8.7. – 6.8.18
Von Watson Lake aus fuhren wir auf der hochgelegten Strassentrasse bis Jake’s Corner, wo wir auf die Strasse nach Atlin abbogen. Atlin lockte schon zur Goldgräberzeit dank seiner traumhaften Lage Touristen an. Am grössten natürlichen See von British Columbia umgeben von hohen Bergen und Gletschern lebten hier 1898 über 10’000 Einwohner. Heute sind es noch knapp 500.
Unsere Fahrt war wenig spannend, es regnete, der Mount Minto war nebelverhangen und die beiden Atlin-Seen passten sich der Farbe des Himmels an und hiessen uns missmutig grau willkommen. Aber das Städtchen? Hier wimmelte es von Menschen und Wohnmobilen. Hatte man neues Gold entdeckt? Nein, wir waren ahnungslos in das Musik- und Kunstwochenende geplatzt! Wir fanden einen Parkplatz am Strassenrand und bummelten mit den Frühaufstehern (10 Uhr) durch die Gassen, besuchten das Museum und Galerien, eine Bäckerei und den Flohmarkt. Uns gefiel der Ort auch bei Nieselregen. Im Zentrum steht ein grosses Doppelhaus zu Verkauf und ich stellte mir vor, im einen Teil zu wohnen, und im andern Teil ein gemütliches Kaffee- und Kuchen-Haus einzurichten. Im Sommer kämen viele Touristen und im Winter die Einheimischen…
Wir fuhren weiter dem See entlang und badeten am Ende der Strasse in einem von einer lauwarmen Quelle gespeisten Teich. Dann machten wir uns auf die Suche nach der Geisterstadt Discovery, die wir an diesem Tag nicht fanden… dafür aber einen netten Übernachtungsort am See. Ein Quadfahrer kam des Weges und erzählte uns, dass er im letzten Jahr sein Goldclaim verkauft hatte und nun in an der kanadischen Ostküste lebte, aber jetzt eben zu Besuch sei. Wir stellten uns vor, wie er im Liegestuhl vor „seinem“ Claim liegt und seinem Nachfolger beim Schuften zuschaut. Übrigens habe er immer noch genug Gold zum Leben aus dem Boden geholt! Ja, es wird überall noch gebuddelt. Ziemlich hässliche Kies- und Erdhaufen türmen sich allenthalben auf. Es sieht schlimmer aus, als in den Kiesgruben um Glattfelden! 🙂
Auf der Rückfahrt nach Atlin fanden wir dann „Discovery“, es steht eben nur noch gerade ein windschiefes Häuschen, dass wir am Hinweg schlicht übersehen hatten. Atlin bei Sonne ist viel hübscher, wir liefen nochmals runter zum See und zum Liquor-Store, bewunderten die Berge und die Gletscher, bevor wir uns auf den Weg nach Skagway/Alaska machten.
Die Strasse nach Skagway gehört zu den schönsten Strecken im Norden Kanadas. Von Carcross aus windet sie sich den White Pass hoch. Das letzte Teilstück vor der US-Grenze führt durch eine wunderschön-schaurige Landschaft, dem Tormented Valley. An windgepeitschten Felsen krallen sich knorrige Bäume und um die vielen kleinen Seen wächst lindgrünes Moos. Wunderschön, auch beim uns begleitenden miesen Wetter.
Von der Strasse erblickt man immer wieder die Schienen der Schmalspurbahn über den White Pass, eine beliebte, atemberaubende Ausflugsstrecke der vielen Kreuzfahrttouristen, die in Skagway haltmachen.
Wir erreichten die Stadt, die immer noch vom Goldrausch lebt, an einem Sonntag und mussten bis am Mittwoch auf eine freie Fähre nach Haines warten. Machte nichts, durch die Strassen des Städtchens zu laufen, machte Spass. Der grösste Teil von Downtown ist Teil des „Klondike Gold Rush National Historic Park“ und steht unter Schutz. Obwohl die Strassen heute geteert sind, gehen die Fussgänger auf erhöhten Holzplanken-Gehsteigen.
