Island – Teil 2

 

8.7. – 3.8.2017

Es „gluschtete“ uns wieder nach einem Abenteuerchen im Hochland. Dafür mussten wir unsere Lebensmittelvorräte auffüllen. Am Brotgestell überlegten wir, ob wir wirklich gleich zwei Gummibrote kaufen sollten? Nein, falls wir im Hochland kein Brot bekommen würden, hätten wir ja immer noch Mehl und Hefe dabei.

Kaum hatten wir die Ringstrasse 1 erreicht, wandten wir uns einer Schotterstrasse zu, die uns zur „Strasse“ F 578 führte. Das Wetter war perfekt, auf den Feldern um uns grasten Pferdeherden mit vielen Fohlen. Langsam veränderte sich die Landschaft, der Boden wurde immer sandiger, das Gras immer rarer. Auf einer Passhöhe zeichnete der Wind bizarre Formen in den schwarzen Sand. Im Tal wurde die Piste ruppiger, zwischen Felsbrocken wuchs aber wieder bleiches Gras und auf den Seen schwammen Singschwäne. Diese Schwäne stammen übrigens aus der Tundra, haben sich hier aber niedergelassen. Manche fliegen im Winter nach Schottland an die Wärme :), andere bleiben in Island.

An einigen der Seen stehen Wochenendhäuser und wir sahen viele Fischer ihr Glück versuchen, in einer Hand die Angel, in der anderen die Bierdose :).

In der Ferne waren der Langjökull und der Eriksjökull (Gletscher) zu sehen und wir fuhren durch das Hallmundarhraun (Lavafeld) dem schlechten Wetter entgegen. Hatte nicht eben noch die Sonne geschienen? Wir suchten uns neben der Piste zwischen Lavabrocken einen Übernachtungsplatz und dachten, der leichte Sommerregen würde im Verlaufe der Nacht schon aufhören … Am nächsten Morgen waren wir wieder einmal sehr dankbar, dass wir kein Zelt zum Abbauen haben! Es goss aus allen Kübeln. Ich benütze ausnahmsweise mal den Durchschlupf in die Führerkabine um nicht nass zu werden. Wir fuhren nur ein kurzes Stück weiter und erreichten Lavahöhle Surtshellir. Die Höhle entstand vor über 1000 Jahren durch fliessende Lava. An der Oberfläche kühlte die Lava schnell ab, während der Lavastrom im Innern abfloss und versiegte. Obwohl es noch immer regnete, wanderten wir auf dem Lavafeld umher und schauten uns auch Stefanshellir und Ishellir an. Alle drei Höhlen waren ursprünglich eine Einzelne, wurden jedoch durch Einstürze voneinander getrennt. Da wir keine gute Taschenlampe dabeihatten und der Boden der Höhlen aus scharfen Lavabrocken bestand, schauten wir uns das Ganze nur von aussen an. Durchnässt und halb erfroren stiegen wir wieder ins Wohnmobil und fuhren nach Husafell. Hier herrschte Hochbetrieb, der Campingplatz war voll von Einheimischen, die hier regelmässig ihren Urlaub verbringen. Als allererstes interessierte uns das Schwimmbad. Wir legten uns in die Hotpots und tauten unsere halbgefrorenen Glieder wieder auf. Von oben tropfte es weiter auf unsere Köpfe, das kümmerte uns nun aber herzlich wenig. Wir entschlossen uns, die Nacht auf dem Parkplatz der Ferienanlage zu verbringen, immer in der Ungewissheit, ob nicht irgendwer an unsere Türe poldern und uns wegschicken würde. Aber man liess uns in Ruhe und als Dank assen wir in ihrem Restaurant zu Abend. Suppe und kaltes Buffet. Neben uns füllten sich die Tische mit isländischen Velofahrern, die bestellten sich riesige Mengen an Futter. Na ja, die hatten ja auch etwas geleistet, im Gegensatz zu uns!

