USA , 5. Bericht (Florida, Alabama, Mississippi)

1.12. – 22.12.2017

Die Strände am Golf von Mexico sind traumhaft schön. Der Sand ist beinahe wie Puderzucker, weiss und fein. Das Wasser ist glasklar, so dass man die vielen schönen Muscheln am Meeresboden liegen sieht. Hauptbeschäftigung neben dem Sich-Sonnen ist dann auch die Suche nach Muscheln. Männer und Frauen waten im Meer umher und wühlen mit komischen Gitternetzchen am Stiel im Meeresgrund herum. Man gratuliert sich gegenseitig zu den Fundstücken und gibt sich gute Tipps.

Wir fuhren der Küste nach nordwärts und nahmen uns immer wieder Zeit, die verschiedenen Strände zu geniessen, machten lange Spaziergänge oder schliefen in der Sonne ein, ohne einen Sonnenbrand davon zu tragen. Für unsere Verhältnisse waren wir richtig schön braun! In Sarasota bummelten wir durch leere Strassen, wer konnte, war wohl am oder auf dem Wasser. Tags darauf, einem Sonntag, fuhren wir nach Tampa und „stolperten“ dabei über einen IKEA… Etwa zwei Stunden später waren wir stolze Besitzer von neuem Geschirr, einer Strandmatte und einigen Saugnapf-Haken und nahmen von neuem Kurs auf Floridas Hauptstadt. Ybor-City ist ein Stattteil von Tampa mit einem Mix aus Kopfsteinpflaster und schmiedeeisernen Balkongeländer, vielen Bars und Zigarrengeschäften. Von der Stadtgründung 1880 bis 1930 lebten hier ausschliesslich Immigranten aus Italien, Spanien und Kuba. Gutbezahlte Arbeit fanden sie als Zigarrenroller in den ansässigen Zigarrenfabriken und so gedieh die Vorstadt, wie auch Tampa selber. Da der Bedarf an teuren Zigarren während der Depression und dem 2. Weltkrieg stark gefallen war und in den Fabriken immer mehr automatisiert wurde, gingen viele Arbeitsplätze verloren, so dass um 1970 herum Ybor-City beinahe verlassen war. Und dann kamen die Künstler und mit ihnen die Nachtclubs und Restaurants. Heute sind die alten Gebäude renoviert und wieder bevölkert. Obwohl kaum noch Fabriken ansässig sind, wird die Zigarre in Ehre gehalten. So viele Zigarrengeschäfte wie hier, haben wir noch nie gesehen! Zufällig fand das jährliche Zigarrenfestival statt, als wir da waren. Die Marktstände und Essensbuden waren im Zigarrenrauch kaum auszumachen! 🙂 Eine zweiköpfige Band spielte auf Gitarren, die aus alten Zigarrenschachteln hergestellt waren.

In Tampa selber spazierten wir den Riverwalk auf und ab und schauten dem bunten Treiben auf dem Fluss zu, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Orlando machten.

Im Stump Pass Beach State Park bei Manasota Key.
Im Stump Pass Beach State Park bei Manasota Key. Wunderbare Sandstrand und warmes Wasser.
Alte Häuser in Tampa im Stadtteil Ybor-City.
Noch mehr alte Häuser in Tampa im Stadtteil Ybor-City.
In Tampa im Stadtteil Ybor-City am Zigarrenfestival. Diese Musikband spielt mit Instrumenten aus alten Zigarrenschachteln.
In Downtown Tampa am Riverwalk.
Der Fluss-Sheriff ...
"Trinkboot" auf dem River. Die Passagiere sitzen an einer Bar, müssen aber "trampeln" um das Schaufelrad anzutreiben. Zu viel Alkohol liegt wohl nicht drin, sonst kommen sie nicht mehr vorwärts.
Filou hatte Durst. Der Wasserspender hatte einen eingebaute Hundenapf!
Stimmungsbild auf dem Lake Louise State Park.
Und noch ein Sonnenuntergang im Lake Louise State Park.

