On the run und Baja zum Zweiten

6.9. – 20.10.18

Ja, wir hatten es eilig. Wegen Felix auslaufender Aufenthaltsbewilligung mussten wir schnell nach Mexiko. Wir beschlossen, uns im 2-Stunden-Rhythmus beim Fahren abzuwechseln und täglich circa 500 – 600 Km abzufahren. Unterwegs gab es aber doch noch Sachen zu sehen und zu erledigen. Kanada war bald erreicht und auf halbem Weg zwischen Whitehorse und Watson Lake platzte uns ein Reifen. Zum Glück ging alles gut und der Ersatzreifen war innert einer halben Stunde montiert. Wir sind soooo schnell! 🙂 Nun kam aber die Frage auf, wo wir ein Ersatzrad kaufen könnten. Zurück nach Whitehorse, wo’s bestimmt was Passendes geben würde, oder vorwärts nach Watson Lake? In beide Richtungen warten es über 200 Km… Wir fuhren weiter, unsicher, ob wir in dem kleinen Kaff einen Reifen finden würden. Aber wir hatten Glück. In der einzigen Garage im Ort fanden wir einen etwas abgefahrenen, aber brauchbaren Reifen. Könnt ihr euch vorstellen, an einem Samstagabend um 19:00 Uhr in der Schweiz ein Rad kaufen zu wollen? Oder könnt ihr euch vorstellen, dafür ins Tessin fahren zu müssen, weil sonst kein Ort am Weg liegt? Wir gaben ein grosszügiges Trinkgeld und konnten jetzt beruhigt auf den Cassier-Highway abbiegen. Unser Ziel war der kleine Ort Hyder, eine Alaska-Enklave. Hier hofften wir nun, Lachs-fischende Bären zu sehen. Und wir wurden nicht enttäuscht! Der Gryzzly liess zwar auf sich warten, aber dafür blieb er auch lange im Fluss.

 

 

 

Und da es so schön war, kamen wir am nächsten Morgen wieder und warteten beinahe zwei Stunden, bis wir uns ohne weitere Sichtung von dannen machten.

Herbst in Alaska. Blick vom Glenn Highway zum Matanuska Glacier.
Kanadagänse brechen Richtung Süden auf
Gutgenährte Elchdame
Die zwei waren auch bei Regen unterwegs
Ich fuhr zügig dem Highway entlang, plötzlich gab es einen Klapf und Felix schreckte aus dem Schlaf auf.
Gletscher auf dem Weg nach Hyder
Wie der Fluss, war auch der kleine See voll mit toten, stinkenden Lachsen.
Wirklich anstrengen musste sich der Kerl nicht. Der Fluss war geragelt voll mit lebenden und toten Lachsen!
Hab dich!
Hmmm, lecker!
Auch die zwei kommen nicht zu kurz!

Next Stop Jasper National Park und Banf mit Schneefall am Morgen. Von hier reisten wir nach Montana/USA ein und genossen eine schöne Fahrt durch die Rockies. Als nächstes machte uns ein unbekanntes Vibrieren im Auto sorgen. Wir vermuteten, dass es mit unseren schlechten Reifen zu tun haben müsste, und als wir durch Boisie, Oregon fuhren, machten wir uns auf die Suche nach passenden neuen Finken für Emma. Nach einigen Stunden gaben wir auf, die Hauptstadt von Oregon führte zwar unsere Reifenmarke, nicht aber unsere Grösse. Als wir am Abend an einem See im no-mans-land campierten, schaute sich Felix zufällig einen Reifen an und entdeckte Löcher und vorstehende Drähtchen! Wie konnte uns das entgangen sein? Wir hatten doch den ganzen Morgen lang unsere Reifen gezeigt und keiner sah, in welch schlimmen Zustand die tatsächlich waren! Schnell wechselten wir den schlimmsten Reifen aus. An dem ruhigen „Antelope Reservoir“ ging es nach dem Eindunkeln plötzlich laut zu und her. Der See wird nur durch Schmelzwasser gefüllt und trocknet den Sommer über mehr und mehr aus. Dem Ufer entlang sumpfte Filou beim Spazieren „pfotentief“ ein und ich hielt schön Abstand. Aber ein Pickup-Fahrer fand es sehr amüsant, so nah wie möglich dem Ufer entlang den See zu umrunden und blieb auf der anderen Seeseite im Schlamm stecken. Ein zweiter Pickup kam zu Hilfe und versumpfte ebenfalls. Und dann nachts dieser Lärm von hin und her fahrenden Autos, Quads, Baggern und Lastwagen… Am nächsten Morgen sahen wir, was passiert war: Ein zu Hilfe eilender Traktor steckte tiiiiief und schief im Schlamm. Und ein Bagger, der den Traktor herausziehen wollte, sass auch fest. Wohlgemerkt, muss es sich hier um Einheimische gehandelt haben… Das mit grossen Seilwinden ausgerüstete Militärfahrzeug schaffte es nicht, den Traktor herauszuziehen und nach über einer Stunde „Gaffen“ zogen wir weiter. Wer weiss, vielleicht sind die immer noch am Fahrzeug bergen?

