Traumstrasse Carretera Austral und die Insel Chiloé

Ein neuer Grenzübertritt von Argentinien nach Chile stand an. Diesmal brauchte der Hund keine neuen Papiere, was uns beinahe Freudensprünge machen liess. Aber die Zöllner in Chile Chico nehmen’s genau. Während Felix im Inneren jedes einzelne Fach öffnen musste, damit die Dame reinschauen konnte, durchsuchte der Herr mit mir zusammen alle Aussenfächer des Womos, lugte hinter die Sitze und in die Handschuhfächer des Autos. Auch vor dem Öffnen der Motorhaube machte er keinen Halt! Zu beanstanden gab’s dann aber nichts. Käse ok, Milch ok, Wein und Bier ok, Hundefutter ok. Zwiebeln und Knoblauch nicht gefunden… 😉

In der Stadt hatten wir gar keine Lust, unsere frischen Vorräte wieder aufzufüllen, die Carretera Austral rief mit unbeschreiblich schöner Natur. Wer braucht da schon Tomate und Apfel?

Die Traumstrasse im chilenischen Patagonien beginnt in Villa O’Higgins im Süden und führt über 1’240km bis nach Puerto Montt (oder umgekehrt). Den Bau des Prestigeprojekts beauftragt hatte 1976 der Diktator Augusto Pinochet. Zuvor war der äusserste Süden nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar. Etwa die Hälfte der Strasse ist heute asphaltiert, der südliche Teil ist aber zum Teil scheusslich ruppige Wellblechpiste.

Der Start der Strasse in O’Higgins ist 300km südlich von Chile Chico. So tuckerten wir dem schönen See General Carrera entlang, der hatte in Argentinien noch Lago Buenos Aires geheissen… Jaja, Argentinien und Chile sind keine befreundeten Nachbarn. Wir werden auch oft gefragt, wo es uns besser gefalle…? Wir versuchen schweizerisch-neutral zu bleiben. 🙂

Uns ist egal, wie der See heisst, schön ist er hüben wie drüben! Wir waren kaum zwei Stunden auf der Schotterstrasse unterwegs, als ein uns bekanntes Geräusch aufschreckte. Felix hielt sofort an und lief zur hinteren Stossstange: Jap, frisch geschweisst und schon wieder gebrochen! Also Werkzeug raus und alles wieder abschrauben, das gute Ding im Womo verstauen und weiter ging die Fahrt. Gegen Abend erreichten wir Puerto Guadal, parkierten beim kleinen Hafen am Lago General Carrera und fanden ein kleines Ein-Mann-Betrieb-Restaurant, wo es ein Menü mit zwei verschiedenen Fleischsorten zur Auswahl gab. Ich bestellte Ossobuco und Felix die Saftplätzchen und beide waren wir mit unserer Wahl zufrieden. Zum Dessert gab es Fruchtsalat. Aus der Dose. 🙂

Weiter nach Süden ging die Fahrt oft dem Rio Baker entlang, jenem manchmal zahmen, manchmal wild sprudelnden, türkisgrünen, wasserreichsten chilenischen Fluss. In Puerto Bertrand kann man River Rafting Touren buchen. Ob’s Neopren-Anzüge zu mieten gibt? Die Gewässer sind alle eisigkalt!

Zu Mittag erreichten wir Cochrane, die letzte grössere Ortschaft. Jetzt war es an der Zeit, unsere Lebensmittel aufzufüllen, aber nach ein paar Schritten durch den Supermercado, wussten wir nicht so recht, was wir hier kaufen sollten. Ein bisschen Scheibenkäse, etwas Schinken, einige Brötchen und zwei Äpfel. Mehr wollten wir hier nicht! Wir waren aber auch am Ende der Welt…

Knapp zwei Stunden später fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz an einem Fluss und erneuerten unsere Bekanntschaft mit Stachel-Klett-Samen. Schon meine Schuhe und Hosenbeine waren voll davon, aber Filous Fell…! Ich brachte eine qualvolle (für Filou und für mich) Stunde damit zu, die Kletten aus seinem Pudelfell zu kämmen! Zum Schluss musste auch der Maulkorb her, die „Wildsau“ wollte nicht mehr stillhalten und ich wollte nicht gebissen werden! Nach dem Spaziergang am nächsten Morgen, nahm Felix gleich die Schere zu Hilfe 😉