In Orlando wollten wir nun endlich mit vier Tage Verspätung unsere reparierte Stossstange abholen. Als wir nachmittags zu Joe’s Werkstatt kamen, waren die Rolltore heruntergelassen. Ein Herr einer benachbarten Werkstatt meinte, der Joe käme bestimmt gleich wieder. Ein anderer meinte, er habe Joe heute noch gar nicht gesehen… Wir warteten eine Stunde und fuhren dann zum Übernachten auf einen Walmart-Parkplatz. Am nächsten Morgen standen wir wieder auf der Matte, nur um alles wie tags zuvor vorzufinden. Während wir geduldig warteten, fuhr ein anderer Kunde vor und erzählte uns, er hätte gestern einen Termin mit Joe gehabt, Joe sei aber nicht da gewesen… Wir schrieben eine Nachricht, dass wir am Donnerstag wiederkämen und fuhren zum Blue Spring State Park nördlich von Orlando. Hier überwintern viele Manatees (Seekühe), da das Quellwasser immer 22°C misst. Bei diversen Spaziergängen dem Quellflüsschen entlang sahen wir immer wieder Manatees, aber auch viele Vögel und Schildkröten. Auf einer 2-stündigen Bootsfahrt auf dem St. John’s River bekamen wir weitere Seekühe, Vögel, Alligatoren und Schildkröten zu sehen. Die Frau Kapitänin erklärte und erzählte mit viel Witz und steuerte ihr Boot gekonnt an die Tiere heran, sodass wir sie von ganz nah betrachten konnten.

Am Donnerstag fuhren wir dann also zu Joe. Aber er war nicht wieder zur Arbeit erschienen. Die Leute aus den kleinen Nachbars-Buden wussten zwar von ihm, dass er eine Schwester und eine Tochter hat, aber wo die wohnten, oder wo Joe wohnt, wussten sie nicht. Seine Mailbox war inzwischen auch schon vollgesprochen… Wir waren alle ratlos! So fuhren wir zum Campingplatz, wo wir schon vor drei Wochen gewesen waren und erwischten gerade noch einen Platz für eine Nacht. Am Freitag erreichten wir Joe auch nicht, und so baten wir darum, weitere drei Nächte auf dem Overflow des Campings bleiben zu dürfen. Da es Wochenende war, waren die offiziellen Stellplätze alle reserviert. Den Rest des Tages verbrachten wir im Shoppingzentrum, auf der Post und beim Tierarzt. Filou’s Impfungen waren fällig und wir hatten ja jetzt Zeit…

Tja, und am Montag fehlte von Joe immer noch jede Spur. Ich dachte schon lange darüber nach, dass er gestorben sein könnte. Vielleicht lag er seit über einer Woche in seiner Wohnung…?

Wir warteten etwas vor der Werkstatt, dann entschlossen wir uns, unsere Stossstange (die wir neben der Garage gefunden hatten) ohne die fehlenden Stücke ins Wohnmobil zu packen. Der Gedanke, dieses Ungetüm immer im Gang zu haben und bei jedem Halt zuerst herausholen zu müssen, stinkte uns sehr. Felix begann abzuschrauben, was abzuschrauben war. Vielleicht konnten wir die Stossstange ja in Plastik einpacken und auf die Fächer hinter dem Bett legen… Als wir voll bei der Arbeit waren, fuhr Herman vor. Herman ist auch ein Buden-Nachbar von Joe. Wir erklärten ihm unser Problem und tarraaaa: Herman hatte einen Schlüssel zu Joe’s Werkstatt! So konnten wir unsere Stossstangen-Befestigungs-Teile rausholen und den Unterfahrschutz wieder montieren. Und was auch immer mit Joe passiert sein möge, er hat eine super tolle Arbeit gemacht! Und wären wir, wie eigentlich geplant, vier Tage früher bei Joe aufgetaucht, wäre er noch da gewesen und wir wären nicht eine Woche in Orlando festgesessen! An diesem Montag kamen wir nicht mehr sehr weit. Felix und ich sind nämlich keine schnellen Handwerker! 🙂

