USA , 6. Bericht (New Orleans, Texas, New Mexiko)

22.12.2018 – 9.1.2018

Am 22. Dezember steuerten wir den Parkplatz hinter dem Visitor-Center an, hier würden wir während unseres New Orleans – Aufenthaltes campieren. Der Platz ist ideal gelegen, nur wenige Schritte vom French Quarter entfernt und an einem Velo-/Fussweg gelegen, der in einen Sportpark mit viel Grün führt. Filou lässt danken, hier durfte er von der Leine. Wir hatten uns viel vorgenommen für die Feiertage. Da war ein weihnachtlich beleuchteter City Park für einen Spaziergang am Abend, da war eine Fahrt mit dem Schaufelraddampfer, feines Cajun-Essen sollte auch dabei sein, unbedingt wollten wir einen Jazzclub besuchen und am Heilig Abend in einem schönen Restaurant essen. Und natürlich die Stadtquartiere ablaufen. Wir stürzten uns sofort ins French Quarter, bestaunten die vielen schönen Häuser mit den schmiedeeisernen Balkonen, die Dekorationen, die hübschen Geschäfte. An einer Strassenecke sass eine sechsköpfige Jazzband und gab ein Ständchen, in der lauten Bourbon Street tönte es aus jeder Beiz anders, auf der Strasse sassen Kinder hinter umgedrehten Farbkübeln und schlugen wilde Takte. In einigen „Höhlen“ wurde alles zum Thema Hoodoo verkauft und wir überlegten, ein paar der Püppchen zu kaufen. Natürlich nur, um sie mit guten Gedanken und Wünsche für euch zu besprechen! 🙂 Am Jackson Square gewährten wir unseren Beinen eine Pause, nicht aber unseren Ohren und Augen! Laut spielte da eine Blasmusik im Guggen-Stil auf, an verschiedenen Tischchen konnte man sich die Zukunft vorhersagen lassen und an einigen Ständen wurden Bilder verkauft. Genauso interessant und amüsant waren aber die Touristen…

Am Abend assen wir auf einem Balkon über der Bourbon Street leckere Cajun-Gerichte und sahen dem Treiben auf der Strasse zu. Eine Feuerschluckerin zog die Massen an, ein als Piraten verkleidetes Paar (sie mit gewaltigem Busen, das haben wir von oben gesehen…) wartete auf Fotokundschaft (und fand tatsächlich welche) und der Weihnachtsmann tanzte mit einer „schrägen“ Dame in pink. Plötzlich ertönte Guggenmusik und alle gaben die Strasse frei, um eine Hochzeitsgesellschaft vorbeiziehen zu lassen. Das Brautpaar schritt gleich hinter der Kapelle, dann folgte die schick angezogenen Gästeschar, wobei ältere Personen in Rikschas transportiert wurden. Kaum waren sie alle vorbei, nahmen die Schausteller ihre alten Positionen wieder ein. Wir drehten noch eine Runde um die Häuser und durch die Gassen, bevor wir zu Bett gingen; der nächste Tag würde auch wieder lange werden…

Wurde er aber nicht. Ich verbrachte den ganzen Tag mit starker Migräne im Bett. Erst gegen Abend raffte ich mich auf zu einem Spaziergang durch das Stadtviertel Tremé, die Esplanade Avenue auf und ab. Hier bestaunten wir die tollen Häuser im kreolischen Stil und konnten uns nicht entscheiden, in welchem wir nun gerne wohnen würden. Dieser Spaziergang endete in einem Coiffeursalon… Zwei Stunden später gingen wir (ich mit neuer Frisur), noch kurz etwas Essen, bevor ich wieder ins Bett kroch. Und das wäre doch der letzte Abend des „Celebration in the Oaks“ im City Park gewesen! Verpasst. Die Fahrt mit dem Schaufelraddampfer haben wir um einen Tag verschoben und den Rest der Stadt würden wir auch am 24. Dezember anschauen müssen.