Wir waren jetzt zwei Tage lang auf einer Wellblechpiste unterwegs gewesen und es zerrte an uns und am Fahrzeug. Neben der geschweissten Stossstange war auch die Schweissnaht im Motorenraum wieder gerissen. Sollten wir wirklich bis nach Villa O’Higgins runter, nur um auf genau gleichem Weg wieder zurück zu fahren? Wir entschieden uns dagegen, besuchten aber an diesem Tag die Ortschaft Caleta Tortel. Tortel liegt von Wald umgeben an einem Fjord nahe der Mündung des Rio Baker. Man parkiert ausserhalb des Dorfes, denn die Häuser stehen auf Stelzen und sind nur über Stege erreichbar. Was bis vor wenigen Jahren eine abgelegene Holzfällersiedlung war, brummt heutzutage im Sommer von Touristen. Anscheinend geht ein einmaliger Charme vom Ort aus, uns gefiel er nicht sonderlich. Wir schoben es auf das kühle, neblige Wetter (die Fotos zeigen die einzigen 5 sonnigen Minuten des Tages :-)). Für die Nacht kehrten wir wieder zu „unserem“ Flüsschen zurück, wo die Schermaschine sich Filous Fell annahm.

So weit wie das Meer, der Lago General Carrera
Blick auf Chile Chico
Wer eignet sich besser als Engel?
Der ist eher ein Bengel
Laguna Verde
Schon wieder kaputt!
 
Was für eine Aussicht aus unserem Wohnzimmerfenster
 
Rio Baker
Der Lago General Carrera
Das autofreie Caleta Tortel
 
 
Filou frisch geschoren und gebadet

Jetzt mussten wir wieder zurück in Richtung Lago General Carrera fahren. Immer wieder hielten wir an, um die hängenden Gletscher, die Wälder, Berge und türkisen Gewässer zu bestaunen und vielleicht auch, um uns eine Holper-Rast zu gönnen. Am grossen See angelangt begann für uns Neuland. Die Strassenführung folgte dem verzweigten See dessen Farbe mich total in den Bann zog. Ein Highlight wartete in Puerto Tranquilo auf uns: die Marmorhöhlen im See. Wir stellten uns an bester Lage an den Strand und buchten für den nächsten Morgen um 10 Uhr eine grosse Bootstour auf einem kleinen Boot. Wie bestellt, waren wir 15 Minuten vor Abfahrt zur Stelle um uns mit Regenponcho und Schwimmweste einzudecken. Aber der Kapitän war nicht da und ein Gehilfe vertröstete uns und die anderen Kunden immer wieder. Um 10:15 Uhr schickte er uns dann los zur Anlegestelle, wir würden unsere Ausrüstung da erhalten. Um 10:30Uhr waren wir da und erlebten mit, wie der See wegen zu viel Wind gesperrt wurde. Und den Rest des Tages auch geschlossen blieb. Wir waren alle ziemlich hässig, auch, weil wir einfach immer wieder vertröstet wurden. Zurück im Büro stand dann der schmale Wurf von einem Kapitän vor mir und spielte den Unschuldigen. Dem habe ich aber meine Meinung gesagt! Auf Englisch. Nicht, dass er etwas davon verstanden hätte, aber mir gings danach besser und er händigte uns das ganze bezahlte Geld wieder aus. Dieses trugen wir ein paar Stände weiter und buchten für den nächsten Morgen, aber jetzt schon um 8:00 Uhr. Und tatsächlich klappte es dann perfekt und wir hatten eine wundervolle Bootsfahrt zu und in die Marmorhöhlen. Nach gut zwei Stunden frischte der Wind wieder auf, so dass wir auf dem Weg zurück in den Hafen eine recht ruppige Bootsfahrt hatten.

