6.5. – 6.6.18
Am 6. Mai holten wir unsere Freunde Doris und Ueli am Flughafen in Las Vegas ab. Sie würden die nächsten fünf Wochen den Mittleren Westen mit uns entdecken. Nach einem langen Spaziergang in sengender Hitze den Strip auf und ab, übernahmen sie am nächsten Tag ihren JUCIE-Mietwagen und nach einer weiteren Übernachtung im „Circus Circus“ machten wir uns auf den Weg zum Hoover-Dam am Lake Mead. Das Bauwerk ist beeindruckend, der niedrige Wasserstand des Stausees bedenklich. Bei der Weiterfahrt durch die National Recreation Area erhaschten wir immer wieder Blicke auf den hübschen See. Nur die extrem karge Umgebung passte nicht ins Bild. Hier wächst nichts, einfach gar nichts! Und die grauen Felsen sorgen auch nicht dafür, dass ich hier einen Badeurlaub verbringen wollen würde! Was für eine Freude, als wir ins Valley of Fire abbogen und unversehens von roten Felsen umgeben waren! Das war eine tolle Einstimmung auf die kommenden Wochen und ein schöner Ort zum Campieren. Am nächste Morgen fuhren wir noch durch den schönen State Park mit vielen Wandermöglichkeiten, aber uns war es einfach zu heiss.
So fuhren wir weiter zum Zion N.P. Bei der Einfahrt in den Park teilte uns ein Schild mit, dass beide Campingplätze voll seien. Solchen Schildern glauben Felix und ich nicht mehr und so fuhren wir mutig drauflos. Und tatsächlich, wir ergatterten den letzten Stellplatz! ABER: Es durfte nur in einem Wohnmobil geschlafen werden und das Auto von Doris und Ueli galt als Wohnmobil! So mussten die Armen in unser kleines Zelt umziehen (das war dann kein Problem auf demselben Stellplatz!!!?) und das Auto wurde auf den Parkplatz verbannt. Aber der Platz war nur für eine Nacht frei! Doris und Felix mussten am nächsten Morgen um 6 Uhr beim Eingang des benachbarten Campingplatzes anstehen, um dort einen freiwerdenden Platz zu erhaschen! Sooo viele Menschen! Und nicht mal Wochenende! Würde das jetzt in allen N.P. so sein? Aber wir hatten ja Glück gehabt und während Felix einen Tag lang Filou hütete und arbeitete, machten wir andern uns auf, mit dem Shuttle-Bus und per Pedes den Park zu entdecken. Als erstes wollten wir den gemütlichen Riverside Walk ab Endstation abspazieren und dann auf dem Rückweg einige andere kürzere Wanderungen machen. Der Riverside Walk dem Virgin River entlang war schön, endete aber viel zu schnell. Viele Leute spazierten einfach weiter, jetzt eben im Fluss. Ach so, ich hatte von „The Narrows“ gelesen, einer Wanderung die Schlucht hoch im kalten Nass! Wir liefen also auch weiter, die Wanderschuhe füllten sich mit Wasser, aber das Erlebnis war einmalig! Das Laufen auf dem unebenen Flussgrund mit zum Teil rutschigen Steinen war nicht immer ganz einfach und einem unfreiwilligen Bad entging ich nur knapp. Nach einem Picknick auf einer Sandbank kehrten wir um. In den nassen Wanderschuhen stiegen wir noch zum „Weeping Rock“ hoch, einem Alkoven mit aus dem Fels tropfender Quelle und hängenden Gärten (Wasser liebende Pflanzen, die in der Steilwand blühen). Danach liessen wir uns zum Campingplatz zurückchauffieren und genehmigten uns nun doch noch ein kühles Bad im Fluss. Nach einem weiteren faulen Tag im Zion, verliessen wir den Park durch das Ostareal, einer Wunderwelt aus Farben und Formen.