Zwischen einem und vier Kreuzfahrtschiffe legten jeden Morgen im Hafen gleich neben den Campingplatz an und tausende Menschen entströmten ihnen und fluteten die Strassen. Busse fuhren sie zu entfernten Aktivitäten oder sie bestiegen einen der Zugwagen, die wenige Schritte von den Schiffen entfernt auf Kundschaft warteten. Abends um sieben war der ganze Spuk vorbei, nur um am nächsten Tag von neuem loszugehen.
Die Goldgräber, die ebenfalls hier an Land gingen hatten einen beschwerlichen Weg vor sich. Entweder nahmen sie den Weg über den White Pass oder den Weg über den Chilkoot Pass. Es wurde verlangt, dass sie die Ausrüstung und Proviant(!!!) für ein ganzes Jahr bei sich hatten und mit dieser Menge an Waren, mussten sie vier bis fünf Mal über die hohen Pässe laufen. Im Winter. Denn sobald das Eis auf dem Lake Bennet schmolz, mussten sie beim Zusammenbau der Schiffe helfen und dann auf dem Wasserweg weiter Richtung Klondike fahren. Dawson City erreichten sie wieder per Schiff auf dem Yukon River, der aber ab November wieder gefroren war. Ein langer, gefährlicher Weg, nur um festzustellen, dass die erträglichsten Claims alle schon vergeben waren.
Eine stündige Fährfahrt von Skagway entfernt liegt Haines. Obwohl die Fähre pünktlich in Skagway bereitstand, warteten wir geschlagene drei Stunden, bis wir sie endlich befahren durften. So erreichten wir Haines mitten in der Nacht (es wurde aber nicht dunkel) und sahen auf dem Weg zu unserem Campingplatz unseren ersten Grizzly mit 2 Jungtieren am Ufer des Fjords. Am nächsten Morgen fuhren wir ins Städtchen. Dieser Ort war ebenfalls Ausgangspunkt vieler Goldgräber auf ihrem Weg nach Norden. Haines entschied sich aber gegen den grossen Rummel der Kreuzfahrttouristen. Viel zu sehen gab es hier nicht und so fuhren wir in einen Park und wanderten mit Blick auf zwei Gletscher. Von hier aus ging es über den Chilkat Pass zurück nach Kanada. Mir gefiel die baumlose Hochebene sehr, Felix wünschte sich schon bald wieder einen Wald herbei! Da das Wetter endlich wieder mal top war, machten sich Felix und Filou auf den Weg zu einem Gletscher. Nach etwa zwei Stunden langweilte ich mich und „rannte“ hinterher 🙂
Whitehorse ist die Hauptstadt des Yukon und bietet alles, sogar einen Walmart zum Übernachten! Hier verdrückt man sich aber nicht in ein hinteres Eckchen, sondern stellt sich prominent zu den anderen 100 Wohnmobilen! Aber der Ort hat mehr zu bieten. Kleidergeschäfte (nicht nur bedruckte T-Shirts), Buchhandlungen (nicht nur kitschige Cowboy-Romänchen) und Spezialitäten-Geschäfte sowie Museen, Theater und Kino. Das hatten wir alles schon seit Edmonton nicht mehr gesehen!
Den nächsten verregneten Morgen verbrachten wir in den etwas schäbigen, aber warmen Takhini Hot Spring, bevor wir uns auf den Weg nach Dawson City machten. Ahhh, da geht rechts eine Strasse weg, der „Silver Trail“. Wollen wir? Warum auch nicht, besuchen wir doch die Ortschaften Mayo, Elsa und Keno. Laut Reiseführer leiden die kleinen Dörfer seit Stilllegung der Silberminen wegen Preiszerfall im 1989 unter schwindenden Einwohnerzahlen. Aber in einigen der Silberminen wird eindeutig wieder gearbeitet!
Wir fuhren bei Nebelregen auf den Aussichtsberg von Keno-City. Auch hier oben scheint sich was zu tun, auf alle Fälle sind die Wanderwege durch schwere Maschinen aufgewühlt und schlammig, unsere Gummistiefel kamen zum Einsatz! Aussicht ins Tal gleich null und beim Spazieren verlor ich Filou, der sich im Nebel auf die Jagd nach Erdhörnchen machte. Ich sah nichts und Hund wollte nicht hören. Wir beschlossen, auf dem Berg zu übernachten, vielleicht klarte das Wetter ja auf und am Morgen hätten wir dann eine tolle Aussicht. Das geschah schon in der Nacht und so verliessen wir unser geheiztes Zuhause nochmals und stolpern durch die Helligkeit.