Eine weitere Attraktion von Puerto Tranquilo ist das Valle Exploradores. Dieses enge, vielfältige Tal wurde erst in den 1930er Jahren von einem deutschen Forscher (wieder) entdeckt und erst vor wenigen Jahren wurde eine 85km lange Schotterpiste bis an die Bahia Exploradores gebaut. Von dort aus lassen sich Bootstouren zur Laguna San Rafael und dem gleichnamigen Gletscher unternehmen. 10 Kilometer vor der Bahia war für uns Schluss. Eine Brücke mit Höhenbeschränkung (2,5m) versperrte uns die Weiterfahrt. So wendeten wir und fuhren auf dem gleichen Weg wieder zurück, vorbei an steilen, bewaldeten Berghängen, rauschenden Wasserfällen und weit oben an den Bergflanken hängenden Gletschern.

Was für ein Einkaufserlebnis! Vom Sattel über Leintuch und Zange zum halben Schaf und ein paar schrumpeligen Tomaten 🙂 Was man hier nicht kaufen kann, das gibt es gar nicht!
Der Rio Baker besticht durch seine Farbe
Auf dem Spazierweg zur Confluencia Rio Baker. Zusammenfluss von Rio Baker uns Rio Nef
 
Der Lago Bertrand. Die Farbe des Sees ist im Fall echt!
 
Das Kirchlein von Puerto Rio Tranquilo. Der Ort mag ja ausserhalb der Schulferien ruhig sein, aber zweieinhalb Monate lang ist er das sicher nicht!
Der Lago General Carrera bei Puerto Rio Tranquilo
Bootsfahrt zu den Marmorhöhlen. Nein, das war nicht unser Boot!
 
 
 
 
 
Das Wasser des Sees spiegelt sich an den Marmorwänden
 
 
 
 
 
Wasserfall im Valle Exploradores
Man hätte ja nur die Schranke wegdrehen müssen... Leider Ende der Strasse für uns
Furten war auch keine Option! Der Rio Exploradores hätte uns gleich weggeschwemmt
Ein gewaltiger Erdrutsch hat vor ein paar Jahren den Weg ins Tal verschüttet. Der Fluss wird bis heute grösstenteils noch gestaut und hat einen See gebildet.

Bei Puerto Murta verabschiedeten wir uns vorübergehend vom Lago General Carrera. In einem weiten Bogen führt die Carretera Austral nach Villa Cerro Castillo zu Füssen des gleichnamigen Märchenschloss-Berges. Für uns hatte er sich in einen Wolkenschleier gewickelt, sodass wir seiner Einzigartigkeit gar nicht gewahr wurden. Dafür machten wir einen Ausflug durch die hügelige Landschaft hinunter nach Puerto Ibañes (wieder am Lago General Carrera). Auf dem Weg zurück nach Villa Cerro Castillo hielten wir beim Naturdenkmal Manos de Cerro Castillo. Wie in den 300km entfernten Cueva de los Manos in Argentinien, findet man hier ca. 3000 Jahre alte Handabdrücke in „Negativtechnik“. Diese hier, unter einem Vorsprung einer gewaltigen Felswand, sind durch Felsabbrüche und Diebstahl (mit Pickel und Meissel???) in einem schlechten Zustand und dürfen ohne Begleitung besichtigt werden. Auf dem Gelände kann auch ein altes Schulinternat besichtigt werden.

Von Villa Cerro Castillo führt die Carretera Austral über einen Pass und hier oben entdeckten wir nun tatsächlich die Andenhirsche Huemules. Sie sind sehr scheu und wir hatten sie bis anhin nie gesehen, so dass ich schon dachte, es seien vielleicht Fabelwesen. Aber jetzt standen sie, gar nicht scheu, am Strassenrand und liessen sich von den fotografierenden Menschen nicht vom Fressen abhalten. Es gibt sie also doch!!! Und noch was gibt es wirklich: geteerte/betonierte Strassen! Ja wirklich, seit dem letzten Dorf fuhren wir beinahe wie auf Wolken! Ab und an weist die Strasse zwar Löcher auf, diese werden lustigerweise mit Pflastersteine geflickt. Retetetete…

Je weiter wir zu Tal fuhren, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Die steilen Hänge wichen zurück und machten der Landwirtschaft Platz. Kühe, Schafe und Pferde weideten auf den Wiesen und überall waren Häuser! Fast wie in der Schweiz. Etwas wehmütig verabschiedeten wir uns von der wilden Einsamkeit der letzten 600km.