Am nächsten Morgen machten wir einen Spaziergang durch den Garden Distrikt und Uptown und hatten plötzlich überhaupt keine Lust mehr, auf eine Bootsfahrt. Stattdessen bummelten wir durchs French Quarter und saugten die ausgelassene Stimmung auf. Zum Nachtessen ging es in ein hübsches Restaurant, das, wie einige andere Lokale, zur Weihnachtszeit ein spezielles Menu servierte. Danach machten wir uns auf in die Frenchmen Street. Hier haben sich viele Musikschuppen angesiedelt. Im der ersten Bar kamen wir in den Genuss von tollem Jazz, in der Zweiten wurde Blues und Zydeco gespielt und in der Dritten… keine Ahnung, es war einfach laut und doof. Zeit zum ins Bett gehen!

Schönes Wohnhaus im French Quarter
Dito
und noch einmal
Jazzmusik auf der Strasse
Auf dem Jackson Square
Laut und im Fastnacht-Stil
Nachts auf der Bourbon Street
Auf der Bourbon Street geht es am Tag und bei Nacht hoch zu und her!
Skulptur im Louis Armstrong Park
Wohnhaus im Stadtteil Tremé
Wohnhaus im Tremé
Das festlich geschmückte Restaurant, wo wir Weihnachten feierten
Frisch-fröhlicher Zydeco um Mitternacht
Auf dem Heimweg in der Stadt die niemals schläft

Am Weihnachtstag verliessen wir New Orleans in westlicher Richtung. Südlich von Lafayette wollten wir noch die Sumpfboottour nachholen, die wir in den Everglades nicht hatten machen können. Aber dann war es uns einfach zu kalt, um aufs Wasser zu wollen. Waren wir vor ein paar Tagen in New Orleans noch kurzärmlig herumgelaufen, so hüllten wir uns jetzt in Daunenjacken! So verliessen wir Louisiana in der Hoffnung, in Texas die Sonne wieder zu finden.

Wenn man von Louisiana aus nach Texas fährt, erschrickt man ganz schön. Ja klar, Texas = Öl = Ölraffinerien allenthalben, aber so??? Port Arthur ist einfach nur scheusslich! Und dann begann es auch noch zu regnen und das Personal im State Park war unfreundlich und faul! Jawohl! Wir erleben die Amerikaner generell als sehr freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend, aber hier waren wir vielleicht auf zwei Exemplare gestossen! Wen man nach Büroschluss im Camping ankommt, muss man sich selber registrieren, füllt dazu ein Formular aus und wirft das bereitgestellte Couvert mit der Übernachtungsgebühr in den Briefkasten. An einigen Orten sollte man dann am nächsten Morgen vor neun Uhr ins Büro gehen. Das tat Felix auch gewissenhaft, nur um angeschnauzt zu werden, er habe fürs Campieren nicht bezahlt. Als er darauf hinwies, dass wir den fälligen Betrag eingeworfen hatten, baffte die Dame, sie habe eben erst zu arbeiten begonnen und es regne, da habe sie den Briefkasten noch nicht leeren können. Kein Wort der Entschuldigung, als sich herausstellte, dass alles seine Richtigkeit hatte! Als wir eine Stunde später bei strömendem Regen vorfuhren, um auszuchecken, parkierten wir quer zu den eingezeichneten Feldern und ich rannte ins Office. Hier erklärte mir jetzt die andere Dame schnippisch, dass wir falsch stünden, die Parkplätze seien anders eingezeichnet. Weit und breit war kein anderer Kunde in Sicht, der da hätte parkieren wollen… Ich drückte der Zwetschge alle Papiere in die Hand und ging…

Der Küste Texas entlang waren wir wieder als Katastrophen-Gaffer unterwegs. Hier hatte der Hurrikan Harvey sich im August ausgetobt und wir fuhren mit ungläubigen Gesichtern durch die Strassen. Natürlich gibt es bei uns in der Schweiz Naturkatastrophen wie Erdrutsche und Lawinenniedergänge und Überschwemmungen. Aber das hier ist eine ganz andere Dimension! Wir übernachteten im kleinen Ort Fulton. Hier fehlte an einigen Häusern die ganze Fassade und liess einem in die Zimmer schauen. Alles noch da, der Kühlschrank und das Bett mitsamt Bettdecke, der Boden hatte sich gesenkt und die Badewanne stand schräg im Raum und machte den Anschein, als ob sie jeden Augenblick aus dem Haus fallen könnte. Im Hafen von Rockport liegen die Boote kreuz und quer, einige Männer arbeiten an einem Wrack, um es wieder seetüchtig zu machen. Bis nächsten Sommer werden die Schäden wohl beseitigt sein. Und dann? Kommt dann vielleicht der nächste Hurrikan?