Manatee im Blue Spring State Park. Manatees schwimmen bevorzugt in warmem Wasser, darum kommen sie im Winter den St. Johns River hoch zur Quelle im Blue Spring State Park. Aus dieser Quelle kommt das Wasser permanent mit knapp 23 Grad!
Manatee am Luft "schnappen"
Woody Woodpecker (Helmspecht) angetroffen im Blue Spring State Park.
Nochmals Woody Woodpecker.
Rallenkranich
Baby des Rallenkranich.
Anhinga (m).
Anhinga (w).
Anhingas.
Baby Blue Heron.
Snowy Egret
Blue Heron (Blaureiher)
Great White Egret (White Heron)
Ibis
Komoran.
Weisskopfadler (Bold Eagle)
Schildkröte am Sonnen.
Alligator I
Alligator II
Schlange am Wegrand
Squirrels
Gürteltier.
Die Quelle im Blue Spring State Park.
 
Und wieder ein schöner Sonnenuntergang.
Weihnachtsbeleuchtung auf dem Campingplatz.
Filou zum Impfen beim Tierarzt. Das Behandlungszimmer war themenorientiert . Man sieht es nicht so genau, aber an der Wand sind Hundekekse-Kacheln.
Tina am m&m's Automat.
Zusammengebrochene Mauer  in Orlando. Warum? Auflösung siehe nächstes Foto.
Wenn man genauer hinschaut: Diese Mauer ist aus Styropor.
Felix am Zusammenbauen des  Unterfahrschutzes
Abendstimmung im Lake Grifin State Park.
Live Oak im Lake Griffin State Park. Es handelt sich um eine der ältesten Live Oaks in Florida, sie ist etwa 300 bis 500 Jahre alt.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Florida Panhandle. Die Gegend war einsamer, sumpfig, ärmlich und das Wetter war saukalt. Abends und morgens kam unsere Heizung wieder einmal zu Einsatz und das Sommertenue verschwand in der Schublade. 🙂

Wir besuchten noch einen State Park mit warmer Quelle (20°C), den Wakulla Springs S.P. Hier ist die grösste und tiefste Süsswasserquelle der Welt zu Hause. Von der Unterwasserhöhlen, aus der die Quelle entspringt, sind sage und schreibe über 50 km erforscht! Der Quelle entspringen täglich etwa 1’000’000 m3 Wasser! Auch hier gibt es eine Bootstour, der Kapitän ist aber etwas bejahrt… Die Passagiere zeigen ihm, wo sich Alligatoren und Manatees befinden. Beim Manövrieren des Bootes stösst er an Bäume, beim zurücksetzten fährt er über eine Seekuh (ihr ist nichts passiert) und beim Anlegen rammt er den Steg! 🙂 Beim Verlassen des Bootes kommt man an einer Box vorbei, wo man eine Spende für die Instandstellung des Bootes einwerfen darf…

Da man hier nicht campieren durfte, fuhren wir einige Kilometer weiter zum Apalachicola National Forest und übernachteten auf einem Gratiscampingplatz. Als wir am nächsten Morgen auf der unbefestigten Strasse weiterfuhren, überquerte plötzlich ein Schwarzbär in vollem Galopp die Strasse. Zuerst dachten wir, wir hätten ihn aufgeschreckt, aber etwas weiter trafen wir auf zwei Jäger, die mit dem Gewehr in der Hand auf ihren Autodächern standen. Treibjagd? Eines weiss ich jetzt, weil ich es mit eignen Augen gesehen habe: Bären können verflixt schnell rennen! Riesige Sätze hat der Kerl gemacht! Also wenn so einer hinter einem her ist, hat man keine Chance, davon zu kommen!

Wir fuhren der Küste nach westwärts und übernachteten in einem State Park, wo gerade ein orchestrierter Waldbrand stattfand. Diese Brände sind hier gang und gäb. Die Wälder werden so kontrolliert vom Unterholz befreit und die Gefahr für „wilde“ Waldbrände verringert. Abends flackerten immer wieder Flammen hoch, die Ranger und Feuerwehrmänner waren aber längst zu Hause…

Der Strand hinter Dünen ist fantastisch, nur das Hundeverbot und die tiefen Temperaturen sind ein Ärgernis. Die nächsten zwei Tage fuhren wir diesen Dünen entlang, das Meer an dieser „Emerald Coast“ ist grün, das Wetter kalt. 🙁

In Cedar Key. Es gab zum Mittagessen fritierte Shrimps mit Pommes!
Im Wakulla Springs State Park.
Im Wakulla Springs State Park.
Im Wakulla Springs State Park.
Im Wakulla Springs State Park.
Ein Manatee
Hooded Merganser Duck.
Suwannee River Schildkröten beim Sonnenbaden.
 
