1.-20.10.2019
Filou war soweit wiederhergestellt, dass wir für zwei Wochen in „Urlaub“ fahren konnten. Sogleich machten wir uns auf nach San José, der Hauptstadt. Hier kamen wir für zwei Nächte mitten in der Stadt auf dem Parkplatzt eines Hostels unter. In der Stadt stehen nur noch wenige alte Gebäude und sie sprüht jetzt nicht gerade vor Charme, aber es war doch schön, wieder einmal durch Einkaufsstrassen zu flanieren und abends fein Essen zu gehen. Am Samstag sogar mit Livemusik. Der Sänger muss bestimmt etwas eingeworfen haben, die Stimme hatte er im Gegensatz zum Rest seines Körpers aber unter Kontrolle! 🙂
Für den Dienstag hatten wir in der Frühe Tickets für den Vulkan Poas, auf dem Weg dorthin besuchten wir in Sarchi eine der vielen „Wägeli-Herstell-Fabriken“. Ursprünglich wurden diese Karren für die Kaffeeernte gebraucht. Da waren sie aber noch unbemalt… Jetzt kann man sie in allen Grössen und Farben kaufen. Felix war von der „Bar-Version“ gaaaaanz angetan. 😉
Jetzt aber auf zum sehr aktiven Vulkan Poas. Da herrscht ein ganz strenges Regime: Tickets vorbestellen und die gewünschte Zeit angeben. 10 Minuten vorher dort sein. 10 Minuten für die Eintrittskontrolle, 20 Minuten für den Fussmarsch zum Kraterrand, 30 Minuten am Kraterrand, 10 Minuten um wieder zum Parkplatz zu gelangen. Uff, ein klein bisschen überreglementiert. 🙂
Wir hatten die Zeit am frühen Morgen gewählt, weil erfahrungsgemäss ab Mitte Morgen die Wolken wieder aufziehen. Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass der Vulkan selber Wolken produziert und wir von dem her gut bis Mittag hätten ausschlafen können! Eine Woche zuvor war der Nationalpark übrigens wegen einer Eruption am 30. September für einige Tage geschlossen.
Gleichentags erreichten wir die „8 Cataratas de Paraiso Manantiales“. Wir packten Brötchen ein und machten uns an den steilen Abstieg zum Rio Toro, vorbei an 8 schönen Wasserfällen. Es nieselte, als wir losmarschierten, aber unten angekommen, hatte es bereits wieder aufgehört. So vertrieben wir uns die Zeit mit schauen und fotografieren und als wir dann endlich picknicken wollten, regnete es schon wieder. Wir standen in der Nähe des Aufstiegs und bemerkten erstaunt, wie schnell der Wasserspiegel des Flusses anstieg und das Wasser immer brauner wurde. Auch die Wasserfälle, die zum Ufer herunterdonnerten, waren jetzt schlammig-braun. Kurz bevor uns das Wasser den Weg abschnitt, stürmten wir zum Aufstieg. Inzwischen regnete es nicht nur, es goss. Der sonst schon schwierige Pfad wurde noch schwieriger. Da waren wir beinahe froh, als wir die hohe, wackelige Wendeltreppe erreichten, mit der man die Felswand bezwang. Nach weiteren Rutschpartien kamen wir beim Parkplatz oben an, ich mit meiner wasserdichten Regenjacke bis auf die Haut nass, Felix mit seinem Plastikponcho nicht gar so nass. Es dauerte 3 Tage, bis unsere Kleider wieder trocken waren! Wir blieben für die Nacht auf dem Parkplatz. Das Restaurant hatte leider geschlossen, der Besitzer hatte uns aber erlaubt, den Pool und die Duschen/WC zu benützen.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Karibisches Meer, machten unterwegs bei einer organischen Ananasplantage halt und liessen uns in einem uralten Toyota Landcruiser durch die Plantage führen. Ananas frisch ab Feld schmeckt ausgezeichnet! Die Feldarbeiter stammen alle aus Nicaragua, manche legal, manche nicht. Costa Ricaner wollen diese Arbeit nicht verrichten. Das kommt mir irgendwie bekannt vor…
Am Abend erreichten wir den „Frog Heaven“ und buchten eine Fototour für den nächsten Morgen. Im privaten Garten der Familie, den sie in ein Tierparadies verwandelt haben, leben verschiedene Frösche und bunte Vögel. Drei der fünf gesichteten Froscharten leben in Josés Garten. José präsentierte uns die Frösche auf Moos oder Ästen und half uns mit Tipps und Tricks, die nicht immer stillsitzenden Tiere gut zu fotografieren. Es waren zwei sehr lehrreiche Stunden und wir hätten den Rest des Tages noch im Garten herumstreifen dürfen.
Uns zog es aber an den Atlantik. Die einzige Strasse dorthin wird von so vielen Lastwagen befahren, dass wir tatsächlich in einen Stau gerieten! Dole, Chiquita, Del Monte, alle sind hier zu finden. Die Strasse wird auf vier Spuren ausgebaut und man hat damit auf der gesamten Länge begonnen. Sollte aber der böse Bananen-Pilz auch in Costa Rica um sich greifen, dann braucht es gar keine breitere Strasse. Reichlich abgekämpft erreichten wir den Atlantik und schlugen an einem leeren Strand unser Lager auf. Das Meer war badewannen-warm aber die Wellen hoch und so gar nicht Karibik-like!
