Kanada

15. 8. – 16. 9. 2017

Am Abend des 15. Augusts landeten wir in Halifax und hörten bei der Gepäckausgabe schon, dass Filou den Flug überlebt hatte. Aus dem „Off“ war sein Gejammer zu vernehmen und er freute sich riesig, uns dann endlich zu sehen. Leider musste er bis ausserhalb des Flughafens in der Kiste bleiben, was er lautstark beklagte. Er ist dann jeweils so laut, dass es schwierig ist, Gespräche zu führen und der Zöllner war froh, uns los zu werden…

Das Hotel in Halifax lag perfekt. Gleich vor der Haustüre war ein riesiger Park, wo wir morgens und abends mit dem Hund spazieren gingen. Das Stadtzentrum war auch zu Fuss erreichbar und nur einige Schritte entfernt war der Eingang zur Citadel, einem National Historic Site, wo täglich mit Dudelsackbegleitung Paraden abgehalten werden. Und mittags um 12 Uhr folgt ein Kanonenschuss. Diesem wichen wir grossräumig aus, Filou findet solche Sachen gar nicht lustig! Abends blieb Filou wirklich brav im Hotel, während wir ins Restaurant gingen. Hunde dürfen da nicht mit rein, was manchmal ganz schön doof ist. Mittags musste einer von uns das Essen organisieren, während der andere mit dem Hund draussen wartete. Wenigstens war das Wetter meistens schön, so assen wir im Park.

Am Freitag besuchten wir Johanne und Ian McKee, ehemalige Nachbarn aus Montreal. Ich wohnte damals zwar nur gerade 9 Tage neben ihnen, weil wir kurz nach meiner Geburt umgezogen sind :). Ich hatte sie vor 29 Jahren (!) schon einmal zusammen mit meiner Schwester Veronica besucht. Johanne suchte natürlich gleich die Fotos raus, die damals an Thanksgiving gemacht wurden :). Es war ein sehr schöner Abend und es folgte gleich eine Einladung, sie in ihrem Cottage in der Nähe von Lunenburg zu besuchen. Also standen wir am nächsten Montag früh auf und fuhren der Küste nach südlich. Als wir in Peggy’s Cove ankamen, hatte es noch kaum Touristen, eine Stunde später war es „graglet voll“! Wir fuhren weiter und kamen nur wenige Minuten vor Ian und Johanne beim Cottage an. Filou durfte nun im Haus bleiben und wir gingen zu viert auf Sightseeing-Tour. Johannes Vorfahren gehörten zu den Gründern der Stadt Lunenburg, worauf sie natürlich sehr stolz ist. Es ist aber schon toll, wenn einem jemand die Gegend zeigt, der von da stammt. Man blickt tiefer, als man es als Tourist tun würde. Tja, und dann ging es zu ihrem Fischhändler… Mit Miesmuscheln und vier Lobsters machten wir uns auf den Heimweg und Johanne bewies erneut, was für eine fantastische Köchin sie ist (Früher war sie Fernsehköchin, wie Ian berichtete)! Wir assen auf der Terrasse mit Blick auf ihr Motorboot, das in der Bucht ankerte. Schon das Haus in Halifax hat direkten Wasseranstoss… Spät abends machten sich Felix und ich uns auf den Weg zurück nach Halifax.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wir wussten, dass der Frachter mit unserem Wohnmobil angekommen war und gingen am nächsten Tag die Frachtpapiere holen. Am Mittwoch wurde Emma problemlos und ohne Zollinspektion freigegeben und unsere Sesshaftigkeit nahm ein Ende. Sogleich fuhren wir wieder südwärts auf der „Lighthouse Route“ durch pittoreske Städtchen der zerklüfteten Küste mit weissen Sandstränden entlang.