Kurz bevor wir Coyhaique erreichten, erhielt ich eine Whats-app von Manu, die ich im letzten Spätsommer in einem Yoga-Retreat in Mallorca kennengelernt hatte. Sie schrieb, dass ihr Bruder und seine Freundin die 1200km lange Carretera Austral mit dem Fahrrad abfahren, von Nord nach Süd. Und sie seien jetzt eben ein paar Tage in Coyhaique. Die zwei wollten wir selbstverständlich kennen lernen!

Bei der Einfahrt in die Stadt erschraken wir sehr. Überall Autos und so viele Menschen! Und alle Parkplätze waren besetzt. Die iOverlander-App wies uns zu einem Übernachtungsplatz und ich machte mich sofort auf, mit Filou spazieren zu gehen. Mein Handy musste ich zurücklassen, weil der Akku beinahe leer war. Ich scherzte noch, ich würde mich sicher verlaufen… So war es dann auch. Ich war wirklich etwas verzweifelt und fragte jemand, wo denn die Universität sei (da stand unser Womo) und die Frau fragte zurück, welche Uni ich denn meine! Was weiss denn ich? Die Uni halt! So lief ich Strass auf – Strass ab und verirrte mich immer mehr. Es war zum Schreien (oder Weinen?) Filou war mir auch keine Hilfe, bis er plötzlich zu einer Pfütze am Strassenrand hinzog. An dieser Pfütze hatte er doch schon mal trinken wollen? So fand ich den Heimweg dank einer Pfütze! Felix lag entspannt auf seiner Bank, hatte mich noch gar nicht vermisst und lachte sich einen Schranz in den Bauch ab meiner Dämlichkeit! Jetzt schnell mit den Radfahrern Whats-appen und ins Stadtzentrum laufen, wo wir das Pärchen zum Pizzaessen trafen und uns über die Carretera und unsere sehr unterschiedliche Art zu Reisen austauschten. Wir hatten schon so viele Fahrradfahrer auf den staubigen Schotterpisten gesehen, sie taten uns immer leid, hatten aber alle unsere uneingeschränkte Bewunderung! Und nun sassen wir also mit zwei „Siebesieche“ an einem Tisch! Lieber Mike, liebe Corry, Hut ab vor eurem Mut, eurer Kraft und eurem Durchhaltevermögen! Wir tuckern jetzt mal weiter nordwärts und ich beklage mich nie wieder, dass mir der Hintern von der Holperpiste schmerzt!

Zwei Huemules - Seltene Andenhirsche
 
Weideland vor Coyhaique
Dieser Lago und die umliegenden Berge sind unglaublich schön! Das Wetter natürlich auch
Kleiner See im Hinterland von Puerto Ibanez
Bei den "Manos de Cerro Castillo"
 
ehemaliges Schulinternat, heute Museum
Der Cerro Castillo in Wolken gehüllt
Salto del Rio Ibanez
Tanzvorführung während dem Pizzaessen. Man beachte die Stiefel 🙂
Samenstände der Araukarien. Die Samen (Pinones) kann man gekocht essen und schmecken anscheinend nach Kartoffel, Marroni und Mandeln.
Cayhaique im Schatten des Berges
Wage es ja nicht!!!

Im Reiseführer steht, dass das Gebiet nördlich von Coyhaique regenreicher sei und so fing es auch gleich an zu regnen. Nach einem Abstecher ans Meer bei Puerto Aysen/Puerto Chacabuco, stieg die Strasse bald wieder an und wir fuhren den Queulat-Pass hoch. Hier fehlte wieder ein ganzes Stück Asphalt und die Berghänge rückten wieder näher. Rechts und links der Strasse wuchsen Fuchsien, Nalca (wie Riesenrhabarber) Bambus, Riesenfarne und Lianengewächse, ein richtiger Urwald. Die Sonne lugte gerade zur richtigen Zeit zwischen den Wolken hervor und beleuchteten weit oben an einer Bergflanke einen hängenden Gletscher, den Ventisquero Colgante. Bald schlängelte sich die Carretera wieder ins Tal und wir befanden uns wieder auf Meereshöhe. Kurz vor dem Ort Puerto Puyuhuapi wollten wir in den Thermen am Strassenrand baden gehen, wurden aber abgewiesen, da das Thermalbad voll sei. Und dabei wäre doch das perfekte Wetter für ein warmes Bad gewesen. In La Junta verliessen wir die Carretera Austral um nach Raul Marin Balmaceda zu gelangen. Auf dem Weg dorthin gab es die Termas El Sauce. Vielleicht hätten wir da mehr Glück? Felix schrieb eine Whats-app um uns anzumelden, erhielt aber erst eine Antwort, als wir schon am verschlossenen Eingangstor vorbeigefahren waren. Die Therme musste schon das dritte Jahr in Folge im Sommer wegen Wassermangel schliessen! Jänu, hat nicht sollen sein. Wir nahmen die Fähre über den Fluss Rio Polena und hatten schon bald Raul Marin erreicht. Am Hafen fanden wir ein sandiges Plätzchen für die Nacht und der Nieselregen hörte endlich auf, so dass ich mit Filou einen schönen, langen Strandspaziergang machen und dabei einigen Delfinen beim Springen zusehen konnte. Felix machte denselben Spaziergang am nächste Morgen bei Dauerregen…