Als nächstes rief der Dempster Highway, der bis nach Inuvik in den Northwest Territorries führt. Aber an der Abzweigung stand „Strasse gesperrt wegen Erdrutschen“. Ja der Sch… Regen aber auch immer! Wir fuhren die 40 Kilometer nach Dawson City hinein um uns zu erkundigen. In keinem der beiden Visitor Centers konnte man uns Auskunft geben, wie lange die Räumung der Strasse dauern würde, wir sollten einfach am nächsten Tag nochmals vorbeischauen. Wir nahmen an einer tollen Stadtbesichtigung teil, gingen auswärts Essen und campierten auf dem Parkplatz des Hundeparks. Am nächsten Morgen verschliefen wir so richtig und lagen immer noch in den Federn, als es an die Türe klopfte und uns eine Dame der Stadtverwaltung darüber informierte, dass in der ganzen Stadt nicht auf Parkplätzen übernachtet werden dürfe. Wussten wir ja, taten es aber trotzdem… Aber sie war richtig nett und bat uns einfach, weiter zu fahren, sobald wir auf wären. 🙂 Und der Dempster Highway war schon geräumt und wartete nur auf uns!
In Whitehorse hatten wir uns noch bemüht, einen Schutz für unsere Windschutzscheibe zu kaufen, das was wir wollten (wie beim Handy) gab es aber nicht. Kaum waren wir zehn Kilometer auf dem Schotter-Dempster, flog uns ein Felsbrocken in die Scheibe! Mist! Unsere Scheibe hat seither eine Ecke ab! Etwas weiter der Strasse entlang war eine Wanderung und wir kletterten dem Grizzly Creek entlang zum Aussichtspunkt hoch. Als wir wieder zurück waren, bog ein Schweizer Wohnmobil auf den Parkplatz ein und Sepp aus Schwyz stieg aus. Er war schon auf dem Rückweg aus Inuvik und Tuk. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass Sepp seine Frontscheibe auch hatte schützen wollen und eine Plexiglasscheibe und Doppelklebband gekauft hatte, nur um festzustellen, dass seine Scheibe etwa viermal so gross ist. Tja, unsere hat genau die richtige Grösse und während Sepp auf den Berg steigt, montieren wir unsere neu erworbene Schutzvorrichtung. Nicht, dass danach nochmals ein Stein geflogen kam! 🙂
Der Dempster Highway ist 740 Km lang und führt durch boreale Wälder, über Pässe der nördlichen Ausläufer der Rockies, durch Taiga und Tundra bis zum Delta des Mackenzie River. Die Fahrt war lang und abwechslungsreich. Aber wooooo haben sich all die Tiere versteckt? Hier eine Aufzählung der Tiere, die wir NICHT sahen: Schwarzbär, Grizzley, Elch, Karibu, Moschusochse, Wolf, Fuchs, Vielfrass, ….! Aber gleich nach der „Grenze“ Yukon/Northwest Territories stand ein Wohnmobil mit offener Kühlerhaube am Strassenrand. Wir fragte, ob wir helfen könnten und der Herr bat uns, in Fort McPherson Bescheid zu sagen und einen Abschleppwagen zu senden (auf der ganzen Strecke kein Telefonempfang). Ja, klar doch… Nach beinahe 2 Stunden wurde uns dort mitgeteilt, dass es hier keinen Abschleppservice gäbe und der Strassenunterhalt dem armen Mann schon weiterhelfen würde. Wir hofften, dass dem so wäre!