Am nächsten Morgen fuhren wir zum Langjökull, oder besser zu einer seiner Gletscherzungen, dem Geitlandsjökull. Hier steigen Touristen in kolossale Busse mit gigantischen Reifen um und befahren damit den Gletscher. Wir fuhren mit unseren Zwergrädern bis zum Gletscher und wateten noch etwas im Schneematsch herum bis der erste Touribus kam. Durchs Kaldidalur (Kaltes Tal, klaro oder?) gings jetzt am „kleinen“ Porisjökull vorbei zur Südseite des Langjökull, dem zweitgrössten Gletscher Islands. Auch hier durchfuhren wir wieder raue Lavafelder und trafen bald auf die Strasse 35, eine auch für normale Autos (ohne 4×4) befahrbare Hochlandstrasse. Es holperte aber ganz ordentlich und schneller als 30 km/h liessen sich nicht machen. Wir nahmen auch eine kleine Nebenstrasse, damit wir das furten nicht ganz verlernten. Und trotzdem schafften wir es zum Abend in das wohl schönste Termalgebiet Island, dem südlichwestlich des nächsten Gletscher Hofsjökull gelegenen Kerlingarfjöll. Wir richteten uns auf dem Campingplatz ein, versuchten vergeblich ein Brot zu kaufen und machten uns auf zu einem Spaziergang entlang eines Baches zu einem schön gelegenen Hotpot. Das stellte sich aber als Lauwarmpot heraus, worauf ich auf das Vergnügen verzichtete und Felix beim Bädele zuschaute.

Mit dem Wohnmobil fast auf dem Langjökull Gletscher
Isländischer "Touristenbus" für den Gletscher.
Beim Langjökull Gletscher
Mitten durch Lavafelder
 
Campingplatz bei Kerlingarfjöll.
Stein, der oben Wasser "herausspritzt"
Felix im "Hotpot" bei Kerlingarfjöll.

Zurück beim Womo setzte ich als erstes Teewasser für mich auf und bereitete das Expressokännchen für Felix vor. Danach wollte ich mich ans Brotbacken machen. Doch was war das? Der Herd war erloschen. Hatten wir das Gashähnchen zugedreht anstatt aufgedreht? Nein. Uns schwante übles! Felix suchte die Federwage in den Aussenfächern und kurz darauf hatten wir die Bestätigung: die olle Gasflasche war leer. Hm. Der liebe Marco (Erbauer von Emma bei AlphaCab) hatte was von drei Monaten gesagt, so lange müsste das Gas einer 5-Kilo Flasche halten. Der gute Mann konnte ja nicht ahnen, dass ich mir, der Kälte wegen, zum Frühstück Porrige kochte, dass wir übelste Kaffeetrinker sind und wir bei Schmuddelwetter zwischendurch Tee und heisse Schoggi trinken. Und dann backen wir noch Zopf und Kartoffeln aus dem Ofen und köcheln auf dem Herd eine Stunde lang ein Schmorgericht… und weil auswärts essen nicht eben günstig ist, brennt der Herd fast jeden Abend. Aber jetzt eben nicht mehr! Und hier draussen konnten wir unser kleines Problem nicht lösen. Mit unseren Steaks (die wir auf unserem Gasgrill ja auch nicht braten konnten), Tomatensalat, Bratpfanne, Geschirr und Besteck machten wir uns auf den Weg zur Gemeinschaftsküche. Freudig rissen wir die Türe auf und machten auf der Schwelle kehrt. Der Raum war zum Bersten voll und die Herdplatten allesamt belegt! Hier war es uns eindeutig zu eng! Die Steaks verschwanden wieder in der Kühlbox und für uns gab es kalte Küche.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, wollten wir doch die Erfahrung vom Vorabend nicht noch einmal bei den Duschen machen. Felix kochte dann gleich noch in der leeren Gemeinschaftsküche einen Kaffee und wir fuhren nach dem Frühstück den Berg hoch zum Thermalgebiet. Wir waren als erstes oben und stiefelten bergauf und bergab durch das atemberaubend schöne Gebirge. Überall dampfte und brodelte und zischte es aus den bunten Rhyolith-Hügeln. Und zu unserem Glück schien die Sonne und verzauberte die Landschaft noch zusätzlich. Wir konnten uns kaum satt sehen! Langsam trudelten andere Besucher ein und wir machten uns auf die Socken, den Besuch eines weiteren Thermalgebietes im Sinn. Nach ein paar Kilometern auf der Schotterstrasse schepperte etwas ganz schrecklich schrill! Hatten wir unseren ersten Platten? Felix hielt sofort an, ich winkte aber, nach einem Gang ums Auto, ab. Das war nicht unser Problem. Wir fuhren ein paar Meter weiter, das schreckliche Geräusch liess uns sofort wieder anhalten und das Schlimmste erwarten. Es musste etwas mit den Rädern zu tun haben. Felix fuhr vorwärts und rückwärts und rückwärts und vorwärts und dann hörte ich, wie ein grosser Stein auf Blech fiel und konnte das Problem auch orten. Nur sehen konnte ich es nicht. Der Stein musste irgendwo hinter dem Reifen festsitzen. Also montierten wir das Rad ab. (Das hört sich jetzt wie eine Kleinigkeit an. Aber wir sind totale Greenhorns, Buschmechanikurs hin oder her). Und da fanden wir den Übeltäter: ein kleiner Stein war zwischen Scheibenbremse und Schutzblech geraten und hatte den Ausgang nicht mehr gefunden. Mit Hilfe von zwei Schraubenziehern bogen wir das Blech etwas nach aussen und das Steinchen purzelte heraus. Dass so ein kleines Ding so einen Lärm erzeugen konnte! Der Reifen war schnell wieder montiert und wir fuhren erleichtert weiter. Ich hatte ja schon befürchtet, dass unsere Weltreise hier schon enden würde ;)!