Filou ist bestimmt der süsseste Hund der Welt, beim Autofahren aber eine grössere Katastrophe! Nach spätestens 1 1/2 Stunden beginnt er unruhig zu werden und zu jammern. Hält man an, schreit er lautstark, als ob ihm ein Leid angetan würde. Und er hört nicht auf, bis jemand ausgestiegen ist, und die hintere Türe öffnet. Manchmal will man aber gar nicht aussteigen, sondern nur mit der Dame des Parks ein Wort wechseln, was sich bei dem Lärm gleich neben unseren Ohren als sehr schwierig herausstellt. Dann könnte ich ihn erwürgen, verschenken, auf den Mond schiessen, aussetzen. Oder alles gleichzeitig. Nun, entweder wird das besser, oder wir werden uns dran gewöhnen müssen. Ohhhhhhm. Am langen Strand des Rissers Beach Provincial Parks gewannen wir uns wieder lieb. Bis zum nächsten Mal…

Das Wetter war immer noch meist gut, so wanderten wir in der Seaside-Enklave des Kejimkujik Nationalparks dem herrlichen Spazierweg durch Sumpf- und Waldlandschaft zur Fels-Sandküste entlang. Über den Inselchen im Meer lag leichter, gespenstischer Nebel. Im Heidekraut stand ein Reh und liess sich durch unsere Anwesenheit nicht vom Essen abhalten. Und Filou war zufrieden. Hunde müssen in Kanada grundsätzlich und immer an der Leine geführt werden. Länge: 1,8m. Es hält sich aber keiner daran. Wir uns auch nicht. Wieso soll er am menschenleeren Strand nicht herumtoben können? Solange er nicht andere Leute mit seiner Freundlichkeit belästigt, oder auf Bärenjagt geht… Übrigens ist sein Fell wieder so lange, dass man ihn bald mit einem Schwarzbär-Jungen verwechseln könnte und ein Schwarzbär muss auch nicht an die Leine. 🙂

Nach der südlichsten Spitze und und der Stadt Yarmouth heisst die Küstenstrasse „Evangeline Trail“ und der acadisch-französiche Einfluss ist spürbar. Die Kirchen sind riesig, die Häuser schlicht. Überall flattert die französische Flagge mit einem gelben Stern im blauen Grund. Die Küste ist gradliniger und schon bald wird der enorme Gezeitenhub der Bay of Fundy sichtbar. Natürlich müssen wir im roten Matsch herumwaten! Filou sieht aus wie ein Schwein, und unsere Füsse bekommen wir wochenlang nicht mehr sauber! In Truro, einer der grösseren Orte der Gegend vereinbarten wir in einer Garage einen Termin für einen Service am Wohnmobil für den überübernächsten Tag. Das reichte für einen Besuch auf der Sugar Moon Farm. Wir fuhren gleich los, kamen aber erst kurz vor der Türschliessung dort an. Wir fragten höflich, ob wir auf ihrem Parkplatz übernachten dürften, gingen zwei Stunde wandern und freuten uns auf die Pancakes mit Maplesirup am nächsten Morgen. Uha, war das gut! Überfressen gondelten wir der Küste nach weiter und verbrachten unseren freien Tag im Five Islands Provincial Park, bevor es zurück nach Truro ging. Der Service war in einer guten Stunde erledigt, leider konnten die Leute in der ganzen Stadt keinen passenden Öl-Filter auftreiben und bevor sie einfach den alten wieder einlegten, trennten wir uns von unserem ersten Ersatzteil :(. Wenn das so weitergeht, muss Denise, die uns im Februar besuchen kommt, einen zusätzlichen Koffer mit Ersatzteilen mitbringen!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Unser Wohnmobil wird sehr oft bestaunt und wir werden immer wieder deswegen angesprochen. Sogar die Besitzer riesiger Zugfahrzeuge kriegen wegen unserer kleinen Emma glänzende Augen :). An einem kleinen See im Nirgendwo kamen wir mit einigen Quadfahrern ins Gespräch. Von wo wir kämen, was unsere Pläne seien und so. Dann meinte einer, unser Wohnmobil müsse aber schon sehr viele Kilometer auf dem Tacho haben, wenn wir aus Europa kämen… Ja klar, auf dem Landweg… 🙂

Von Truro aus fuhren wir nordwestwärts und überquerten die „Grenze“ von Nova Scotia nach New Brunswick, den Fundy National Park als Ziel. Hier prägen die starken Gezeitengegensätze das Küstenbild. Bizarre Auswaschungen im Sandstein der Steilküste wechseln sich mit Sandstränden und Salzmarschen an Flussmündungen ab. Die Trails sind zwar schmal, aber gut ausgebaut. Bei schönen Aussichtspunkten stehen bequeme Sitzgelegenheiten zur Verfügung, alles ist immer super gut angeschrieben. Die italienischen Wanderweg-Erbauer könnten hier noch etwas lernen!

