USA, 2. Bericht

6.10. – 20.10.2017

Wir fuhren wieder zurück an die Ostküste, und zwar nach Delaware. Einen halben Tag verbrachten wir mit der Suche nach einer Garage, die sich unseres Problems mit dem Verlust von Bremsflüssigkeit annahm. Dann fuhren wir der Küste entlang nach Süden und kamen am späteren Nachmittag im Cape Henlopen State Park an, nur um zu erfahren, dass der Campingplatz fürs ganze Wochenende voll besetzt sei. Die Amerikaner erstaunen uns aufs Neue! Sie sind wirklich solche Campingfreaks, wie man es in den Filmen sieht! Uns blieb da nur noch ein privater Campingplatz (mit Konföderierten-Fahne!). Den nächsten Tag lag ich am Strand und holte mir einen Sonnenbrand, während Felix auf dem Parkplatz des State Parks arbeitete… 🙂 Am Abend fuhren wir ins quirlige Rehoboth zum Nachtessen und Flanieren und übernachteten zur Abwechslung auf dem Walmart-Parkplatz (heiss und lärmig!).

Die Strasse nach Maryland führt wunderbar direkt am Meer entlang. Nach dem total überbauten Ocean City folgt der herrliche State und National Park Assateague Island. Hier lebt die einzige Wildpferdeherde der Ostküste. Nur eine Düne trennte unseren Stellplatz vom Meer, das Wetter war immer noch heiss und schwül und wir genossen beim Baden die grossen Wellen des Atlantiks. Der Strand ist unendlich lange, auf einem Teil sind sogar Fahrzeuge zugelassen, aber soweit konnten wir gar nicht laufen, um das zu sehen. Die Pferde liessen sich erst am nächsten Morgen blicken und es stellte sich heraus, dass das doch eher Ponys sind und keine wilden Mustangs, wie ich sie mir vorgestellt hatte!

Marylands Atlantikküste ist nur etwa 50km lang, die Küste an der Chesapeake Bay aber sehr zerklüftet und lang. Hier werden die berühmten Blauen Krebse gefischt und aufgetischt. Natürlich mussten wir diese probieren. Sie haben uns wirklich gut geschmeckt, die Schweinerei auf dem Tisch und die klebrigen Hände waren aber enorm! Das als Vorspeise gedachte Essen zog sich so in die Länge, dass wir im Dunkeln den State Park zum Übernachten suchen mussten!

Wespe killt Libelle
Marschland beim Cape Henlopen State Park
Gordon's Pond, Cape Henlopen
Felix beim Biertrinken!!!! In Rohoboth Beach
Assateague State Park
Herrchen geht baden...
Morgenrot
Die extrem wilden Pferde...
Minifähre über den Wicomico River in Maryland
Warum sind diese Blauen Krebse rot?
Morgenspaziergang im Tuckahoe State Park
 

Am nächsten Morgen starteten wir früh und fuhren nach Washington D.C. Wie immer hatte Felix einige Parkplätze recherchiert und im Navi eingegeben. Hatte das in allen Städten bisher geklappt, hier funktionierte das nicht. Wir kreisten und kreisten durch die Innenstadt an allen Sehenswürdigkeiten vorbei, wurden von Polizisten zum Abzweigen gezwungen (Lastwagen-Regierungsviertel?) und fanden keinen Parkplatz. Schon nach Mittag steuerten wir den letzten Parkplatz auf Felix’s Liste an. Hier wurden wir fündig, der Weg in die Innenstadt war aber auch ganz schön weit. Und diese Hitze! Aber wir marschierten vom Lincoln Memorial an allen tollen Museen vorbei bis zum Capitol, streiften durch Downtown (wo kaufen sich normal-sterbliche ihre Klamotten?) und schlichen uns von hinten ans Weisse Haus an. Hier liess sich der TRUMPF nicht blicken, also umrundeten wir sein Häuschen und versuchten es auf der Vorderseite. Auch hier nichts. Für uns wurde es Zeit, zum Wohnmobil zurück zu kehren. Wir hatten das ungute Gefühl, dass wir in der Nacht vom Parkplatz vertrieben würden. Wir wären aber so gerne am nächsten Tag nochmals in die Stadt, um ein oder zwei Museen zu besichtigen, der nächstgelegene Walmart zum Übernachten war aber schon ziemlich weit entfernt und wir hätten mit dem Morgenverkehr wieder ins Stadtzentrum fahren müssen. Schweren Herzens verzichteten wir auf einen weiteren Tag in Washington. Irgendwann komme ich wieder und ziehe ich mir alle Smithsonian-Museen am Stück rein!