Wunderwelt in der Therme bei Kerlingarfjöll.
Ueberall dampft es aus dem Bodem.
Ohne Photoshop!
Schnee und heisse Quellen.
Unsere erste "Panne"!

Um die Mittagszeit trafen wir in Hveravellir, einem weiteren Thermalgebiet ein. Wir steuerten sogleich das Restaurant an und assen eine leckere Suppe und eine Quiche. Im Womo zogen wir unsere Badesachen an und genossen den Hotpot mit Blick auf weidende Schafe und dampfende Bäche. Danach wanderten wir zwischen den heissen Quellen umher. Hier entspringen die heissen Quellen und Blubberteiche auf beinahe ebenem Grund. Als Ganzes ist dieses Gebiet weniger beeindruckend als das am Morgen, aber die einzelnen Thermen sind schon sehr schön was die Farbe des Wassers und die Sedimente in ihrer Umgebung angeht.

Hotpot bei Hveravellir.
 
Spezielle Farben bei dieser heissen Quelle, auch bei Hveravellir.

Nach einigen Stunden fuhren wir weiter und übernachteten an einem Stausee nahe dem Blöndulonsee. Von diesem Abend habe ich nicht viel mitbekommen, ich hatte eine zünftige Migräne und hätte mich gerne in ein stilles, dunkles Zimmer zurückgezogen… was im Wohnmobil unmöglich ist. Am nächsten Morgen ging es mir schon bedeutend besser und wir erreichten wieder die Ringstrasse Nr. 1 und steuerten den grössten Ort in der Umgebung an, in der Hoffnung eine passende Gasflasche zu finden. In Saudarkrokur erhielten wir von einem Tankwart den richtigen Tipp und in jenem Geschäft einen hilfsbereiten Verkäufer, der uns eine halbwegs passende Gasflasche verkaufte und diese dann auch gleich selber montierte, damit bestimmt kein Gas ungewollt austreten würde! Tja, jetzt besassen wir 2 Gasflaschen, die wir in Hamburg vor dem Verschiffen los werden mussten…

Der Campingplatz in Saudarkrokur liegt gleich neben dem Schwimmbad. Kaum war Emma parkiert, schwamm ich schon meinen Kilometer und Felix wechselte vom Hotpot ins Eisbecken und wieder zurück! Brrr…

An diesem Abend gab es jetzt endlich die Steaks vom Grill und frisches Brot aus der Bäckerei! Und es war warm genug zum draussen essen!

Am nächsten Tag fuhren wir der Küste nach nach Siglufjördur. Wir besuchten dort das Hering-Museum und waren entsetzt zu sehen, was für unglaubliche Mengen an Fisch Tag für Tag aus dem Meer gezogen wurden, um daraus Öl und Fischmehl zu gewinnen. Bei Ansehen der gezeigten Filme wurde mir beinahe schlecht. Der Hering machte die Stadt reich, die Einwohner fanden Arbeit. Aber nach etwas über 20 Jahren war Schluss. Aus. Das Meer war leergefischt! Man stelle sich das einmal vor! Die Fabriken schlossen, die Menschen verliessen die Stadt und Siglufjördur starb beinahe aus. Zur Hauptfangsaison arbeiteten 13000 Menschen hier, jetzt sind es 1300. Das Ende des Heringsfangs ist jetzt über 50 Jahre her, und der Bestand an Fischen hat sich nicht erholt! Siglufjördur steht für mich exemplarisch für die Gier und Dummheit von uns Menschen. Ein kleines Museum in einer kleinen Stadt in einem kleinen Land hat mich sehr betroffen gemacht.