Abends zünden wir ganz gemütlich ein Feuerchen an und erfrieren beinahe, bis das Holz heruntergebrannt ist. Das Holz mitnehmen? Verboten! Man schleppt dabei Schädlinge von einer Gegend in die Nächste… Auch wenn es tagsüber oft noch gegen 20°C warm ist, sobald die Sonne weg ist, wird’s kalt (Für Tina-Begriffe).

Uns gefallen die Nationalparks sehr und so steuerten wir den Nächsten an, den Kouchibouguak. Dieser liegt am Gulf of St. Lawrence, lange Sandstrände und Salzmarsche beherrschen das Bild. Wir hielten immer die Augen offen, es sollte hier doch Bär, Biber und Elch geben. Und wie immer sahen wir nichts, ausser mal ein vereinzeltes Streifenhörnchen oder Eichhörnchen. So ein Pech aber auch!

Obwohl wir nicht wussten, ob wir wirklich die ganze Gaspé-Halbinsel umrunden wollten, fuhren wir mal in diese Richtung und übernachteten zum ersten Mal auf einem privaten Campingplatz direkt am Meer. Und entschieden uns, die 700 km doch unter die Räder zu nehmen. Wir haben ja Zeit! Die Südküste wird von Stränden, Lagunen und Salzmarschen gesäumt, dazwischen einige Parks und viele Strassendörfer. Die Küstenlinie ist flach bis kurz vor dem Städtchen Percé. Ab hier formt rötlicher Fels und Sandstein die Steilküste. Ein Highlight war sicher der Roche Persé, ein Felsmonolith mit einem Torbogen, der bei Flut von Wasser umspült vor der Küste liegt. Etwas weiter aussen liegt die Vogelinsel „Bonaventure“. Man kann sich dort absetzten lassen und wandern gehen, leider aber nur ohne Hund. So blieben wir in Percé und wanderten den Hausberg hoch und genossen die Aussicht, um am nächsten Tag früh zum Parc National de Forillon aufzubrechen. Die National Parks sind wirklich super. Es hat immer viele gut ausgeschilderte Wanderwege, viele Picknickplätze und Campingplätze mit Warmwasserduschen. Die Standplätze sind sehr grosszügig und die schon morgens um sieben rauchenden Lagerfeuer der Nachbarn stören nie. Kaum haben wir unseren Camper abgestellt, schlendern wir zum Strand und sehen am Wegrand unser erstes Stachelschwein in einem Baum sitzen und Blätter naschen. Wie es so fett und zufrieden dasass, erinnerte es uns an einen Qualabären mit Meerschweinchen-Gesicht. Wir hatten ja keine Ahnung, dass diese Tiere klettern! Im Meer schwammen Seehunde auf und ab und warteten vielleicht darauf, dass alle Zweibeiner den Strand verlassen und sie sich darauf ausruhen können.

Am nächsten Morgen machten wir noch etwas Sightseeing im Park und entdeckten plötzlich am Rande eines Picknickplatzes eine Bärin, die mit den Vordertatzen Äste zu sich herunterbog und Beeren abfrass. Da wackelte es im Gebüsch und drei kleine Knuddelbären kamen auf die Wiese und taten es der Mutter gleich. Wir konnten den Vieren etwa zehn Minuten beim Frühstücken zuschauen, bis sie wieder im dichten Geäst verschwanden. Das war ein einmalig schönes Erlebnis!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Strasse führt an der Nordküste der Gaspésie zum Teil sehr schön direkt dem Wasser des St.-Lorenz-Stroms entlang. Die anderen Parks lassen wir bestimmt zu unrecht links liegen und setzen bei der ersten Gelegenheit mit einer Fähre über den Strom. Der St.-Lorenz ist hier noch so breit, dass man das andere Ufer nicht sieht und die Überfahrt 2,5 Stunden dauert. Der Gezeitenhub ist hier noch sehr ausgeprägt und das Flusswasser ist bis kurz vor Quebec noch salzig. Wir gondeln dem grossen Strom aufwärts, es gibt viele Sandstrände und das Wasser wird im Sommer über 20°C warm. Allenthalben werden Boottrips zur Walbeobachtung angeboten, hier tummeln sich Blau-, Finn-, Mink- und weisse Belugawale. Wir verzichten und steuern Tadoussac an. Hier mündet der Saguenay River in den St.-Lorenz und wenn man sich Zeit nimmt und verweilt, sieht man die Wale ohne Fernglas vom Ufer aus. Herrlich! Das Wetter meint es natürlich wieder gut mit uns, und so sonnen wir uns auf den warmen Felsen, halten Ausschau nach Walen und sehen den Ausflugsbooten und Riesenfrachtern auf dem St. Lawrence River zu. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende, aber ein weiterer Höhepunkt ist unser Übernachtungsort. Etwas ausserhalb des Ortes flussabwärts erheben sich riesige Sanddünen, von Birken bewachsen. Und das ganze grosse Gebiet ist leer. Auf Sandstrassen kann man zwischen den Bäumen und Büschen herumkurven, immer wieder hat es Feuerstellen, die zeugen von vielen Camps. Aber kaum Abfall. An der Dünenkante vorne geht es steil etwa 70 Meter zum Fluss hinab. Es führt auch ein Weg zu einem kleinen Strand. Es ist hier wirklich schön und ruhig. Bis an diesem Freitagabend die Jungen ihre Enduros und Quads ausführen… Die vergnügen sich hier regelmässig, das sieht man den Spuren im Sand an. Die Motoren machen zwar einen Höllenkrach, wir gönnten ihnen aber ihren Spass und sobald es dunkel wurde, waren wir wieder alleine. Und nachts im Bett schauten wir durch unser Dachfenster in den Sternenhimmel. Perfekt! Dieser Übernachtungsort ist so magisch, wie jener im Vulkankrater in Island.