Für die Fahrt nach Inuvik liessen wir uns drei Tage Zeit und erreichten die Stadt an ihrem 60. Geburtstag. Inuvik wurde 1958 gebaut, um den im Permafrost versinkenden Ort Aklavik zu ersetzen. Die Bauerei auf Permafrost ist difficil, so wurde die ganze Strasse aufgeschüttet und man fährt zum Teil auf einem Damm. Die Wasserzu- und -ableitungen in Inuvik sind oberirdisch, was dem Ort einen etwas ausserirdischen Flair verleiht. Nein, schön ist das Städtchen nicht! Wir spazierten zum Festplatz und schauten der Vorführung von arktischen Spielen zu, schauten uns die Kunstausstellung in der Eishalle (ohne Eis) an und assen im besten Haus am Platz zu Abend. Bis vor einigen Tagen ging die Sonne hier nie unter, jetzt verschwand sie nur kurz hinter dem Horizont, ohne dass es in irgendeiner Art dunkel geworden wäre. Am nächsten Tag verbringe ich einige Zeit in der Wäscherei des Campingplatzes und komme mit einer Dame ins Gespräch, die hier aufgewachsen ist und jetzt zum Jubiläum zu Besuch kam. Sie erzählte mir, dass sich die drei hier lebenden Ethnien (Inuvialuit, Gwich’in-„Indianer“ und „Weisse“) sehr gut vertragen und vermischen und sich um einander kümmern. Wir sehen in den Strassen aber einige First Nation, die wohl keine Arbeit haben und schon am Morgen an einer Flasche nuckeln. Weiter erzählte die Dame mir, dass die Senioren und Seniorinnen jeden Tag zu Hause abgeholt würden und den Tag gemeinsam in einem Zentrum verbringen würden. Turnen, Handarbeit, Therapien, Singen, gemeinsam Kochen und Essen. Abends werden sie wieder nach Hause gebracht. Und das Ganze kostet die Leute gar nichts. Ab dem Pensionsalter wird das Feuerholz für den Winter gratis geliefert und alle Kosten für die ärztliche und zahnärztliche Versorgung werden übernommen. Trotzdem möchte ich hier nicht alt werden. Im Winter nur vier Stunden Dämmerlicht und sonst stockdunkel und eisig kalt!
Auf unserem Fest-Prospekt stand, dass am Sonntag um 17 Uhr ein Kanurennen stattfinden würde. So machten wir uns auf den Weg zum Fluss, wo wir eine Stunde warten mussten, bis es endlich losging. Das Rennen war eher langweilig, dafür amüsierten wir uns königlich ab all den Kindern, die den heissen Nachmittag im Schlamm am Fluss verbrachten.
Am nächsten Morgen befuhren wir die neue Strasse nach Tuktoyaktuk an der Beaufort-See. Die hochgelegte Schotterstrasse wurde erst letzten November eröffnet. Davor war der von Inuvialuit bewohnte Ort nur im Winter über die Eisstrasse erreichbar. Nicht alle im Dorf sind mit der Strasse glücklich und einige trauern der Winterstrasse nach.
Zu Beginn säumen dürre Tännchen die Strasse, bald wächst nur noch Gras, Moos und Erlengestrüpp. Das Land gehört den First Nation, jagen oder fischen darf hier nur, wer eine Bewilligung vom Chief eingeholt hat. Obwohl oder gerade weil neu, ist der Schotter der Strasse tief und das Fahren an einigen Stellen eine Herausforderung. Anscheinend soll es bei Regen noch schlimmer sein. Die Strecke führt zwischen und um 100 Seen und ist insgesamt 144 Kilometer lang. Es gibt einige Fahrradfahrer, die sich ebenfalls durch den tiefen Kies mühen… Die vorbeifahrenden Lastwagen bremsen brav ab und befördern Kies zum Ausbessern der neuen Strasse :).
Speziell sind hier die Pingos. Das sind kleinere und grössere Hügel, die durch den Permafrost entstehen und wie Pickel in der sonst flachen Landschaft stehen. Permafrost (hier etwa 300m dick) verhindert das Abfliessen von Wasser (Regen, Tauwasser). Dieses lagert sich im ungefrorenem Erdreich ein und gefriert dort im Winter. Die entstandene Eislinse hebt das Erdreich an, Pingos entstehen. Vor den Toren von Tuk steht der zweitgrösste Pingo der Welt, der Grösste ist in Sibirien.
Die Häuser in Tuktoyaktuk haben nun gar keine Wasserleitungen mehr! Das Trinkwasser wird grösseren Haushalten täglich per Tankwagen geliefert, kleinere Haushalte erhalten es alle zwei Tage. Das Wasser wird bei einem grossen Reservoir-See gleich am Dorfeingang geholt. Das Reservoir wird immer im August mit Wasser aus einem klaren See aufgefüllt. Wo genau die Abwässer landen, wissen wir nicht, auf dem Rückweg fuhren wir aber an einem Schild vorbei, auf dem es etwas wie „Abwasser-See“ stand. ????