Über Olafsfjördur und Dalvik (wo unsere Frühstücksschälchen Opfer einer übersehenen Bodenwelle wurden) fuhren wir nach Akureyri. Hier bummelten wir durch die hübsche Fussgängerzone und sahen uns im Hafen die Kreuzfahrtschiffe an. Am nächsten Morgen bestieg Felix den Hausberg „Sulur“. Ich konnte leider nicht mit, ich musste unbedingt stricken :)!

Nachdem wir den Godafoss (Foss = Wasserfall) besichtigt hatten, fuhren wir ins Laxardalur und folgten dem sehr schönen Lachs-Fluss (es liessen sich keine blicken) Laxa. Im Reiseführer hiess es, die Strasse sei nicht durchgängig, wir sahen aber auf dem Navi ganz genau, dass die sie uns Geradewegs zur Ringstrasse zurückführen würde und von da weiter zum Myvatn. Also fuhren wir immer weiter auf dem Holperweg, bis uns jemand in einem Buschtaxi (Landcruiser) entgegenkam und uns fragte, ob wir den Weg suchten. Er hatte ihn gefunden, traute sich aber nicht, diesen alleine zu befahren, da er ganz schön sumpfig sei… Wir fuhren gemeinsam hin und untersuchten den Weg den Berg hoch zu Fuss. Da hatte es schon Autospuren, da waren aber auch sehr nasse Stellen im schrägen Gelände! Wir sahen unsere Emma schon auf der Seite liegen und winkten ab. Nein, das war definitiv nichts für uns! Gemeinsam suchten wir für die Nacht einen nahen Rastplatz auf, ich kochte und Peter spendete den Wein und erzählte von gaaaanz viele Reiseabenteuern. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend und gingen am nächsten Morgen wieder getrennte Wege.

Blick über den Fjord bei Akureyri.
Akureyri, die zweitgrösste Stadt in Island.
Der Goadafoss
... nochmals der Godafoss
Im Laxardalur

Auf Umwegen, dafür aber auf einer richtigen Strasse erreichten wir den See Myvatn (Mücken-Wasser), den wir umrundeten. Interessant sind hier die vielseitigen Lavaformationen und die Pseudokrater. Im ganzen Gebiet ist es untersagt, auf Parkplätzen zu übernachten. Wir fuhren also ins nahe Thermalgebiet. Zuerst passierten wir das heisse Naturbad Jardbödin. Hier liessen wir uns stundenlang weichkochen und fuhren dann ein Stück weiter zum Namarfjall mit den nach Schwefel stinkenden Blubbertöpfen. Es hatte zu regnen begonnen und kaum wollten wir aussteigen, öffnete der Himmel seine Pforten und es schüttete was das Zeug hält. So fuhren wir weiter den Berg hoch am Geothermischen Kraftwerk vorbei zum Spaltenvulkan Krafla. Wir spazierten im Lavafeld Dimmuborgir herum und den Hügel hoch und bestaunten die unwirkliche Gegend. Der Boden ist immer noch warm und es dampft aus den Erdspalten.

Am Myvatn.
Dampf im Lavafeld Dimmuborgir
Heisser See im Lavafeld Dimmuborgir
Moosüberwuchertes Lava
Lava, Lava, Lava! So weit das Auge reicht!
Verschieden Lavaströme aus verschiedenen Vulkanausbrüchen überlagern sich.
Abendstimmung im Lavafeld Dimmuborgir

Überall wo wir hinkamen, sahen wir die gleichen Schilder „no overnight camping“! Dann halt eben nicht! Peter hatte uns am Abend zuvor von einem Krater an der Strasse F88 erzählt, in den man hineinfahren könne. Es war zwar schon recht spät, da es aber immer noch nachts nicht dunkel wurde, machten wir uns auf den Weg und fanden die sandige Piste und den Eingang zum Krater Hrossaborg! Danke Peter für den tollen Tipp! Kurz vor Mitternacht fuhr ein Auto vor und die Insassen stellten ihr Zelt auf. Anscheinend ist der Übernachtungsort wohlbekannt! Später fanden wir auch noch einen Eintrag dazu in unserem Reiseführer. Vor vielen Jahren wurde der Hrossaborg als Pferdepferch benützt. Jetzt grasen da frühmorgens Graugänse-Familien.