Es war wieder an der Zeit, zu überlegen, wohin wir als nächstes Fahren sollten. Auf der Carretera Austral fehlten uns noch 300km bis ans Ende in Puerto Montt, uns gluschtete aber die Insel Chiloé. Diese wäre im Prinzip von Raul Marin aus per Fähre erreichbar, die nächste, die aber Platz für uns hätte, würde erst in einer knappen Woche fahren. Soooo lange in diesem verregneten Kaff aushalten? Nein, dann doch lieber noch ein bisschen nordwärts und von Chaitén nach Quellon übers Meer tuckern. Da wir Schwierigkeiten beim Buchen hatten, suchten wir in Raul Marin das Fährbüro auf (im kleinen Laden untergebracht – erinnerte mich sehr an die Poststellen in CH) und die nette Dame hatte beinahe in null-komma-nichts für uns gebucht. Sie plauderte übers schlechte, kalte Wetter und wir bedauerten ihr gegenüber, dass die Termas El Sauce leider geschlossen seien, und dass heute doch eigentlich ein perfekter Tag sei, um sich im warmem Wasser liegend auf den Kopf regnen zu lassen. Sie erzählte uns von den Tinajas (Hotpots) ganz in der Nähe der Therme und suchte uns auch gleich eine Telefonnummer heraus.

Den Rest erledigten wir per Whats-app und konnten einen Tag später Felix Geburtstag in einer Tinaja im Wald über dem Rio Polena geniessen, Häppchen und Pisco Sour inklusive.

Danach fuhren wir im Nieselregen nach Chaitén. Die Wolken hingen so tief, dass wir auf der Strecke nicht viel mehr als die Strasse (viel Schotter) und überbordendes Grün rechts und links davon sahen. Wir übernachteten am riesigen Kies-/Sandstrand und spazierten am Abend ins Städtchen, um endlich wieder mal in einem Restaurant zu essen.

Am nächsten Tag klarte das Wetter soweit auf, dass wie den Aufstieg zum Vulkan Chaitén in Angriff nehmen konnten. Der Weg war schlecht, Bächlein liefen uns entgegen und die 2893 Treppenstufen (oder so… :)) waren je etwa 70 cm hoch (oder so… :)). Aber die Anstrengung hat sich wirklich gelohnt! Der Abstieg ging dann bedeutend schneller und zuletzt konnten wir im Bach auch noch den Schlamm von den Wanderschuhen spülen.

Im nahe gelegenen Santa Barbara fanden wir einen langen Traumstand zum Übernachten und da die Sonne sich immer mehr durchsetzte, genoss Filou (der ja nicht mit auf den Berg durfte) einen langen Abendspaziergang.

Trüber Tag, da fahren nicht mal die Fischer raus!
Weit oben der Gletscher Ventisquero Colgante
Wasserfälle am Strassenrand oder wenige Schritte im Dickicht
 
 
 
Die Fähre die uns über den Rio Polena nach Puerto Raul Marin Balmaceda brachte
Rio Polena
Wo die Delfine springen
Schmaler aber langer Sandstrand von Raul Marin
Kirchlein in La Junta
Tinajas im Regenwald
Happy Birthday!
In der Umgebung von Chaiten gibt es viele lustig geformte Hügel
Überreste des Vulkanausbruchs von 2008
🙂   ...ist anstrengend!!!
Schönheiten am Wegesrand
Blick zum Lago Rio Blanco. Hier geht dir Carretera Austral weiter, wir aber nicht.
Oben angekommen! Die Anstrengung hat sich gelohnt
Pferdetransport in Chaiten
Der Strand von Santa Barbara
 
Tschüss Chaiten, tschüss Carretera Austral!