Südlich von Corpus Christi (was für ein Namen für eine Stadt!) erstreckt sich die Padre Island National Seashore, eine vorgelagerte Barrier-Insel aus Sand, Sand und Sand. Wer über ein so tolles Fahrzeug wie wir verfügt, kann den ganzen 60-Meilen-Strand abfahren und nach Lust und Laune übernachten. Die ersten fünf Meilen sind für alle Fahrzeuge befahrbar, dann wurde der Sand zum Teil etwas tiefer und wir fuhren im 4×4 Modus. Es hatte kaum andere Fahrzeuge am Strand, in den 2 1/2 Tagen am Strand begegneten uns etwa fünf Autos. Das lag bestimmt am Wetter: kalt und regnerisch, absolut kein Strandwetter! Aber wir konnten uns das Wetter nicht aussuchen, und wenn wir schon in der Gegend waren, wollten wir uns dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Übernachten tut man übrigens am besten etwas oberhalb der Flutlinie…

Südlich von Lavayette, Louisiana
Hurrikan Harvey hat das Bootslager in Rockport umgeknickt, als sei es aus Streichhölzern
Der Padre Island National Seashore.
60 Meilen Muschelstrand. Welche sollen wir denn nun mitnehmen?
Übernachten oberhalb der Flutlinie
Strandfeeling in Daunenjacke...

 

In und um San Antonio schien auch wiedermal die Sonne, die Kältewelle, die den Norden der USA umklammert hielt, hatte seine Finger aber bis weit in den Süden ausgestreckt und es würde in den nächsten paar Tagen noch kälter werden. Wir beschlossen in Anbetracht dessen, noch nicht in den Big Bend NP zu fahren, sondern im Texas Hill Country auszuharren. Im Guadelupe State Park feierten wir Silvester im warmen Wohnmobil. Im Park hätte ein Nachtspaziergang stattgefunden, aber bei minus 6 Grad und bissigem Wind, verzichteten wir auf eine Teilnahme… Das Hill Country ist wirklich hübsch, Hügel auf, Hügel ab, trockenes Gras, Stachelgestrüpp und Bäume. Und unglaublich entzückende Flüsschen! Die sind hier glasklar, mit sandigen Ufern unter alten Bäumen. An den Ästen hingen Taue, um sich ins Wasser zu schwingen. Wir verzichteten. Immer wieder fuhren wir durch kleine Dörfer, die wie Städtchen in Westernfilmen aussehen. Es fehlten nur die Pferde und Cowboys.

In Fredericksburg konnten wir in einer deutschen Bäckerei ein richtig gutes Brot kaufen, jetzt wissen wir wieder, wie Brot eigentlich schmecken müsste! Apropos Brot: Meines Wissens besteht ein Brot aus Mehl, Hefe und Wasser. Vielleicht kommen dann noch Körner hinzu und bei Spezialbroten auch mal Zucker und Butter und so. Aber hier ist die Zutatenliste meilenlang! Und was kommt dabei heraus? Karton in Scheiben.

Als sich die Temperaturen wieder über dem Gefrierpunkt bewegten, fanden wir es an der Zeit, uns Richtung Big Bend NP aufzumachen. Je weiter südwestlich wir fuhren, desto flacher und trockener wurde das Land. Irgendwo zu unserer Linken floss der Rio Grande und dahinter liegt Mexiko. Kaum gedacht, gerieten wir auch schon in eine Kontrolle der Border Control. Kein Problem, nach einem Blick in unsere Pässe wurden wir weitergewinkt. Durch die staubtrockene Landschaft fuhren wir zum Übernachten in den Seminole Canyon S.H.P. Wir waren reichlich spät dran, so dass es gerade eben noch für einen stündigen Spaziergang dem Canyon entlang reichte, bevor es dunkel wurde. Das ist hier ein kleines „Grand Canyon“, wir fragten uns aber, wo all das Wasser ist, dass sich hier seinen Weg gegraben hatte? Bis auf einige wenige Pfützen ist der Canyon trocken. Wir atmen die Wüstenluft tief ein und wähnen uns zurück in Namibia. Bloss hatte es dort keine Kakteen. Und hier keine Elefanten! 🙂 Uns gefallen die blassen Gelb- und Brauntöne, die hier vorherrschen. Für den Hundespaziergang am nächsten Morgen meldete ich mich freiwillig!