Tina erkennt überall die Kunstwerke von Alexander Calder (rotes Eisengebilde). Schliesslich hat sie den Künstler ja im Kindergarten thematisiert...
National Gallery of Art, Washington, DC
Stadtparkbewohner
Das Capitol
Downtown Washington
Hintereingang zum Weissen Haus
Frontansicht vom Weissen Haus
National Museum of African American History and Culture
Potomac River

Keine 100 km westlich von Washington liegt der Shenandoah National Park in Virginia. Die Strasse durch den Park (Skyline Drive) führt dem Gebirgskamm entlang nach Süden und ermöglicht immer wieder wunderbare Aussichten entweder rechts runter ins Shenandoah Valley und den dahinterliegenden Bergzügen, oder links runter ins Tal und zu den baumbestandenen Bergen, die sich anscheinend bis zum Meer hinziehen. Es war wieder Mittwoch und wir ergatterten schnell einen Campingplatz für vier Nächte, bevor die Massen von Outdoor-Fanatiker fürs Wochenende alles besetzen. Mittwoch bis Freitag war das Wetter seit langem wieder einmal misslich, so begnügten wir uns mit kurzen Wanderungen, von denen es unendlich viele gibt. Am Samstag wanderten wir einem Bach nach den Berg runter und einem anderen Bach nach wieder rauf. Sieben Stunden. Wunderbare Wasserfälle, aber sooooo steil! Warum hat es hier keine Bergbahnen, die mich auf einen Berg fahren, von wo ich dann runterlaufen kann? Ich mach das gerne auch zwei- oder dreimal, aber diese Kraxelei über Felsstufen, die für meine kurzen Beine viel zu hoch sind… Jaaa, da denkt man, auf so einem Weg wäre man alleine? Nix da! Anders als gemeinhin angenommen, haben sich auch in dieses unwegsame Gebiet haufenweise Wanderer verirrt. Manche sahen bestimmt so erschöpft aus, wie ich mich fühlte! Am Sonntag nochmals wandern gehen? Neeee! Wir fuhren ins Tal und gingen mittags zum Vine-Tasting. Denn rechts und links der Blue Ridge Mountains ist Weinanbaugebiet. Roger Affolter erklärte uns, dass der beste lokale Wein von Barboursville Vineyards hergestellt wird. Naja, vielleicht lag es an der Tageszeit, aber uns schmeckten die Weine nicht sonderlich. Ausser den Dessertweinen, die waren lecker! Die Kurven den Berg wieder hoch nahm Felix mit frischem Schwung nur um beim nächsten Camping ernüchtert zu werden. Sonntagnachmittag und immer noch voll besetzt! Im ganzen National Park war kein Stellplatz frei. Ja sag einmal, müssen diese Leute am Montag nicht zur Arbeit? Sei es wie es will, wir fuhren dem vielgerühmten Walmart von Staunton entgegen. Hier konnten wir auch endlich wieder einmal auswärts essen gehen. Wir liessen Wohnmobil mit Hund stehen und zogen zu Fuss los. Aber hier im Vorort hat es sechsspurige Strassen und Verkehrsampeln, aber keine Gehsteige und keine Zebrastreifen. Die Autofahrer hielten uns für bescheuert. Hier wird nicht gelaufen, hier wird gefahren! Und wenn es nur über die eine Strasse gehen soll…

Weil wir schon mal in der Zivilisation waren, suchten wir gleich noch einen Tierarzt auf. Filou hatte entzündete Ohren und einen Husten. Mit Medikamenten und vollen Vorratsschränken fuhren wir zurück in den National Park.