Stromaufwärts erreichen wir Québec City. Nach der vielen Natur genossen wir wieder mal das Stadtleben mit all seinen Annehmlichkeiten. Wir „campierten“ auf einem Parkplatz mitten in der Stadt und bezahlten gleich bei der Einfahrt für 48 Stunden. Tagsüber streiften wir durch die Strassen der sehr sympathischen Stadt, Filou immer im Schlepptau (oder hatte er uns im Schlepptau?), Abends liessen wir den müden Hund im Wohnmobil und gingen aus. Wer von euch hat schon mal so was seltsames wie „Poutine“ gegessen? Das sind Pommes mit Sauce übergossen. Nach Wahl mit Fleisch oder Käse oder Peperoni oder weiss der Teufel was. Ja, und während ihr das hier lest, sind die Pommes schon pflüderig aufgeweicht… Etwas gewöhnungsbedürftig! Am zweiten Abend entschieden wir uns für eine Creperie. Da weiss man, was man hat und es war wirklich fein!

Seit einigen Tagen ärgerte ich mich furchtbar über meine Haare. Ich wollte aber eben nicht auf dem Land zum Coiffeur… Am Montagmorgen (!) machte ich mich also auf die Suche. Aber kein Salon war offen! Nach einer Stunde kehrte ich zu unserem Parkplatz zurück und warf noch einen Blick in einen Salon an der Strasse. Da war doch tatsächlich jemand drin und die Dame schloss mir auch gleich die Türe auf. Ich erklärte ihr auf französisch mein Problem. Tja, aber auch sie hatte ihren freien Tag und war nur zum Putzen da. Entweder muss ich so schrecklich ausgesehen haben, oder ich blickte so traurig, auf alle Fälle bestellte sie mich für in einer halben Stunde. UND SIE SCHNITT MIR AN IHREM FREIEN TAG DIE HAARE! Ich war schlicht überwältigt, wo findet man sonst so grossherzige Menschen? Und ich finde, sie hat das ganz toll gemacht. Felix findet, meine Frisur sei etwas gar amerikanisch…

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

So verabschiedeten wir uns von Québec City und fuhren etwas ins Hinterland zum Parc National de la Mauricie, der Hund sollte wieder einmal in die Natur. Erde unter den Füssen anstatt Asphalt. Wir kamen aber erst nach Schliessung des Empfangsgebäudes an und erhielten nur ganz schnell eine Zuweisung zu einen Stellplatz für die Nacht. Wir sollten diesen am nächsten Tag bezahlen kommen. Was wir auch brav taten und gleich noch um eine zweite Nacht verlängerten. Wir wollten ja in diesem Seengebiet wandern gehen. Tja, nada wandern mit Hund! Hier dürfen Haustiere nicht mit auf die Trails. Wir verstehen das nicht, aber der Ranger macht die Gesetzte nicht, er setzt sie bloss um… Der Hund darf nur mit auf die Picknickplätze und den Campingplatz. Wir können ihn ja im Wagen lassen und alleine Wandern gehen. Das machte für uns keinen Sinn und so spazierten wir um den riesigen Campingplatz und faulenzten an der Sonne. Am Abend verfeuerten wir feuchtes Holz im Lagerfeuer und planten die nächsten Tage.