Wir erreichten Reno unbeschadet und fanden in der ersten Garage unser Reifen. Nach einer Nacht auf einem Casino-Parkplatz fuhren wir nach Stockten um unser Auto in die Werkstatt zu bringen. Hier waren wir schon einmal gewesen und wussten, dass die Mechaniker gute Arbeit leisten. Der Chef rief auch gleich seinen Tierarzt an und fragte für uns, ob er Zeit habe, bei Filou den Zahnstein zu entfernen. Sie hatten keine Zeit und verwiesen uns an einen anderen Tierarzt. Dieser war Koreaner und hatte seine Praxis in einem heruntergekommenen Viertel der ohnehin sehr armen Stadt. Die Verständigung war etwas schwierig, aber wir liessen Filou dann doch mit einem guten Gefühl zurück. Als wir Filou wieder abholen gingen, betrat hinter uns ein Polizist die Praxis. Wir dachten, wir hätten falsch geparkt, aber der Tierarzt gab dem Officer ein Handzeichen, worauf dieser die Praxis verliess und zur angewiesenen Nebentüre ging. Als wir nach draussen kamen, zerrte der Polizist einen grossen Hund aus seinem Auto und bugsierte das arme, sich wehrende Tier durch die Hintertüre in die Praxis… uns war sofort klar, was mit dem Streuner hier passieren würde! Wie traurig!

Ui! Der wäre nächstens geplatzt!
Unser Übernachtungsort beim Antelope Reservoir
Die Steckengebliebenen Pickups
und der eingesunkene Traktor beim Versuch, ihn zu bergen.
Emma in guter Gesellschaft!

Im Frühjahr hatte der Tioga-Pass noch Wintersperre, jetzt wollten wir die schöne Passstrasse vom Yosemite zum Monolake fahren. Das Wetter war herrlich und die vielen Wanderwege luden zum Spazieren ein, aber leider war alles um uns herum Nationalpark und für Hunde verboten. Beim Monolake trafen wir Monika und Georg aus Deutschland. Sie fahren einen Landcruiser mit Bimobil-Kabine und haben etwa dieselben Pläne wie wir. Vorläufig bleiben sie aber noch etwas länger in den USA. Seit wenigen Tagen begleitete sie eine rüstige Deutsch-Amerikanerin (80 Jahre alt) mit ihrem selbstausgebauten Pickup-Camper. Ingrid zieht jeden Sommer los, um der Hitze im Grossraum Los Angeles zu entgehen. Nachdem sich Ingrid im Tiefsand eingegraben hatte und Georg sie im Nu wieder rausgezogen hatte, verbrachten wir die Nacht gemeinsam am Rande der Wüste unter Pinienbäumen. Am nächsten Tag fuhren Felix und ich nach Süden, die anderen drei nach Norden. Man sieht sich bestimmt wieder!

Auf keinen Fall wollten wir uns nochmals durch den Verkehr um LA quälen, so fuhren wir im Landesinneren nach San Diego. Nach drei Nächten auf dem sehr teuren Campingplatz und dem Erledigen von tausend kleinen Sachen, waren wir gerüstet, um die Grenze nach Mexiko zu überqueren. Nur 3 Tage zu spät, aber die Amis kontrollieren ja nicht, wer ihr Land verlässt und so merkte keiner, dass Felix ein Illegaler war.