Am nächsten Nachmittag lief unsere Fähre (mit Verspätung) nach Quellón auf der Insel Chiloé aus und nach ca. fünf Stunden erreichten wir unser Ziel kurz vor Sonnenuntergang. Das Meer war wiedermal nicht sehr gnädig mit uns gewesen und anstatt an der Reeling den vorbeischwimmenden Delfinen zuzuschauen, leisteten wir Filou im Wohnmobil Gesellschaft.

Chiloé ist 180 km lang und 50 km breit. Der höchste Berg ist gerade mal 850 m hoch, dies alleine macht sie nach unserer bisherigen Zeit in Chile so besonders: es hat keine Berge, nur Hügel. Auf denen wachsen entweder Urwald, oder Schafe und Kühe zupfen saftiges Gras. Die Insel gilt als regenreich, was mich nicht sehr erfreute. Was uns auch gleich auffiel, waren die vielen Fischzuchten und Muschelfarmen in den Fjorden der Ostküste. Bei einem Spaziergang durch Quellón fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf: da gab es doch tatsächlich gut gefüllte Geschäfte nur mit Gemüse und Obst. Hätten wir nicht zum „Kuchen“ essen (ja, das heisst hier wirklich Kuchen!) abgemacht, hätte ich gleich zugeschlagen! Aber zuerst warteten ja Andrea und Günter im Café auf uns. Das Ehepaar aus dem Schwarzwald mit selben Womo wie wir unterwegs, hatten wir im Dezember in Rio Gallegos in Argentinien kennengerlernt und seither kreuzen sich unsere Wege ab und zu. Über Kaffee und Kuchen tauschten wir unsere Reisegeschichten und weiteren Pläne aus und verbrachten danach auch noch einen schönen Abend zusammen am Meer. Wir verabschiedeten uns am nächsten Morgen, wollten wir doch unbedingt noch zum Monument vom Anfang-/Endepunkt der Panamericana, also sozusagen Km 0 oder Km 22’000! Danach verschlug es uns über eine unmögliche Piste ins Naturschutzgebiet Parque Tantauco, das dem ehemaligen Präsidenten Piñera gehört. Das Wohnmobil liessen wir mit Filou auf dem Parkplatz beim Parkeingang stehen und machten eine Wanderung durch den Urwald. Wir übernachteten danach in der Nähe mit Kühen an einem See.

Nun lockte die Pazifikküste, zuerst ein laaaanger, breiter Sandstrand, dann die Steilküste, beides sehr reizvoll und bei diesem wunderbaren Wetter eine wahre Freude. Ich wachte jeden Morgen auf und erwartete Regen, aber immer schien uns die Sonne ins Gesicht! Am Montag spazierten wir zur Muelle de las Almas, ein vom Künstler Marcelo Orellana Rivera gebauter, ins Nichts ragender Steg. Hier sollen die Seelen der Verstorbenen in die Ewigkeit hinüberschreiten. Der Ort ist ein Touristen-Magnet (vor allem Chilenen) und auf einer Tafel steht, dass jede Familie/Gruppe nur zwei Minuten auf dem Steg bleiben darf, man solle die Nachkommenden Gäste respektieren. Wir ahnten, was hier los sein kann! Aber an diesem frühen Montagmorgen waren nur eine Familie und eine Gruppe von zwei Pärchen anwesend. Diese überzogen ihre Zeit auf dem Steg um ein Hundertfaches. Jede Person wurde zuerst einzeln in 100 Posen fotografiert, dann zwei Frauen/zwei Männer, dann Pärchen-weise, dann das Ganze mit dem anderen Handy, von denen es ja vier gibt. Wir sitzen und staunen. Ich glaube nicht, dass der Künstler sowas im Sinn hatte, als er diesen Steg ins Nichts baute, aber es passt ja schon sehr gut in diese Zeit: jeder muss posieren, sich präsentieren, fotografieren. Egal, ob da noch andere sind, die vielleicht auch auf den Steg wollen… Aber der Ort ist wirklich sehr schön und der Blick von den Klippen auf die Strände und Felsen einmalig. Auf dem Rückweg kamen uns Horden von Besuchern entgegen und wir waren froh, dass wir zur Abwechslung mal zeitig aus den Federn gekommen waren.