Blick in die Hrossaborg. Ein idealer Platz zum Uebernachten. Dieser Krater entstand natürlich und wurde früher benutzt, um die Pferde zusammenzutreiben.
Auch der Blick übers Land vom Kraterrand der Hrossaborg ist fantastisch.

Zur F88 würden wir später zurückkehren, jetzt wollten wir nochmals nordwärts dem gewaltigen Gletscherfluss Jökulsa á Fjöllum entlang zu seiner Mündung ins Meer. Wir passierten viele Wasserfälle, manche nur einige hundert Meter auseinander und am Ende des Tales sind die Asbyrgi cliffs, eine hufeisenförmige Schlucht, wo einst der Gletscherfluss durchfloss. Der hat sich inzwischen weiter östlich ein Bett gegraben.

Beim Dettifoss.
... und auch beim Dettifoss.
Dies ist der oberhalb vom Dettfoss gelegene Selfoss.
Dies ist der Hafragilsfoss, unterhalb des Dettifoss.

Den südlichsten befahrbaren Ort hatten wir auf den Vestmannaeyjar besucht, den Westlichsten bei den Vogelfelsen bei Bjargtangar, nun fuhren wir den nördlichsten (befahrbaren) Punkt Islands an, nämlich den Leuchtturm Hraunhafnartangi, nur gerade mal 3 Kilometer vom Polarkreis entfernt.

In Island brüten die Vögel entweder in den steilen Klippen oder sie sind Bodenbrüter (da es ja kaum Bäume hat). Kaum sind diese Vogelküken fähig, auf den Beinen zu stehen, rennen sie auf den Wegen und Pisten umher, ohne sich um die Verkehrsregeln zu kümmern. So musste ich immer wieder aussteigen und diese kleinen Racker von der Strasse jagen, sonst wären sie einfach vor dem Wohnmobil hergelaufen! Ausgewachsene Vögel werden häufig Opfer des Strassenverkehrs, weil sie beim Starten ab Boden in die Autos fliegen. Ich habe noch nie so viele tote Vögel am Strassenrand gesehen, wie hier. Ganz schlimm trifft es die Seeschwalben, da sie alles angreifen, was sich ihrer Brut nähert. Auch Autos!

In Hraunhafnartangi, dem nördlichsten Punkt von Island. 3 Kilometer weiter im Meer draussen ist der Polarkreis.
Verkehrsünder!
Und nochmals ein Verkehrssünder. Es wundert einem, dass diese Vögel nicht vom Wind weggeblassen werden.
Schwemmholz auf der Langanes Halbinsel.
Basstölpelkolonie auf der Halbinsel Langanes.
Leuchtturm bei Fontur.
Wanderung in der Nähe von Vopnafjördur.
Austernfischer.
Immer wieder ein schönes Motiv: Schafe bei der Wanderung in der Nähe von Vopnafjördur.
Schwemmgut ...

Wir kehrten der Küste wieder den Rücken, das Hochland lockte noch einmal! Wir übernachteten zuvor noch an einem gottverlassenen Ort mit Tankstelle und planten, mit vollen Tanks loszufahren… Die Tanksäule war aber defekt, und weit und breit war keine andere in Sicht! Macht nichts, was wir hatten, sollte eigentlich schon reichen. So befuhren wir die F88 mit dem ersten Ziel Askja. Die Piste folgte ungefähr dem Verlauf des schon einmal erwähnten Gletscherflusses Jökulsa á Fjöllum. Drei kleinere Nebenflüsse mussten wir furten, vor uns her fuhr aber ein Dacia Duster, der zwar ein 4×4 ist, bekanntlich aber nicht höhergelegt ist… Wenn der also alle Furten meisterte, schafften wir das auch! Nach dem dritten Fluss hielten wir an, ich fotografierte Schwäne und Felix studierte die Warntafel. Wenn beim Pfosten, der mitten im Fluss stand, der grüne Streifen sichtbar war, konnte man den Fluss bedenkenlos furten. Wenn die Wasserhöhe im orangen Bereich war, war Vorsicht geboten. Wenn der Wasserstand den roten Streifen erreichte, sollte der Fluss nicht durchfahren werden. Und jetzt ratet mal, wie hoch das Wasser stand?

