zum Wandern fuhren wir wieder ins Landesinnere und kamen zuerst zur Geisterstadt Craco. Vor gut 50 Jahren mussten die Bewohner ihre Stadt aufgeben, da man einen Erdrutsch befürchtete. Der Ort thront immer noch auf dem Berg. Jetzt wachsen aus leeren Fenstern Feigenbäume und Blumen, sehr romantisch und etwas gruselig! Übernachtet haben wir vor einer Kirche in Montalbano Jonico, welches zuoberst auf einem Berg liegt, in einer von Runsen durchzogenen Mondlandschaft. Wir wanderten am nächsten Morgen bis ins Tal und gleich wieder steil nach oben. Das war für Labrador Toby etwas viel und er gab sein Frühstück her. Das merkten wir uns für die nächste Wanderung und gaben den Hunden dann zum Voraus kein Futter. Bloss dauerte dieser Spaziergang fünf Stunden und die Hunde missgönnten uns unser Mittagessen…sie hätten sich auch gerne nach Hause tragen lassen. Zum Glück kamen die hier heimischen Wölfe nicht des Weges! Gross davon rennen hätten wir alle vier nicht mehr gekonnt. Aber das war erst einige Tage später. Wir fuhren nämlich zuerst zurück ans Jonische Meer nach Sibari. Felix musste arbeiten und brauchte ein gutes Telefonnetz. Hier fanden wir einen riesigen Strand und etwas landeinwärts die Ausgrabungsstätte des griechischen Sybaris.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

„De Hans Dampf im Schnäggeloch hat alles was er will! Und was er hät, das will er nöd, und was er will, das hat er nöd…“
Waren wir in den Bergen, zog es uns an die Küste. Waren wir am Meer, sehnten wir uns nach den Bergen! So steuerten wir also den Parco Nazionale della Sila an. Und hier leben eben diese Wölfe, die wir zum Glück nicht zu Gesicht bekamen.

 
 
 
 
 
 

Der Küste nach umrundeten wir auch die Stiefelspitze. Sizilien kam in Sicht und wir steuerten Reggio Calabria an. Endlich konnte ich wieder mal Fenster-Shopping machen! Kaufen kann ich ja nichts, meine zwei Schubladen sind voll.
Über das Capo Vatican fuhren wir nach Tropea, dem ersten Städtchen, in dem wir viele andere Touristen antrafen.
Nach einem Gelato im ebenfalls hübschen Scalea, übernachteten wir in Sapri und bestiegen am folgenden Tag den Monte Cocovello. Wir staunten nicht schlecht, als wir dort oben ein Pferd antrafen. Vom 1500m hohem Berg hat man eine wunderbare Aussicht, zum einen auf die Küste von Sapri, zum anderen auf die Küste bei Acquafredda.
Am Sonntag, 9. April, natürlich bei strahlendem Sonnenschein, besichtigten wir Paestum. Die Hunde durften mit rein und während sich Filou auf die Jagd nach Eidechsen machte, nutze Toby jede sich bietende Gelegenheit, sich hinzulegen. Hat der alte Kerl Muskelkater von der gestrigen Wanderung?
Paestum, damals Poseidonia genannt, wurde 600 v.Chr. von den Griechen gegründet. Der fruchtbare Boden und der rege Handel, führten schnell zu Wohlstand und ermöglichte den Bau grosser Tempelanlagen, deren Ruinen bis heute erhalten sind. Die drei grossen Tempel im dorischen Baustil (Hera-, Athena- und Poseidontempel) stehen auf dem riesigen Gelände und sind umgeben von Grundsteinen der griechischen Häuser und, da später von den Römern erobert, einem kleinen, römischen Amphitheater und dem Versammlungsort der Bürger, dem Comitium. Auch die vier Stadttore sind römischen Ursprungs.
Auch das dazugehörende Museum ist sehr sehenswert. Da ich Depp aber das Ticket verloren hatte, werden wir uns das in etwa 15 Jahren mal ansehen…