Felix am Abhang
Weisswedelhirsche im Picnic-Area des Big Meadows Campingplatz im Shenadoah N.P.
 
Nebelmeer
Blick übers Land
Ausblick vom Skyline Drive in Richtung Atlantik
 
Krabelndes Ästchen
Innenstadt von Staunton, Virginia
Sicher ist sicher!
Blick vom Blue Ridge Parkway Richtung Westen

Da wo der Park und der Skyline Drive endet, beginnt der Blue Ridge Parkway. Mit dem Bau dieser Panoramastrasse wurde in den 30-Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen, das allerletzte Stück wurde 50 Jahre später fertiggestellt. Die 469-Meilen lange Strasse verbindet den Shenandoah mit dem Great Smoky Mountains N.P. und führt über bewaldete Hügel und Berge durch die südlichen Appalachen. Wohin man auch schaut, sieht man weitere Bergzüge und Laubwälder soweit das Auge reicht. In manchen Gebieten wird Viehwirtschaft betrieben, an anderen Strecken stehen herrschaftliche Häuser mit gepflegten Gärten. Am Strassenrand wachsen Rhododendren, zur Blütezeit muss das herrlich aussehen! Entlang der Strecke betreibt der National Park Service einige einfache Campingplätze. Unter der Woche stehen wir nachts fast alleine da. Aber wir wurden gewarnt: das nächste Wochenende würde wieder Grossandrang herrschen. Den letzten Campingplatz der Strecke steuerten wir am Donnerstag an und buchten gleich drei Nächte. Wie dem ganzen Parkway entlang, hat es hier auch einige Wanderungen. Nicht sehr lang, aber… ja genau, STEIL. Aber hier liefen wir zuerst bergauf, danach bergab. Das ist mir viel lieber! Übrigens befanden wir uns hier in North Carolina. Tagsüber heizte die Sonne noch zünftig ein, nachts fielen die Temperaturen gegen 5 Grad. Auch hier zoll ich den Campern meine Hochachtung. Bevor wir morgens aus den Federn kriechen, stellen wir die Heizung ein und warten, bis es warm ist. Die Amerikaner kriechen aus ihren Zelten, mühen sich mit klammen Händen mit dem Feuer ab und stehen dann eingemümmelt drum herum und wärmen sich langsam auf. Und das mit Kind und Kegel und Hund. Und wie es mir scheint, machen sie das beinahe jedes Wochenende! Ende Oktober ist aber hier am Blue Ridge Parkway fertig lustig. Die Campingplätze und Touristen-Infos schliessen für den Winter.

Ich würde gerne noch zweimal herkommen. Im Winter, wenn alles gefroren ist und im Sommer, wenn die Rhododendren blühen.

 
Schlagenhaut, aber keine Schlange in Sicht
Morgenspaziergang über eine Kuhweide. Mit Stier inklusive!
 
So reist es sich viel besser!
 
 
 
Doughton Recreation Area am Parkway, jetzt in North Carolina
Baumpilz oder so
 
Linville River
Abendstimmung bei Linville Falls
 
Kitschig-schön, wie in der Schweiz! Little Switzerland ist auch gleich in der Nähe...
Bick vom Mt. Pisgah
Mount Pisgah
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2 Gedanken zu “USA, 2. Bericht

  1. Hoi Tina und Felix,
    danke für eure tolle Reisebeschreibung. Habe mich gerade eine gute Stunde bestens unterhalten. Tolle Landschaften, gute Eindrücke,- einiges ist jetzt auf meiner Wunschliste 😉 !
    Viel Vergnügen im Countrygebiet und liebe Grüsse anne

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