Ich hatte in einem Büchlein gelesen, dass ganz in der Nähe ein Westernfestival stattfand. So fuhren wir am nächsten Morgen ins 4’000 Seelen-Städtchen St. Tite. Was wir hier erlebten, liess uns sprachlos! Das ganze Dorf war voll mit Wohnmobilen. Auf riesigen Plätzen standen sie Seite an Seite, jeder Bewohner vermietete zusätzlich seine Einfahrt oder seinen Hinterhof als Parkplatz. So fanden wir auch ein kleines Fleckchen für die Nacht und machten uns auf ins Gewühl. So viele Menschen! So viele Marktstände! So viele Pferde, geritten oder vor Kutschen gespannt. ALLE Besucher trugen einen Cowboyhut und von überall her tönte Countrymusic. Im Stadion fanden die Vorausscheidungen für das abendliche Rodeo statt, in einem Zelt konnte man einen Tanzkurs belegen. Felix zog sich bald zum Arbeiten ins Wohnmobil zurück, ich blieb und staunte weiter. Für den Abend hatten wir Tickets für das Rodeo. Es gab hier 8 Prüfungen: Buckelnde Pferde ohne Sattel, buckelnde Pferde mit Sattel, Stierreiten, Fassrennen, als 2. Reiter auf ein galoppierendes Pferd aufspringen, Reiterwechsel im vollen Galopp, Kälbkchen mit Lasso fangen und Rinder bei den Hörnern fangen. Für mich sind das Reiten der bockenden Pferde und Stiere Tierquälerei. Damit sie sich so wild gebärden, wird ihnen ein Gurt um den Hinterleib eng zugezogen und die Tiere versuchen diesen unangenehmen(?) schmerzhaften(?) Druck loszuwerden. Felix fand den ganzen Anlass spannend, aber zu tierquälerisch. Durch die warme Nacht spazierten wir zurück zum Wohnmobil. So was müssen wir nicht mehr sehen. Bis in die frühen Morgenstunden war Countrymusic zu hören. Das Festival dauert 10 Tage, fand heuer zum 50. Mal statt und zieht jährlich über 600’000 Besucher an. Den Autokennzeichen nach zu urteilen, kommen diese aus ganz Nordamerika. Und zwei Leute aus der Schweiz :). Was ich gaaaaanz seltsam und unpassend fand war, dass die Cowboys französisch sprachen! Ihhhhh!
UND ich habe darauf verzichtet, mir ein T-Shirt, mit dem Ortsnamen bestickt, zu kaufen! St. Tite!

Unsere nächste Station war Montreal. Hier stellten wir uns im Vieux Port für zwei Tage auf einen Parkplatz und waren mitten drin im Geschehen. Habe ich schon erwähnt, dass wir herrliches Wetter hatte? Shorts und ärmellose T-Shirts Mitte September und das bis weit in die Nacht hinein! Am ersten Tag zog ich meine eleganten Ballerinas an und hatte nach einer Stunde offene Blasen an beiden Füssen. Aber ein Indianer kennt keinen Schmerz! 🙂 Wir liefen durch das Vieux Montreal und durch Downtown. Hier spiegeln sich alte Steinkirchen in Glasspalästen, an der Rue Ste. Catherine kann man sein Geld gegen Kleider tauschen, kleine Plätze laden zum Ausruhen. Überall zeigen Strassenkünstler ihr Können, es sitzen aber auch viele Obdachlose herum. Mir gefällt das Gewusel, mir gefällt die grosse, amerikanische Stadt mit französischem Charme. Die Altstadt mit ihren Kopfsteinpflaster-Strassen ist voll von Touristen, hier hat es viele Galerien, Souvenierläden und Restaurants.