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Weiter ging über die Amalfiküste in Richtung Norden. Hier bemerkten wir, dass wir ganz zu Beginn unserer Italienreise einen schwerwiegenden Fehler gemacht haben: Wir hätten nicht an die Adriaküste wechseln sollen, dann hätten wir diese eigentlich beeindruckende Strecke nicht im Konvoi mit anderen Touristen im Osterurlaub durchfahren müssen! Anhalten war nur ganz zu Beginn mal möglich, da haben wir auch gleich zwei Flaschen des heimischen Limoncello erstanden. Hätten wir das dann nicht gemacht,…! Nein wirklich, zwei Kilometer vor und nach jeder der anscheinend entzückenden Ortschaften standen am Strassenrand Auto um Auto um Auto parkiert! Wie das hier wohl im Sommer zu und her geht? Zudem fuhren wir auch noch auf der falschen Strassenseite, eben an der Felsseite und nicht an der Meerseite. Enttäuscht und auch etwas über uns selbst verärgert, fuhren wir nach Pompei. Der Campingplatz liegt gleich neben der Ausgrabungsstätte, der Vesuv ist mit Touristenbus und Neapel, in einer Stunde, mit dem Zug erreichbar. Perfekt. Während Felix am ersten Morgen arbeiten musste, ging ich alleine auf den Vesuv. Leider war es ein diesiger Tag und die Aussicht auf den Golf von Neapel dementsprechend trüb.
Am Nachmittag fuhren wir dann mit dem Zug nach Napoli und bummelten durch die Altstadt. Die Zugfahrt zurück war ein Erlebnis für sich! Sooooo voll gestopft! Ich fühlte mich wie vor Jahren in China, als wir Narren am 1.Mai eine Unterführung zum Tian’anmen Platz nahmen…

 
 
 
 

Der nächste Morgen war für die Ausgrabungsstätte von Pompei reserviert. Natürlich reichen vier Stunden für dieses faszinierende Erlebnis bei Weitem nicht aus, aber… es dürfen nur Hund mit rein, die man gegebenenfalls auf den Arm nehmen kann. Und Felix wollte Toby partout nicht tragen! So nutzen wir also die knappe Zeit um die Stadt zu besichtigen, die im Jahre 79 n.Chr. beim Ausbruch des Vesuvs untergegangen ist. Es ist faszinierend zu sehen, wie weit entwickelt die Menschheit einmal war. Mosaike und Gemälde verzieren die Häuser der reichen Bürger, Brunnen ihre Innenhöfe und Gärten. Immer wieder stossen wir auf Garküchen. Diese wurden von der armen Bevölkerung aufgesucht, da diese keine Küchen in ihren Häusern hatte. Pompei war nur von genormten Fuhrwerken befahrbar. Die Strassen, welche tiefe Fahrrinnen aufweisen, verwandelten sich bei Regen in Flüsse und Seen. Um diese als Fussgänger überqueren zu können, wurden grosse Trittsteine eingelegt. Der Radabstand und die Höhen des Bodens des Gefährtes mussten also den Gegebenheiten angepasst werden. Kam nun ein Bauer oder Kaufmann von ausserhalb, musste er seine Ware am Stadttor umladen… eine gute zusätzliche Einnahmequelle, nehme ich mal an.
Übrigens hatte ich Pompei schon als Kind mal mit meiner Familie besucht. Ich erinnerte mich hauptsächlich an diese Strassen, meine Schwester erinnerte sich noch gut an die Überreste eines Hundes, der dummerweise angebunden zurückgelassen wurde und an die Überreste eines Kindes.
Natürlich haben wir die uns selber auferlegten vier Stunden überzogen, aber nur ganz wenig! Beim Rausgehen liefen wir an einer riesigen Schlange von Menschen vorbei, die rein wollten! Gut, hatten wir unseren Besuch auf die morgentliche Öffnungszeit abgestimmt!