5-Stündige Fährfahrt zur Insel Chiloé
Unsere Fähre im Abendrot im Hafen von Quellon auf Chiloe
ein inseltypisches Holzschindelhaus
Die schnee- und gletscherbedeckten Berge auf dem Festland
Offizieller Anfang oder Ende der Panamericana
Im Urwald
Nalca (Mammutblatt) und Felix
Riesenfarn
Übernachtung an einem kleinen See
Nix mehr Berge, nur noch Hügel
Kilometerlanger Sandstrand am Pazifik
Sonntagsspass-Autorennen
 
Fundstück
Bei Flut wohl unter Wasser
Die Pazifikküste
Muelle de las Almas, der Seelensteg
von hier gehen die Seelen hinüber in die Ewigkeit
 
Wundervolle Aussicht von der Steilküste
Steinbock oder Herz?
 

Zurück an der Ostküste der Insel besichtigen wir die typischen Holzkirchen. Einige davon wurden im Jahr 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe „Kirchen von Chiloé“ aufgenommen.

Nach einem weiteren Besuch an der Pazifikküste im nördlichen Teil der Insel und einer Übernachtung am Strand von „Corona“, wo wir morgens und abends den Delfinen beim Salto machen und Wellenreiten zu schauen konnten (danke für den Tipp, liebe Andrea und Günter), verliessen wir mit einer Fähre die liebliche Insel und fuhren gleichentags nach Puerto Montt. Hier suchten wir als erstes eine Wäscherei, die uns den Berg Schmutzwäsche bis am nächsten Tag (Samstag) waschen konnte.
Jetzt mussten wir wieder über die Bücher, sprich Reiseführer. Wo soll es weitergehen? Chile? Argentinien? Der Herbst ist langsam im Anmarsch. Wo wollen und können wir die Wintermonate Juli und August verbringen, ohne zu erfrieren? Nun, Pläne sind da, um wieder über den Haufen geworfen zu werden, aber vorläufig bleiben wir in Chile. Und davon erzähle ich das nächste Mal.

Castro, die Hauptstadt der Insel Chiloé
Im Innern der Kathedrale sehr schöne Holzarbeiten
Aussen eigentlich auch ein schöner Bau, aber dieses Blech...
Dafür ist das Pfarrhaus um so schöner!
Die Stelzhäuser von Castro stehen bei Flut im Wasser
Früh morgens bei Ebbe werden säckeweise Schalentiere eingesammelt
Schindelhäuser
Hier werden neue Holzfischerboote gebaut...
und alte Boote restauriert.
Die Holzkirchen von Chiloé
 
 
 
 
Langer Fussgängersteg zu einer kleinen Insel
Im Quirligen Ancud fanden wir keinen passenden Platz zum Übernachten, so landeten wir seit langem wiedermal auf einem Campingplatz. Frühstück an der Sonne
Schindelhaus in Ancud
Der Strand von Ancud an einem Sonntagnachmittag
Vom Strand von Punihuil starten Bootsfahrten zur Pinguineria. Damit die Kunden keine nassen Füsse bekommen, werden sie zu den Booten gekarrt
Tagesfang
Am Strand von Corona Womo abstellen, Tisch und Stühle aufstellen, Gin Tonic einschenken und los geht die Delfinshow. Direkt vor der Haustüre!
Dazwischen mal einen Spaziergang, Filou versteht nicht, warum wir immer aufs Meer starren
und weiter geht der Spass!

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Ein Gedanke zu “Traumstrasse Carretera Austral und die Insel Chiloé

  1. Die Carretera Austral ist wirklich eine Traumstrasse voller überraschender Momente. Schön habt ihr es beschrieben. Mit lieben Grüssen und wer weiss, vielleicht sieht man sich doch noch einmal.
    Ruth&Walter

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