Alamo - die Pilgerstätte der Texaner
San Antonio, Touriböötchen auf dem San Antonio River
Der River-Walk, kilometerlange Spazierwege dem Ufer entlang
 
Silvester im Texas Hill Country
Deer Colorado River. So weit weg vom Grand Canyon und so zahm!
Weihnachtsdeko im deutschen Städtchen Fredericksburg
Im Texas Hill Country
Amistad Reservoir, eine National Recreational Area in USA und Mexiko
Seminole State Historical Park
Farbkontraste
Der Fussweg führt direkt zum Canyon in der Mitte des Bildes. Plötzlich steht man über dem Abgrund.
Blick in den leeren Canyon, rechts ein kleines Tümpelchen.
Sonnenuntergang im Seminole Park. Felix meint, immer nur orange sei langweilig und wünscht sich Sonnenuntergänge in anderen Farben!

Es wird morgens ca. um 7.30 Uhr hell und erst dann erwachen wir. Den ersten Kaffee trinken wir gewohnheitsmässig im Bett und bis wir geduscht haben, mit dem Hund draussen waren und gefrühstückt haben, vergehen sicher zwei Stunden. Wir fahren also morgens nie sehr früh los und so war es auch wieder Nachmittag, bis wir beim Visitor Center des Big Bend N.P. eintrafen. Ein Campingplatz und die Backcountry-Stellplätze seien alle schon besetzt, so machten wir uns auf den Weg zum Rio Grande Village, wo es noch freie Plätze hatte. Am nächsten Morgen suchten wir als erstes die Rangerstation auf und reservierten uns für die folgenden zwei Nächte zwei verschiedene Stellplätze im Backcountry, wo man nur mit 4×4 Fahrzeugen hinkommt. Bevor wir losfuhren, wanderten wir zum Rio Grande und zurück und fuhren dann zu einer heissen Quelle. Kaum hatten wir unsere Badesachen an, merkte ich, dass mir etwas sehr Wichtiges fehlte! Ich hatte mein Handy auf der Toilette beim Wanderweg vergessen. Also die ganze Strecke zurück und weil es nicht mehr da war, wo ich es gelassen hatte, herumfragen. Ja, jemand habe gesagt, jemand habe es gesehen aber dort liegen lassen. Ich fand diesen Jemand auch tatsächlich, aber eben, Handy war weg. Ich fragte eine halbe Stunde lang jeden, der vom Trail kam, ob er etwas von einem liegengelassenen Handy wisse und endlich teilte mir jemand mit, eine anderer Jemand habe es mitgenommen und wollte es im Geschäft beim Campingplatz abgeben. Und dort bekam ich es wieder! Ich war sooooo froh! Meine ganze Familie und all meine Freund leben in diesem Handy, ich wäre sehr einsam gewesen, wenn es nicht wieder aufgetaucht wäre…

Nach einem herrlich warmen Bad in den heissen Quellen machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Übernachtungsplatz. Wir verliessen die befestigte Strasse und holperten über Steine, Felsen und Sand. Der Weg führte immer wieder durch trockene Bachbette. Rechts und links Steinwüste, Kakteen und trockenes Steppengras. Um zu unserem Platz zu kommen, gab es zwei Wege, und wir entschieden uns für die „not maintained“ Black Gap Road. Wir hatten ja keine Ahnung, auf was wir uns da einliessen! Der Einstieg verhiess schon nichts Gutes, war extrem Steil und matschig. Hier fragten wir uns (nach 20 m), ob wir das wirklich wollten? Aber wir fuhren weiter. Alles war gut. Da kam uns ein Paar in einem Jeep entgegen, starrte uns mit grossen Augen an und fragten, ob wir wirklich da runter wollten? Ja, klar doch! Der Mann warnte uns vor einigen steilen Stellen und wir fuhren weiter. Es war wirklich steil und steinig und das Wohnmobil geriet immer wieder bedenklich in Schieflage, aber wir kamen unten an und atmeten auf, geschafft! Neeeeee, keineswegs und weit gefehlt! Es wurde immer schlimmer. Manchmal versuchte ich mit dem Handy Videos aufzunehmen, manchmal stieg ich lieber aus, weil ich Angst hatte. Aber Felix machte glücklicherweise alles richtig und nach über einer Stunde war die Horrortour zu Ende und wir ein ganz klein bisschen stolz auf Felix Leistung und auf unser absolut tolles Fahrzeug! Und natürlich schimpften wir uns selber ab unserem Leichtsinn. Da hätte einiges schiefgehen können!