Kurz nach Puerto Viejo spazierten wir der Küste entlang durch den Dschungel des Refugio Gandoca Manzanillo bis zum Mirador. Tiere sahen wir keine, nur beim Eingang eine grasgrüne ungiftige Schlange. Wir entschieden uns gegen das Übernachten zwischen Strasse und Strand (es gab Meldungen von Überfällen auf Camper) und fuhren zurück nach Puerto Viejo, wo wir auf dem Parkplatz eines Hostels unterkamen und uns sofort auf die Suche nach einer Pizzaria machten. Ja, manchmal überkommt es uns halt… Das Essen in Zentralamerika ist schon etwas eintönig: Reis, Bohnenmus, gebratene Bananen, Pommes und etwas Salat oder Gemüse. Dazu wählt man Hähnchenbrust, Fischfilet oder Schuhsohle (Rind). Und so geht das eigentlich seit Guatemala… Natürlich bekommt man überall leckere Crevetten nach Wunsch zubereitet oder die erfrischenden Ceviche.
Obwohl es eigentlich Nebensaison ist, wimmelte es in Puerto Viejo von Rucksacktouristen. Trotz Regenwetter waren die Strassen bis spät nachts bevölkert. Auf dem Nachhauseweg stiessen wir auf eine Gruppe einheimischer Jugendlicher, die trommelschlagend, tanzend und Metallophon spielend durch die Strassen zogen. Die Samba-Rhythmen waren sehr mitreissend.
Ausserhalb von Puerto Viejo fanden wir einen tollen langen Strand, wo wir frei stehen konnten und lange Spaziergänge machten. Schon toll, wenn man eine Stunde laufen kann und man das Ende des Strandes immer noch nicht erreicht hat! Wir konnten uns schwer davon trennen und fuhren erst am nächsten Nachmittag ein paar Kilometer weiter nach Cahuita, wo wir für die Nacht auf einem Hotelparkplatz unterkamen und früh am nächsten Morgen zu einer Wanderung durch den Cahuita Nationalpark aufbrachen. Hier sah das Meer nun endlich so aus, wie man sich die Karibik vorstellt: Türkises Wasser und palmengesäumte Strände. In den Bäumen des Dschungels vergnügten sich Kapuziner- und Klammeraffen, Waschbären stöberten in den Rucksäcken nachlässiger Touristen und oben in einer Palme verschlief das Dreifingerfaultier den ganzen Spass.
Am Nachmittag fuhren wir zurück in die Berge nach Turrialba. Hier wollte ich auf dem Rio Pecuara River Raften. Da im Moment absolut Nebensaison ist, hatte es für den folgenden Tag keine Anmeldungen, und für mich alleine wurde die vierstündige Tour natürlich nicht durchgeführt. Roberto versprach aber, sich bei mir zu melden, falls sich in den nächsten Tagen wer anmelden würde. So suchten wir die Karte nach Sehenswürdigkeiten in der Umgebung ab und fanden den Vulkan Turrialba, wobei uns nicht ganz klar war, ob der nicht wegen starker Aktivität für Besucher geschlossen war. Auf schmalen Neben-„strassen“ krochen wir die Berge hoch und standen zur Mittagszeit vor geschlossener Barriere. Was da über dem Vulkankegel hing war nicht etwa eine Regenwolke, sondern eine Giftgaswolke. An den Hängen standen verbrannte Bäume und einige Gebäude des kleinen Weilers waren eingestürzt. Nicht allzu weit weg befand sich der Vulkan Irazu, von dem angenommen wird, dass er eine unterirdische Verbindung zum Vulkan Turrialba hat. Für eine Besichtigung waren wir schon zu spät dran und wurden nicht mehr in den Park gelassen. Wir liessen uns für die Nacht in einer Krater ähnlichen Mulde nieder, wo uns die Parkranger aber trotzdem fanden. Da es schon dunkel war, durften wir trotzdem über Nacht stehen bleiben. Spät am Abend kam dann das Whatsapp, dass sich für den kommenden Tag eine Vierergruppe fürs River Rafting angemeldet hatte und ich um 7.45 Uhr da sein solle. Wir hatten uns aber 1,5 Stunden von Turrialba entfernt…
Das frühe Aufstehen hat sich aber 1000fach gelohnt! River Rafting ist ein bisschen wie Achterbahn fahren, nur wird es mir auf dem Fluss nicht schlecht! Aber es ist auch ein bisschen wie auf einem Pferd galoppieren, das ab und zu einen Bocksprung macht. Auf alle Fälle war es ein riesen Spass, obwohl mir das Felix nicht glauben mag.
Nach diesem tollen Erlebnis machten wir uns auf den Weg zurück nach San Isidro, wo Filou am nächsten Tag für eine abschliessende Blutentnahme und Analyse erwartet wurde. Alles wieder gut, nur das Labor in der Hauptstadt meldete abnormale Bauchspeicheldrüsenwerte. Mit denen wird Filou (und wir) jetzt wohl leben müssen.
Nun hiess es Abschied nehmen von den Tierärzten Diana und Roberto. Wir verdanken ihren das Leben unseres Hundes und sie sind zu guten Freunden geworden.
Auch von allen Leuten im Hundeasyl „Charlies Angels“ verabschieden wir uns bei Spaghetti und Rotwein. Übrigens hatte sich hier in unserer zweiwöchigen Abwesenheit einiges getan: es hat Hundewelpen geregnet! 20 an der Zahl von zwei Hündinnen. Die Arbeit geht hier nie aus!
Nach einer letzten Nacht am Meer machten wir uns auf zur Panamaischen Grenze.
Wow! Was für fantastische Bilder. Ein pures Paradies. Wünsche euch und Filou alles Gute. Danke für die schönen Berichte.
Lieber Markus
Vielen Dank fur deinen netten Kommentar! Costa Rica ist wirklich wunderschön, wo es sich gut leben lässt.
Wir wünschen dir alles Gute und hoffen, es hat diesen Winter nicht zu viel Hochnebel in der Schweiz!
lg Felix und Tina