 
 
 
 
 
 
 

Gleichentags fuhren wir weiter nach Puzzuoli, das für sein Solfotara berühmt ist. Der Campingplatz befindet sich auf dem Gelände und so konnten wir die ganze Nacht den Krater besuchen und seine Ausdünstungen riechen. Der von drei Seiten von steilen Wänden umgebene Krater entstand durch einen Ausbruch vor 4000 Jahren. Vielleicht gab es im 12. Jahrhundert eine weiter Eruption. Seither nicht mehr. Aber immer noch dampft es aus allen Löchern und der Boden ist richtig warm. Den Hunden gefiel es hier nicht so gut.

 
 
 

Nun wurde es langsam aber sicher Zeit, uns auf den Weg nach Österreich zu machen. Wir überquerten wieder die Abruzzen und fuhren der Adriaküste entlang nordwärts. Diese Strecke dem Meer entlang hat uns nicht sehr gefallen, ein namenloser Ort wächst hier mit dem nächsten namenlosen Ort zusammen. Wir verbrachten aber doch noch einen letzten sonnigen Sonntagnachmittag auf einer Klippe über dem Meer und schauten den Paraglidern zu, die hier starteten und landeten.
Am nächsten Tag nahmen wir die Autobahn und rasten Richtung Dolomiten. Hier in Belluno haben Stefan und Sabine ein wunderbares Ferienparadies. Und Belluno selber ist eine sehr schöne und sehenswerte Stadt! Da wir eine Verabredung am Neusiedlersee hatten, konnten wir die Gastfreundschaft der beiden leider nicht länger auf die Probe stellen, wir mussten am folgenden Tag schon wieder weiter.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

An Lienz und Graz vorbei fuhren wir ins Burgenland. Hier verbrachten wir einige wunderbare Tage bei Brigitte und Peter. Brigitte war jahrelang meine Lieblings-Reitlehrerin und ich erinnere mich gerne an die schöne Zeit auf ihrem Pferdehof zurück! Peter ist ein gebürtiger Burgenländer. Und er weiss einfach alles! Er kennt jeden Hasen und jedes Rebhuhn der Umgebung, weiss, wo sich die Trappen (grösste flugfähige Vögel Europas) verstecken, unter welchem Plastiktunnel in Nylonhüttenhausen sich welches Gemüse befindet, von welchem Turm man die beste Aussicht auf das Umland hat, wie das damals beim Ungarnaufstand an der Andau war und wie das hier mit dem Weinbau so ist. Wirklich, er weiss einfach alles! Und an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön für einige der interessantesten Tage unserer bisherigen Reise! Es ist auch wundervoll zu sehen, dass sich hier zwei liebe Menschen gefunden haben. Danke, danke, danke und bis zum nächsten Mal!

 
 
 
 
 
 

Auf der Heimreise übernachteten wir auf einem Parkplatz in Gmunden und statteten Salzburg eine Stippvisite ab bevor es in die Schweiz ging. Hier wurden wir von Doris und Ueli mit Karin und Martin für die letzte Übernachtung freundlich aufgenommen. Schön wars, euch alle wieder einmal zu sehen!

 
 
 
 

Ja, und das war’s für den Augenblick. Als nächstes begleiten wir meine Eltern nach Spanien für zwei Wochen Ferien in Andalusien. Eben, Ferien müssen ja auch mal sein!

 

 

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Ein Gedanke zu “Italien

  1. Liebe Tina, Felix und Filou,
    gerade habe ich eure webside unter meinen Favoriten gespeichert. Ich werde Euch also verfolgen und mit Euch Neues entdecken. Gerne lasse ich mich von Eurem Reisefieber anstecken ;). Eure Traumbucht in Italien werde ich bestimmt einmal suchen. Solche Plätze sind rar!
    Alles Gute und liebe Grüsse anne

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