Askja ist im Gebiet des Vatnajökull-Nationalparkes, und somit ist wildes campieren verboten. Die Ranger unterhalten aber an verschiedenen Orten Übernachtungsplätze. Die sind zwar sehr teuer, man findet dafür im „Nichts“ WC und Duschen und Trinkwasser. Am nächsten Morgen fuhren wir durch Lavafelder den Berg hoch und wanderten zu den Kraterseen des kleinen Viti und der grossen Askja. Das Wasser des Vitikraters wird von heissen Quellen gespiesen und ist ca. 20°C warm.

Unseren Plan, gleichentags bis zum Gletscher Vatnajökull zu fahren, verwarfen wir. Wir konnten einfach nicht abschätzen, wie weit unser Dieselvorrat reichen würde. So fuhren wir in Richtung Karahnukur-Staudamm und übernachteten an einer Furt. Wer weiss, vielleicht würde es etwas Lustiges zu sehen geben? Nööö, leider nicht!

Polarfuchs Modrudalur. Dieser Polarfuchs und sein Bruder wurden vom Hofhund "grossgezogen"! Darum waren sie auch nicht scheu.
Hier mit seinem Zwillingsbruder.
Ein Singschwan. Diese waren fast überall anzutreffen.
gewaltige Felsbrocken neben der Jökulsaa Fjöllum, einem Gletscherfluss.
Sieht gar nicht so tief aus, es waren aber doch 70 cm. Für einen Dacia Duster und für uns aber kein Problem.
Wasser war im oberen Drittel des roten Bereichs!
Im Hochland an der F88
In der Nähe von Askja.
Kraterrand des Vitivatn (vatn = See).
Der Vitivatn und im Hintergrund der Öskjuvatn. Beide sind erst gut 130 Jahre alt.
Ohne Worte ...

Den Stausee erreichten wir am nächsten Tag. Wie alle Stauseen, ist auch dieser nicht gerade eine Augenweide, seine Ausmasse sind aber gewaltig. Schön ist die Schlucht Hafrahvammagljüfur, die der einst gewaltige Fluss Skessugja formte. Jetzt ist da nur noch ein sanftes Bächlein. Auf der geteerten Strasse wurde es uns schon bald zu langweilig, wir bogen auf eine Piste ab, die uns am Berg Snaefell mit seinem kleinen Gletscher vorbei zum grossen Vatnajökull brachte. Wir liefen etwas auf dem Gletscher herum und wunderten uns, wo der Fluss immer wieder hin verschwand. Mal floss er dem Gletscher entlang, dann war er weg und kam hundert Meter weiter unten wieder zum Vorschein. Auf dem Gletscher selber hatte es ab und an Löcher, durch die man den Fluss rauschen sah. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache, aber Felix musste immer ganz nah an diese Spalten ran, um hinein zu sehen!

Auf dem Rückweg zur befestigten Strasse sass ich hinter dem Steuer. Das Vergnügen, durch all die vielen Bäche, die die Piste querten zu fahren, wollte ich mir nicht entgehen lassen! Übernachtet haben wir auf einem Parkplatz bei einem Hotel im Nirgendwo aber mit heisser Quelle und Dusche! Laugarfell.

Auf dem Gletscher Bruarjökull. Er hält!
Sommerschmelze.
Die tiefste Schlucht in Island: Hafrahvammagljüfur.