 

Erschöpft aber glücklich erreichten wir unseren Übernachtungsplatz in der Wildnis. Kein Mensch weit und breit, nur wir in der Natur. Bis es dunkel wurde sassen wir draussen und liessen unsere Blicke über die Täler und Berge wandern. Durch unser Dachfenster bestaunten wir im Bett den wunderbaren Sternenhimmel. Am nächsten Morgen balgten sich im trockenen Bachbett unter unserem Platz zwei Kojoten, durch den Feldstecher beobachteten wir freilebende Pferde und Wölfe. Wir waren im Paradies! Ob unser nächster Platz auch so schön sein würde? Ja, er war wieder perfekt. Wir stiegen den Hügel hinunter und quälten uns durch haushohes Schilf und standen am Ufer des Rio Grande. Den Nachmittag verbrachten wir mit sünnele und lesen und durch den Feldstecher blicken. In weiter Ferne stand am andern Ufer des Flusses in Mexiko eine Ranch und wir konnten beobachten, wie die „Cowboys“ eine Herde wilder Pferde zusammen-, und vor sich her zur Ranch trieb.

Ja und dann kam der traurige Tag, den wir nicht so schnell wieder vergessen werden. Als wir wieder über die Piste rumpelten und um eine Kurve kamen, stand da ein Jeep gleich neben der Strasse. Ein Mann half seinem Hund ins Auto. Ich dachte noch, das müsse ein alter Hund sein, aber irgendetwas war da seltsam. Etwas stimmte nicht mit dem Hund. Wir hielten an und ich fragte, ob es seinem Hund nicht gut gehe. Da drehte sich der Mann in den Vierzigern zu uns um und ich sah seine rot verweinten Augen. Sein Hund sei gestorben, meinte er. Ich dachte gleich an Skorpione und Schlangen, aber als ich ausstieg und fragte, was um Gottes Willen geschehen sei, sagte er mir unter Tränen, er habe die Hündin wie immer hinter dem Auto herrennen lassen, um ihr Bewegung zu verschaffen. Das sei doch immer gut gegangen! Aber jetzt geriet sie unters Hinterrad und war auf der Stelle tot. Ist das nicht schrecklich? Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich daran denke! Ich kniete mich mit ihm zu seinem Hund hinten im Auto, wir streichelten sie und weinten miteinander. Sie sei doch alles gewesen, was er habe! Penny war gerade mal drei Jahre alt geworden. Er erzählte mir von seinem Hund, was sie miteinander erlebt hatten, dass er mit ihr nach Mexiko reisen wollte und vielleicht weiter nach Südamerika. Aber jetzt? So ganz alleine? Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns mit einer Umarmung. Er würde in eine Stadt fahren, um die Pit Bull Hündin kremieren zu lassen. Unsere Wege trennten sich, aber der Vorfall beschäftigte uns den ganzen Tag und die folgenden.

Für die nächste Nacht suchten wir einen Park-Campingplatz auf und liefen am Abend in die dazugehörende Lodge zum Abendessen. Als wir oben ankamen, sass eine ältere Dame auf einem Bänkchen und fragte uns, ob wir ihren Mann gesehen hätten, er trage einen Hut. (Das war wirklich die ganze Beschreibung, die sie uns gab!) Wir verneinten, und sagten ihr, er würde sicher bald wieder auftauchen. Nach dem Essen sahen wir uns im Souveniershop noch etwas um und bemerkten die Dame von vorher alleine in einer Ecke sitzen. Da trat eine Parkpolizistin in den Laden und ging zu der Frau hin. Also war ihr Mann nicht wieder aufgetaucht und draussen war es stockdunkel! Die arme Frau! Felix und ich malten uns schreckliche Sachen aus. Mann, heute war ein ganz versch… Tag! Wir würden nicht gut schlafen können! Als wir uns auf den Heimweg machten, kam uns ein Mann mit Hut wankend entgegen. Felix meinte, der sei sturzbetrunken, ich meinte, er wanke aus Erschöpfung. War das der verlorene Ehemann? Wir wissen es nicht, beschlossen aber, dies anzunehmen, damit der Tag nicht so traurig enden musste.