Auf dem Tioga Pass. Baum gegen Fels wie David gegen Goliath
Silbersee am Tioga Pass 🙂
Mono Lake
Die Tufas am Seeufer
 
 
Übernachtungsplatz: einmal Bimobil, einmal AlphCab und einmal "Selbst ist die Frau"
Der Mono Lake
Die Sierra Nevada im Hintergrund

Die Einreise nach Mexiko verlief problemlos. Dieses Mal mussten wir auch Emma vorübergehend importieren. Sie darf jetzt also 10 Jahre in Mexiko bleiben, während wir nur gerademal die üblichen 6 Monate bekamen. Aber immerhin wurden wir vom Zoll mit Handschlag und einem warmen „Bienvenida“ begrüsst! Die erste Nacht verbrachten wir in Ensenada am Pazifik, überquerten aber dann die Halbinsel um die nächsten Tage am Cortez-Meer zu verbringen. Das Wetter war sonnig und heiss, das Meer lauwarm und beinahe Touristen-los. Hier werden die Horden von Snowbirds erst im November eintreffen, wir genossen die leeren Strände und die schattenspendenden Palapas. Beim Spazieren begegneten wir einem humpelnden Hund mit einer beinahe verheilten Narbe an der Hüfte. Sie lief so schlecht, dass ich vermutete, dass sie sich beim Zusammenstoss mit einem Auto wohl die Hüfte gebrochen hatte. Sie war sehr mager und so bekam sie von uns immer etwas Hundefutter. Fortan lag sie bei unserem Wohnmobil, sehr genügsam und unaufdringlich. Wir hatten das Gefühl, dass sie entweder vor kurzem Junge gehabt hatte oder bald werfen würde. Das Zweite war der Fall: Während unserer zweiten Nacht in San Felipe brachte die Hündin unter unserem Wohnmobil zwei Welpen zur Welt. Gleich danach packte sie ihren Nachwuchs und brachte ihn unter einem stationären Wohnwagen in Sicherheit. Am nächsten Morgen mussten wir die Hunde ihrem hoffentlich guten Schicksal überlassen.

Die Bahia de los Angeles war unser nächstes Ziel. Wieder mieteten wir uns auf einem leeren Campingplatz mit Palapa ein. Das Meer war spiegelglatt und türkisgrün und lockte mit warmem Wasser. Wie herrlich ist doch das Leben! Als ich an Land watete, pikste mich etwas in den Fuss. Zuerst dachte ich, ich sei wohl auf einen Krebs getreten. Dann hätte der Schmerz aber gleich wieder nachlassen müssen. Aber es machte höllisch weh und wurde nicht besser. So humpelte ich zum Wohnmobil zurück und litt mehr oder wenig still vor mich hin. Felix wollte nach einiger Zeit wieder ins Wasser und ich meinte noch, ob er nicht Schuhe anziehen wolle. Nein, nein, mir passiert schon nichts, meinte er. Als nächstes hörte ich den Schrei einer Möwe, ach nein, das war Felix, der da schrie und stark blutend über den Sand gelaufen kam. Sobald das Blut gestillt war, humpelte Felix zur Reception und fragte, was uns da gestochen habe. Der Dame war sofort klar, dass wir auf kleine Stachelrochen getreten waren. Die mögen das warme Wasser und graben sich in Strandnähe im Sand ein. Ja super! Das sind echte Spielverderber! Am nächsten Tag ging ich mit Badeschuhen und einem Besenstil baden. Mit dem wühlte ich den Sand vor meinen Füssen auf und verjagte allfällige Rochen. So unbeschwert, wie vor dem Vorfall, gehen wir nicht mehr baden!

Erste Übernachtung in Mexiko: Ensenada am Pazifik
Leere Campingplätze am Golf von Californien (Sea of Cortez). Hier San Felipe.
 
Streuner "Bella", die unter unserem Womo 2 Welpen gebar.
Bahia de los Angeles, wunderschön. Wenn es da nur keine Stachelrochen hätte...
Fischer schenkten uns ein Fischfilet, dass wir sogleich grillierten. Es reichte gleich für zwei Mahlzeiten.
Fundstücke am Pazifik