Ein müder Alligator (wir haben nie einen wachen Alligator gesehen, die schlafen sicher 23 1/2 Stunden am Tag).
Am Strand im St. Joseph Peninsula State Park. Im Hintergrund sieht man den Rauch des kontrollierten Feuers.
Am Strand im St. Joseph Peninsula State Park und im Hintergrund der Rauch des kontrollierten Feuers.
Strand, Strand und nochmals Strand ...
Das "kontrollierte" Feuer im St. Joseph Peninsula State Park. Eine Frau erzählte uns, die Feuer würden mit Diesel gelegt!
Sonnenaufgang im St. Joseph Peninsula State Park
Strand in Grayton Beach.
Strand in Pensacola Beach. Wunderbar, das Wetter war aber zu kalt und windig um zu baden.

So verliessen wir Florida am 15. Dezember nach etwas über einem Monat und durchfuhren die Staaten Alabama und Mississippi bis wir in Natchez auf den Fluss Mississippi trafen. Ich war von seinem Anblick etwas enttäuscht, aber vielleicht ist er weiter nördlich schöner? Wir fuhren etwas weiter nördlich, die Strasse führte aber nie dem Fluss entlang und da war ja auch immer dieser olle Damm! In Vicksburg wechselten wir die Flussseite und fuhren nun in Louisiana wieder flussabwärts. Hier ist Landwirtschaftsland, wir sahen Rinderweiden, Reis- und Zuckerrohrfelder. Alles ist braun und ärmlich. Ich habe schon oft in meinen Berichten von den schönen Villen geschrieben. Hier stehen alte, schäbige Mobilhomes. Diese kaputten Blechbüchsen würden bei uns keinen Winter überstehen. Die Trostlosigkeit des braunen Landes, die schäbigen Hütten und der herumliegende Müll machen mich traurig. Und mein mystifizierter Fluss? Ein breites, träges, schmutziges Band, an beiden Ufern von Mauern in Schach gehalten. Das kann unmöglich derselbe Fluss sein, an dem Tom Sawyer und Huckleberry Finn ihre Abenteuer zu bestehen hatten! Wir googlen und finden heraus, dass die zwei in Missouri am Mississippi gelebt hatten. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der Fluss auch dort nicht mehr so aussieht, wie von Mark Twain beschrieben.

Je weiter südwärts wir fahren, desto schlimmer wird’s, kommen nun doch noch die Fabriken und Raffinerien hinzu. Ich kann mich noch immer nicht ganz von meinem Traum verabschieden und hoffe, im Delta noch etwas Natur vorzufinden, so wie im Donaudelta vielleicht? Meine Hoffnung wird arg enttäuscht. Hier ist alles einfach nur hässlich! Bruchbuden stehen neben Öltanks, über den Dämmen erblickt man riesige Kähne und Containerdeponien. Was für ein armer Fluss! Da mach ich lieber die Augen zu und schlafe bis wir wieder auf unserem Campingplatz vor den Toren von New Orleans sind. In dieser Stadt werden wir die Feiertage verbringen und das bunte Treiben hilft mir vielleicht über meine Enttäuschung hinweg.

Ölplattform in der Mobile Bay.
Schöne Zypressen im Lake Bruin State Park.
Der Mississippi.
Der gezähmte und eingedeichte Mississippi.
Schiffe auf dem Mississippi.
Alle grossen Chemie- und Ölfirmen haben an den Ufern des Mississippi ihre Fabriken.
Nebel über dem Mississippi.
 
Reitstunde im Farr Park.
Der Mississippi, fotografiert ab einer Brücke.
Und noch eine der "schönen" Fabriken.
Tina hat den letzten Islandpullover fertig gestrickt und ist am Verwerten der restlichen Wolle. Wer auch einen will, kann sich bei Tina melden.
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