Tuk(toyaktuk) hat zwei Lebensmittelgeschäfte, eine Tankstelle und eine Schule (Kindergarten bis Highschool), wo 5 Lehrer (aus Tuk) die Schüler unterrichten. 50% der Jugendlichen verlassen das Dorf für eine Ausbildung. 50% bleiben und leben wie ihre Eltern vom Fisch- und Walfang, von der Karibu- und Elchjagd und vom Fischen. Wie sie sich dann aber die Motorschlitten, Quads und Autos leisten können? Keine Ahnung!
Wir übernachten auf einem Platz direkt am arktischen Meer. Hier hat es Picknicktische und Feuerringe. Tja, eigentlich ist das der Picknickplatz der Bevölkerung, aber eine andere Möglichkeit, die Touristen unterzubringen gibt es einfach (noch) nicht. Das Info-Center ist in einem Häuschen in der Grösse eines Gartenschuppens untergebracht und die zweistündige „Stadt“-besichtigung kostet 50 $/Person und ist in Ermangelung von tollen Sights etwas peinlich. Da watet man halt zwanzig Minuten im eisigen Meer herum und stellt sich mit dem Eskimo-Anorak zum Fotografieren auf, nur um den Tourguide glücklich zu machen! Aber er hat sich wirklich Mühe gegeben und uns sogar für um 22 Uhr zum Blauwal-Essen eingeladen. Leider schlafen wir um diese Zeit immer schon 😉 ! Sehr interessant ist aber der Gemeinschafs-Tiefkühlkeller zehn Meter unter dem Boden im Permafrost! Leider darf der nicht besichtigt werden, im Internet findet man jedoch interessante Bilder dazu.
Zum zweitletzten Mal in diesem Jahr, ging hier ging die Sonne nicht unter und wir erlebten eine wunderbare Mitternachtssonne. Jemand hatte uns gesagt, dass man um 3 Uhr in der Früh die schönsten Fotos machen könne. Als wir um 3.20 Uhr erwachten, war das Meer nebelverhangen und anstatt die schönsten Fotos überhaupt zu schiessen, schlossen wir die Augen wieder. Für die Rückfahrt nach Inuvik besserte sich das Wetter nicht. Schotter und Himmel hatten die gleiche Farbe. Inuvik sah auch nicht einladend aus, und so fuhren wir daran vorbei und machten uns auf den Weg zurück nach Dawson City.
Auf dem Rückweg war der gestrandete Wohnmobil-Fahrer weg, wir waren sehr erleichtert! Und wir sehen tatsächlich einen Vielfrass die Strasse überqueren und werden von anderen Reisenden auf eine Elchkuh mit Kalb hingewiesen. In meiner schusseligen Art vertreibe ich die zwei bevor ich ein Foto machen kann. So peinlich, da sind die anderen Leute so nett und können wegen mir nur noch den Hintern der Elchkuh fotografieren… 😮
Zurück in Dawson City sind wir brav und stellen uns auf der anderen Seite des Yukon Rivers auf den Campingplatz für zwei Nächte. Die Fähre bringt uns jeweils in die Stadt, die uns recht gut gefällt. Wir sinnieren darüber, den Winter hier zu verbringen, sollte Felix keine weitere Aufenthaltsbewilligung für die USA bekommen. Bei Temperaturen von bis zu -50°C würden wir aber schon eine Wohnung brauchen! Also, tschüss dann mal fürs Erste, vielleicht im Oktober wieder!
Auf der „Top oft he world-Highway“ fuhren wir Alaska entgegen. Die Strecke ist grandios, um uns herum baumbewachsene Hügel und in der Ferne schneebedeckte Gipfel. Wieso musste es schon wieder so sch… Wetter sein? Gestern war’s doch eben noch wunderschön gewesen!