 
 
Auf dem Boquillas Canyon Trail zum Rio Grande
Der kleine Rio Grande...
Überall dem Fluss entlang konnte man mexikanische Souveniers kaufen. Von den Mexikanern keine Spur, nur Ruderboote am anderen Ufer.
 
 
Aussicht von unserem ersten Übernachtungsplatz im Backcountry
Kurz vor Sonnenuntergang
 
Auf dem Weg zum zweiten Camp stolperten wir über elf namenlose Gräber
Blick in Richtung Rio Grande vom zweiten Backcountry-Camp aus
 
 
Die zwei Gipfel im Hintergrund heissen "Mule Ears Peaks"
Das Schilf am Flussufer ist über vier Meter hoch
Diese zwei Stuten mit ihren Fohlen sind wohl illegal über den Fluss in die USA gekommen. Ihre Herde wurde am Tag zuvor in Mexiko zusammengetrieben...
 
Unsere letzte Nacht im Big Bend im Chisos Basin auf 1645 M.ü.M
Hunde sind auf allen Trails des Parks verboten, desshalb geht Felix alleine Wandern. Zum "The Window" hin und zurück.
Beim Campingplatz Chios Basin
Piepmatz bringt uns am Morgen ein Ständchen
Solche seltsamen Berge hat es hier allenthalben
 

Am 8. Januar verliessen wir den wunderschönen Big Bend N.P. und fuhren durch die ehemalige Geisterstadt Terlingua (so blöd, wenn eine Geisterstadt plötzlich wieder bewohnt wird!) zum Big Bend Ranch S.P. Hier machten wir eine Wanderung in einem schmalen, trockenen Canyon, bis uns der Weg durch eine grosse Wasserlache versperrt wurde. Es hätten nur noch wenige Meter bis zum Rio Grande gefehlt!

Weiter ging es jetzt nach Norden, wo wir in der Nähe von Marfa auf einem Parkplatz nächtigten. Der Parkplatz gehörte zur Marfa Light Viewing Area. Hier soll es in der Nacht seltsame, unerklärliche Lichter zu sehen geben. Leider zeigten sie sich nicht. Dafür klopfte es plötzlich an unsere Türe und draussen stand der Mann vom Hund. Wir baten ihn herein und sprachen über eine Stunde miteinander. Er schien wieder gefasster zu sein, so dass ich mir keine Sorgen mehr um ihn zu machen brauche. Übrigens heisst er Mat, wie wir jetzt erfuhren. Sein Hund würde am 9. Januar im Städtchen Alpine kremiert werden, seine Pläne seien im Moment unklar. Ohne seinen Buddy wollte er nicht weiterreisen. Aber vielleicht kreuzen sich unsere Wege in Mittel- oder Südamerika wieder, wer weiss. Es würde uns freuen.

Wir besuchten die Städtchen Marfa, Alpine und Fort Davis und fuhren durch die pittoresken Davis Mountains. In Europa beginnt bei etwa 1600m ü. M. die Baumgrenze, hier scheinen auf dieser Höhe die Bäume erst richtig zu gedeihen! Zwischen den Bäumen stehen Kühe und Pferde auf riesigen Weiden im dürren Gras, rundum erheben sich die felsigen Berghänge. Falls wir uns je in Texas niederlassen würden, dann hier. Felix würde für lauschige Feuer Holz hacken und sich um die Buchhaltung kümmern und ich würde zweimal am Tag mit den Pferden unser Grundstück abreiten. Und alle drei Monate müsste ich eine Städtereise unternehmen…

Der Closed Canyon Trail im Big Bend Ranch State Park
Hunde sind an der Leine zu führen. Nicht länger als 1,8 Meter! 🙂
Je weiter man vordrang, desto enger wurde der Canyon
Fort Davis
Das Gerichtsgebäude. Sogar für Reporter gibt es reservierte Parkplätze! Naja, zumindest einen...
Picknick in den Davis Mountains
Fahrt durch die Davis Mountains auf den Scenic Loop
 
In der Ebene wachsen keine Bäume, hier oben schon!
Die Davis Mountains gehören übrigens zur Chihuahua-Wüste
Eine nette Wanderung mit schöner Aussicht gab es auch noch.
 
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