Für die Weiterfahrt hatte Felix auf der Landkarte eine „Strasse“ durchs Gebirge gefunden. Kurz vor der Abfahrt sprach mich ein hier ansässiger Amerikaner an und fragte mich, ob wir über das aufziehende Unwetter informiert seien. Der Tropensturm „Rosa“ sei im Anmarsch und wir sollten uns in Sicherheit bringen. Hm, die Vorstellung, auf einer nicht instand gehaltenen Strasse stecken zu bleiben im Starkregen, der womöglich Erdrutsche auslösen würde, behagte uns nicht. Bestimmt wäre es auch besser, in einem grösseren Ort den Durchzug von „Rosa“ abzuwarten. So machten wir uns auf Bundesstrasse 1 auf nach Guerrero Negro, einer Kleinstadt gleich hinter der Grenze nach Baja Caliofornia Sur. Tropensturm „Rosa“ kam vom Pazifik her und hätte die Stadt streifen müssen. Ja, es windete sehr stark und weil es auch extrem heiss war, mussten wir die Fenster offenhalten. So legte sich Sand auf alle Flächen und blieb an uns haften. Nachts setzte dann der Regen ein, aber lange nicht so stark, wie erwartet. Als sich die Sonne nach zwei Tagen wieder blicken liess, fuhren wir wieder an die Cortez-Sea nach Santa Rosalia, zur Bahia de la Conception und nach Ciudad Conception. Hier begann mein vom Stachelrochen verletzter Fuss zu jucken, am nächsten Morgen war die Haut gerötet und hart. Wir beschlossen, bis nach La Paz zu fahren, und dort im Spital vorbei zu schauen. Inzwischen war mein Fuss geschwollen und das laufen machte weh. Die Notaufnahme war gestopft voll, alle Stühle besetzt und immer mehr Leute kamen rein. Wir versuchten der Dame hinter dem Schalter mein Problem zu erklären, sie sprach aber kein Englisch und unser Gestackel war nicht wirklich Spanisch. So holte sie kurzerhand einen englischsprechenden Arzt, der mich sofort mitnahm, an allen wartenden Mexikanern vorbei. Die entzündete Wunde wurde gereinigt und verbunden und ich wurde mir Antibiotika und Schmerzmittel beladen wieder hinaus geführt. Auf meine Frage, wo ich das Ganze bezahlen könne, winkten sie ab. Als nächstes fuhren wir zur „El Nopal“ Sprachschule und meldeten uns für zwei Wochen Unterricht an. Während dieser Zeit lebten wir auf einem schönen Campingplatz mit Swimmingpool und schönen, sauberen Badezimmern.

Bald trafen Sylivia und Richard aus der Schweiz ein. Sie haben dasselbe Fahrzeug, wie wir und hatten es seit März hier in der Stadt eingestellt gehabt und Urlaub zu Hause gemacht. Wenig später kamen Karin und Andi hinzu. Auch sie fahren mit einem Alpha-Cab durch die Gegend und kehrten vom Heimaturlaub in Deutschland zurück. Die vier hatten sich in Arizona kennengelernt, die Baja im Januar/Februar zusammen bereist und werden auch das Festland gemeinsam erkunden. Nachdem wir die Schule beendet hatten, verliessen wir den Campingplatz und fuhren zum Tecolote-Strand, ca. 20 Km südlich von La Paz. Hier verbrachten wir gemütliche Tage mit baden, essen, lesen und schnorcheln. Morgen Sonntag werden wir gemeinsam die Fähre zum Festland nehmen, wo wir uns von den Vieren verabschieden werden. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja wieder?

Originelles und gutes Restaurant in Guerrero Negro, wo wir den Tropensturm Rosa aussassen.
Die Palmenoase Mulegé
Playa de la Concepcion, wieder ein Strand ganz für uns alleine...
...nur mit diesen gut bewehrten Kerlchen mussten wir ihn teilen.
DIe Geschichte vom Hund, der zur Möve wollte und sich nicht traute. Dauer: 60 Minuten!

Openair-Kinoabend mit Womo als Leinwand. 🙂
Schattenspendende Bäume in Loreto.
La Paz, Sonnenuntergang, Essen, Malécon (Strandpromenade): perfekt!
Museum und Touristeninfo in La Paz
Hundespaziergang bei Sonnenaufgang. Der Spanischunterricht begann schon um 8:00 Uhr!
Mann und Hund im Meer beim Tecololote-Strand südlich von La Paz. Blick auf den Naturpark Isla Espiritu Santo. Da kann man mit Seelöwen schnorcheln!
Beim Schnorchelausflug wurde unser Boot von Delfinen begleitet.
Noch ein Sonnenaufgangs-Hundespaziergang vor dem Unterricht.
Am Abend vor einem Rennen präsentierten sich Fahrer und ihre Boliden lautstark am Malecon in La Paz.
Aufgemotzter VW Käfer
3 x AlphaCab am Tecolote Strand. Hier verbrachten wir die letzten Tage und Nächte auf der Baja California. Sonntagabend nahen wir gemeinsam die Fähre aufs mexikanische Festland, wo sich unsere Wege trennten.
 
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