An der einsamen Grenze zur USA hoch oben in den Bergen versuchten wir den Zöllner dazu zu bringen, Felix Aufenthaltsbewilligung um zwei Monate zu verlängern. Seine Nettigkeit ist legendär und er verstand unser Problem nicht. Vielleicht wurde er hierher strafversetzt, denn so freundlich darf ein US-Zöllner glaubs nicht sein! Da die Aufenthaltsbewilligung erst Mitte September abläuft, konnte er uns jetzt, Ende Juli, nicht helfen. Schade.
Ein Abstecher nach Eagle am Yukon River bescherte uns ein paar Begegnungen mit Karibus. Die Geweihe dieser Tiere sind gewaltig!
Im Örtchen Chicken übernachteten wir an einem Flüsschen. Filou wurde endlich wieder einmal geschoren und wir genossen die Sonne. Plötzlich planschte etwas durchs Wasser und als wir nachschauen gingen, war es ein Karibu, keine zehn Meter von uns entfernt! Abends ging Felix noch mit Filou spazieren und beschloss, durch den Fluss „nach Hause“ zu kommen, so wie es das Karibu vorgemacht hatte. Als das Wasser knietief wurde, nahm er Filou auf den Arm und musste schon bald mit der anderen Hand seine Shorts hochhalten. Da rutschte er auf den glitschigen Steinen aus und plumpste ins Wasser! Filou schwamm an Land, Flipflop schwamm von dannen. Zurück blieb ein nasser Mann mit einem nassen Handy! Tja, seither befindet es sich mehrheitlich im Koma. Handy, nicht Mann. Was also die fehlenden Übernachtungsfotos erklärt…
Dass Filou schwimmen kann, musste er kurz darauf nochmals beweisen. Wir liehen uns an einem kleinen See ein Gratis-Ruderboot aus. Ich ruderte uns über den See, Felix übernahm den Rückweg. Filou stand dabei auf dem Bänkchen, die Vorderpfoten vorwitzig auf dem Rand des Bootes gestützt. Ein ruckartiges Wendemanöver von Felix reichte, um den armen Hund zu den Schwänen in den See zu befördern! In diesem Moment dachte ich leider nicht daran, ein Foto zu schiessen! 🙂
Nach zwei heissen Tagen in Tok und zwei trockenen Tagen beim Wandern an der Nabesna-Strasse im Wrangell/St. Elias National Park, fuhren wir die fantastische Strecke durch die Berge nach Valdez. Im dichten Nebel! Und Regen! Den Worthington-Gletscher konnten wir sehen und kletterten auch hoch, aber alle anderen Gletscher blieben unseren Blicken verborgen. Valdez ist kein hübscher Ort, wir blieben aber zwei Nächte auf dem Campingplatz, in der Hoffnung, etwas von der grandiosen Bergen um uns herum zu sehen. Aber die Wetterprognosen sind für die ganze kommende Woche schlecht, wir werden uns morgen also auf den Weg nach Norden, nach Fairbanks machen. In Valdez lernten wir die Langzeitreisenden (7. Jahr) Raymonde und Thomas kennen und liessen uns bei ein paar Gläsern Wein von ihren Abenteuern erzählen. Sie sind auch noch ein Weilchen in Alaska unterwegs und vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen irgendwo?
In zwei Wochen treffen wir uns mit unseren Freunden Nicole und Roger und werden 3 Wochen lang zu viert mit zwei Fahrzeugen unterwegs sein. Sie bringen uns auch einige wichtige Sachen mit: einen Ohrring für mich, da ich einen im Bryce Canyon verloren hatte, ein Paar Fitflops, da ich hier einfach keine bequemen Flipflops finden kann, ein paar Aufkleber fürs Auto und EIN NEUES HANDY für Felix. Wir würden uns aber auch ohne die Mitbringsel sehr über ihren Besuch freuen! So long!
Übrigens haben wir kein Gold gefunden!
Liebe Tina, lieber Felix
Habe soeben den zwölften Bericht von Tina genossen. einfach toll diese Schilderungen über Eure Erlebnisse und Taten. Besonders die Gegenden, die ich mit Werni, meinem Bruder, ebenfalls befahren durfte, wecken starke Erinnerungen. Ebenfalls beeindruckt bin ich von Euren Bildern und den gut recherchierten Ausführungen über Landschaften, Flora und Fauna, aber auch über geschichtliche Ereignisse und Begegnungen mit „Eingeborenen“. Danke und weiterhin gute Reise!