Am nächsten Tag erreichten wir Egilsstadir (wo wir vor beinahe 6 Wochen unseren ersten Einkauf getätigt hatte) und fuhren zu einer Bucht, wo es anscheinend Seehunde haben sollte. Bei der Farm Husey stellten wir das Wohnmobil ab und folgten dem ausgeschilderten weg. Auf den Wiesen um uns herum sassen riesige Vögel. Die wollte ich unbedingt von Nahem fotografieren. Also verliess ich den Weg und ging näher ran. Aber das war schon zu nahe, sie erhoben sich in die Lüfte. Ich dachte mir nichts dabei, aber dann griffen diese Viecher mich an! Ich rannte fuchtelnd und fluchend zu Felix zurück, der sich todlachte, anstatt sich heldenhaft vor mich zu stellen! Kurz darauf lasen wir auf einer Infotafel, dass es sich um Raubmöven handelte und man am besten mit einem Stock bewaffnet auf den Spaziergang ging. (Hallo? Wieso steht diese äusserst wichtige Information nicht zu Beginn des Weges?) Diese Vögel erreichen im Sturzflug bis zu 80 Std/Km und der Hieb auf den Kopf sei sehr schmerzhaft! Hm. Hatte ich nicht zu Beginn unserer Islandreise um eine Raubmöve mit gebrochenem Flügel getrauert? Das passiert mir bestimmt nie wieder! Es sind ganz schreckliche Biester! Auf dem ganzen Weg behielt ich die Bestien im Auge und meine Kapuze blieb auch oben! Seehunde haben wir nur von sehr weitem gesehen. Wir verliessen die Farm Husey und schlossen brav das Tor. Einen Kilometer zurück hatten wir am Fluss ein Picknick-Plätzchen gesehen, wo wir übernachten wollten. Hier lagen übrigens die Seehunde gar nicht allzu weit entfernt am Flussufer… Um 22.00 Uhr fuhr ein Auto vor und es polterte an unsere Türe. Draussen stand Farmerin Husey und befahl uns, hier zu verschwinden. Das sei Privatgelände und mit einem solchen Gefährt gehörten wir auf einen Campingplatz. Wir hatten das Gefühl, dass sie sich jeden Abend um zehn ins Auto setzt und Touris vertreibt. Vielleicht sollte ihr jemand ein Schild kaufen „Campieren verboten“, und sie müsste sich nie wieder ärgern! Wir fuhren zu einem Flusskraftwerk in der Nähe und schliefen ungestört.

Seehunde bei Husey.

Wir hatten noch ein paar Tage, bevor unsere Fähre fahren würde und wussten nicht so recht, wohin. Weil wir in der Nähe waren, fuhren wir noch einmal über den Pass zu der Bucht, an der wir unsere ersten Papageientaucher gesehen hatten. Der Campingplatz war gestossen voll! Wir waren wirklich in der Vorsaison hier gewesen! Damals hätten wir eigentlich eine Offroadpiste nehmen wollen, fanden diese aber geschlossen vor. Jetzt versuchten wir es von Neuem bei strahlendem Sonnenschein und entdeckten eine wunderschöne Bergwelt und eine hübsche Bucht. Und es stiess sich niemand daran, dass wir auf einem Parkplatz übernachteten! Was sollten wir jetzt noch mit der vorigen Zeit machen? Der östlichste befahrbare Punkt Islands war ganz in der Nähe und wir fuhren zum Leuchtturm von Dalatangi. Hier hüllte uns nachts dichter Nebel ein, am nächsten Tag aber wieder strahlender Sonnenschein.

Das letzte Mal Offroad in Island: Auf der F946 nach Husavik.
Verlassener Friedhof bei Husavik
Der Slettur
Bach in der Nähe der F946, wo wir auf einem Parkplatz übernachteten.
 
In Dalatangi, dem östlichsten Punkt Islands.
Leuchtturm in Dalatangi.
Nebel in der Nähe des Meeres.
Auch hier: Nebelmeer

So fuhren wir die letzte Strecke auf Island zum Fährort Seydisfjördur. Wir hatten zwei Tage Zeit, um unsere Wäsche zu waschen und Emma innen gründlich zu reinigen. Schliesslich mussten wir sie ja dann in Hamburg sauber zur Verschiffung nach Kanada abgeben. Wir gönnten uns zum Abschluss nochmals ein Essen im Restaurant und warteten auf die Fähre…
Die Schifffahrt war sehr „bewegt“ und es wurde uns beiden schlecht. So sparten wir wenigstens ein Abendessen! Nachdem wir auch den Hafen von Färöer verlassen hatten, beruhigten sich die Wellen und der Rest der Heimreise gestaltete sich ruhig. Von Dänemark fuhren wir in zwei Tagen nach Hamburg, reinigten das Wohnmobil auch aussen äusserst gründlich und liessen unsere Emma alleine am Hafen zurück. In drei Wochen würden wir sie in Halifax, Kanada wieder in Empfang nehmen können. Wir nahmen den Zug und machten unseren ersten Heimaturlaub! 😉

Unser Wohnmobil in der Fähre nach Dänemark.
Nächtlicher Blick von der Fähre über Torshavn, der Hauptstadt der Färöer. In den roten Gebäuden residiert die Regierung.
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Ein Gedanke zu “Island – Teil 2

  1. das mit dem Forillon Nationalk Park händ mir eus markiert im Reiseführer!! Händ er keini Elch gseh??? Das isch es muss bi mir(Susan). Mir wünsched eu no e gueti wiiterreis und freued eus uff wiiteri bricht und föteli!!! liäbi grüess
    Susan und Burki

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