Am zweiten Tag nahmen wir den Hop on-Hop off-Bus. Meinen lädierten Füssen zuliebe. Da dürfen auch Schosshunde mit rein! Oh Wunder! So fuhren wir gemütlich durch die Grossstadt, stiegen im Village aus und spazierten zum Quartier Latin. Hier hoppten wir on the bus und fuhren durch das vornehme Westmount zum Oratoire Saint-Joseph, wo sich Filou auf der Terrasse übergab. Wir waren schon erleichtert, dass er sich dafür nicht die Holztreppe aussuchte, die ist nämlich für die Pilger reserviert, die den Aufstieg auf Knien „gehen“. Mit dem Bus fuhren wir weiter zum Mont Royal, wo wir durch den Park schlenderten, den Wald, die offenen Rasenflächen und die tolle Aussicht auf die Stadt genossen. Bei strahlendem Sonnenschein und 25°. Ich fühlte mich wieder einmal über alle Massen privilegiert.

Auf den Abend hatten wir uns schon den ganzen Tag gefreut: Wir hatten uns mit Catherine Bodmer, einer Freundin aus Bülacher Pfadizeiten verabredet. Sie wohnt seit 20 Jahren in Montreal und ist Künstlerin. Vom Alten Hafen aus nahmen wir den Bus, der uns, den Boulevard St. Laurent hoch, direkt zu ihrem Wohnort im Quartier Latin brachte. Sie sass vor der Brauerei „Reservoir“ und sah aus wie vor dreissig Jahren! Unverkennbar unsere Kady! Wir hatten uns so viel zu erzählen, zuerst bei einem Bier (Felix trank sogar zwei!!!), dann beim Nachtessen in einem portugisischen Restaurant einige Strassen weiter. Und wieder kamen wir in den ganz besonderen Genuss, dass uns eine Einheimische ihre Stadt erklärt.

Montreal gefällt uns ausserordentlich gut. Wenn der Winter hier nicht solange und kalt wäre, und wenn ich auf der Suche nach einem Zuhause wäre, würde mir diese Stadt absolut zusagen!

Am Samstag fuhren wir ca. 30 km zur Ile Perrot. Hier hatte ich von 0 bis 5jährig gewohnt. Wir fanden die richtige Strasse und ich weiss bestimmt, auf welcher Seite wir wohnten, in welchem Haus konnte ich nicht erkennen. Jänu, ich war ja damals noch klein. Wir fuhren wieder weg und dann erkannte ich doch etwas! Ein kleines rundes Gebäude, angeschrieben mit „Dairy Queen“! Hier haben wir mindestens einmal Glacé gegessen, das weiss ich ganz bestimmt. Und was sagt das Ganze über mich aus? Dass mir Essen wichtiger ist, als ein Haus!

Und dumm wie wir sind, steuerten wir den nächsten Supermarkt an und füllten unsere Vorräte auf. Kaum war die Kreditkarte wieder verstaut, fiel uns ein, dass wir ja bestimmt nicht alle Lebensmittel über die Grenze in die USA bringen dürfen. Fieberhaft suchten wir unsere Reisebücher nach Zollbestimmungen ab, fanden aber nichts dazu. Schulterzuckend fuhren wir dem Lake Champlaine entlang an einen kleinen Zoll. Von den Kanadiern fehlte jede Spur und so reihten wir in die leere Spur für Wohnwagen, Busse und Lastwagen ein, nur um augenblicklich angebafft zu werden, was wir da drüben eigentlich machten? Wir würden doch von der Grösse her gut in die „Auto“-Reihe passen. Ja, dann hätte er von seinem Fenster aus uns befragen können! Ausweise! Das ging ihm nicht schnell genug. Tollwutimpfung im 2014? Ich zeigte ihm das richtige Datum aus diesem Jahr etwas weiter unten. Wieder wurden wir angebafft. Wie lange wir rein wollten? Felix sagte 6 Monate. Er kläffte, das sei ohne ein „B2“ ein frommer Wunsch. Felix wies auf sein Visum hin, ja,ja, ich habs ja gesehen (eben das „B2“)! Was wir denn an Lebensmitteln dabei hätten? Ich antwortete: Früchte, Gemüse… und bevor ich weitersprechen konnte, verlangte er konkrete Obst und Gemüsesorten zu erfahren. Ich stammelte was von Bananen und Äpfeln und studierte am englischen Wort für Pflaumen rum, ja, und Gurken und Tomaten… Jaaaaa, die dürften zum Beispiel nicht eingeführt werden! Dass wir auch noch Fleisch und Milchprodukte und Hundefutter dabei haben, konnte ich gar nicht mehr sagen. Seine Aufmerksamkeit galt nun dem Wohnmobil. Papiere? Wo ist das Nummernschild? Felix fragte, ob er aussteigen und es ihm zeigen solle? Sitzenbleiben! Uiuiuiuiui! Uns war gar nicht mehr wohl! Wieso konnte der Typ nicht normal mit uns sprechen? Nun schickte er uns auf einen Parkplatz, wir müssten ein Formular ausfüllen. Angekommen, blieben wir im Auto sitzen, was jetzt natürlich falsch war. Felix musste rein, ich war mit meinem kanadischen Pass aus dem Schneider! Und dann sass Felix plötzlich wieder hinter dem Steuer und wir konnten gehen. Mit den Tomaten, dem Fleisch und dem Käse. Und mit einer Aufenthaltsbewilligung für Felix von 6 Monaten! Und dem Eingeständnis des Zöllners, dass er keine Ahnung habe, was er wegen dem Wohnmobil machen müssen. Wir hoffen, dass alles seine Richtigkeit hat und wir nicht zu einem späteren Zeitpunkt einen wichtigen Stempel eben nicht haben!

Tschüss Kanada, wir kommen in 6 Monaten wieder!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Dies ist der Track von Kanada:

 

Und hier die Orte, wo wir in Kanda übernachteten:

14./15.9.2017. In Montréal auf dem Parkplatz des Vieux Port. Sehr zentral gelegen, so dass man zu Fuss in wenigen Minuten in der Stadt ist. In Montréal haben wir Catherine Bodmer getroffen, eine alte Pfadikollegin.
13.5.2017. St-Tite, hier war 10 tägiges Western Festival mit x-Tausend Besuchern, am Abend besuchten wir ein Rodeo.
12.9.2017. Im La-Mauricie-Nationalpark.
11.9.2017. Im La-Mauricie-Nationalpark.
9./10.9.2017. In Quebec auf einem Parkplatz. Kein romantischer Ort, aber sehr zentral gelegen und alles Wichtige zu Fuss erreichbar
8.9.2017. In den Sanddünen von Tadoussac. Wunderbar gelegen und fast ganz alleine.
7.9.2017. In Forestville auf einem Campingplatz. Eigentlich wollten wir wieder einmal duschen, aber diese waren schon für den Winter abgestellt!
6.9.2017. In Mantane auf dem Walmarkt Parkplatz. Am nächsten Tag geht es um 7 Uhr auf die Fähre nach Godbut.
5.9.2017. Im Forillon National Park auf der Gaspé Halbinsel.
4.9.2017. In der Nähe von Perce in einem Wald neben der Strasse. Gefunden über iOverlander.
3.9.2017. Carleton an der Gaspé Halbinsel. Ein Platz direkt am Meer.
2.9.2017. Im Jacquet River Gorge "Protected Area". Früher gab es hier mal einen Campingplatz, jetzt ist es "nur noch" ein romantischer Platz an einem See. Wobei es tagsüber wegen dem Wochenende ziemlich viel Betrieb hatte.
1.9.2017. Im Kouchibouguac National Park. Wir hatten Glück und erwischten den letzten von noch 2 freien Plätzen. In Kanada war Labor Day Wochenende.
30./31.8.2017. Fundy National Park.Die Bay of Fundy ist berühmt für die hohen Gezeiten-Unterschiede welche um die 10 Meter zwischen Flut und Ebbe betragen.
29.8.2017. Auf dem Walmart-Parkplatz in Truro. Am nächsten Tag war ein Oelwechsel fällig, so parkierten wir in der Nähe der Garage.
28.8.2017. Auf dem Parkplatz der Sugar Moon Farm. Hier gibt es den besten Maple-Sirup, den wir am nächsten Morgen mit Pankcakes probierten.
Da wir gratis auf dem Parkplatz übernachten durften hier der Link zur Sugar Moon Farm.
27.8.2017. Blomidon Provincial Park. Wir hatten den besten Platz erwischt mit einer grandiosen Aussicht auf das Minas Basin. Es war ein bischen windig und am Abend beim Lagerfeuer sind wir fast erfroren!
26.8.2017. Am Rande einer Strasse in der Nahe von Victoria Beach. Unten am Wasser hatte es einen kleinen Wasserfall.
25.8.2017. Ellenwood Lake Provincial Park in der Nähe von Yarmouth.
24.8.2017. Lockeport Novia Scotia. Ganz alleine am Ende einer Strasse auf einem Parkplatz.
23.8.2017. Rissers Beach Provincial Park. Ein kleiner Park, der sehr schön am Meer liegt.
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