Unser nächstes Ziel war Kanab. Hier finden allmorgentlich die Verlosungen für die je zehn Permits zu den Coyote Buttes North und South statt (für den darauffolgenden Tag). Alle wollen zum North, da ist die berühmte „The Wave“. Über 40 Anmeldeformulare mit bis zu sechs Teilnehmer wurden abgegeben und alle hofften auf Lotto-Glück. Tja, es hat nicht sollen sein! Aber wir vier verfügten ja über ein geländegängiges Fahrzeug und füllten ein neues Formular für „South“ aus. Hier wollten nur gerade mal 15 Personen hin und wir waren unter den Glücklichen, die gewannen. Sogleich machten wir uns auf zum Vermilion Cliffs N.M. und der unbefestigten House Rock Valley Road. Beim Wire Pass wanderten wir den engen Slot Canyon ab und auf. Auf dem Rückweg zu den Autos klapperte plötzlich etwas da, wo Filou seine Nase hatte! Der dumme Hund schien die Warnung der Klapperschlange nicht zu verstehen, wir aber schon. Leicht hysterisch rief ich ihn zu mir. Er liess sich Zeit und blickte verschiedentlich zurück zu dem klappernden Strauch! Im Stil von „immer wenn es spannend wird, muss ich an die Leine“! Mit angeleintem Hund schlichen wir etwas näher heran und beobachteten die giftige Bestie, wie sie sich ins Wurzelwerk des Busches zurückzog. Juhui! Endlich hatte ich eine Klapperschlange gesehen! Und was machte der Hund? Er schaute unter jedem weiteren Busch nach, ob es da auch rasseln würde!
Zum Übernachten fuhren wir zu den Coyote Buttes South. Bevor es auf der sandigen 4×4 Piste den Berg hochging, liessen wir den „Jucie“ stehen. Zwei von uns vieren würden die nächsten zwei Nächte im Zelt schlafen. Seltsame Felsformationen hiessen uns willkommen und obwohl wir erst ab Mitternacht zutrittsberechtigt waren, mussten wir doch einen kurzen Spaziergang zwischen den „Buttes“ machen. Auf dem Rückweg fiel uns dann die im Gestrüpp versteckte Überwachungskamera auf… Auf frischer Tat ertappt, aber keiner machte sich die Mühe, uns zu verhaften. Am nächsten Tag machten wir uns zeitig auf den „Weg“ der Nase nach. Hier gibt es keine Wegweiser oder Wanderwege. Man lässt sich einfach treiben, mal klettert man die Felsen hoch, mal wieder runter. Mal war das Gehen im tiefen Sand anstrengend, dann wieder brachen die zarten Sandsteinplatten unter unserem Gewicht. Wir verstehen, warum die tägliche Besucherzahl so klein gehalten wird. Es ist eine bizarre, zerbrechliche, vergängliche, wundervolle Gegend. Wir liefen so lange, wie wir dachten, den Rückweg auch noch schaffen zu können und kehrten müde und glücklich zu unserem Lagerplatz zurück. Was für eine sagenhaft schöne Landschaft. Still betrachteten wir sie noch bei untergehender Sonne und waren unsäglich glücklich, hier zu sein.
Am Dienstag, 15.5. eröffnete der North Rim vom Grand Canyon seine Tore für die Saison und wir gehörten mit zu den ersten der zigtausend Besuchern dieses Tages. Platz auf dem Campingplatz? Forget it! Jeder einzelne Platz ist für die ganze Saison ausgebucht! Irr nicht? Vor den Toren des Parks ist aber der Kaibab National Forest, wo man überall gratis übernachten kann. So wanderten wir dem schmalen Weg dem Canyon entlang bis zum Bright Angel Point mit wunderbarem Blick in den Canyon bis hinüber zum South Rim.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Doris und Ueli. Sie blieben noch etwas am North Rim, wir machten uns auf den Weg nach Flagstaff, wo wir an der Overland Expo als Showcase Vehicle mit dabei waren. Emma stand also drei Tage still und liess sich von Innen und Aussen bewundern (zuvor auch von Innen und Aussen putzen), wir plauderten mit Nachbarn und Besuchern, spazierten durch das Ausstellungsgelände und machten uns an runden Tischen und Vorträgen reise-schlau.
Am Montag fuhren wir zum Grand Canyon South Rim, wo wir um die Mittagszeit wieder unsere Reisegefährten trafen. Gemeinsam spazierten wir der Abbruchkannte entlang, schossen 1000 Fotos, wie 10’000 andere Besucher auch. Ja, wir waren nicht ganz alleine… Es ist aber auch fantastisch schön! An manchen Stellen erblickt man tief unten in der Schlucht (1350 Meter weiter unten) den Colorado River. Auf dem Fluss kann man mehrtägige Wildwasserfahrten unternehmen, was mich sehr reizen würde. Die Nachfrage ist aber so gross, dass man sich ein Jahr im Voraus dafür anmelden muss! Beim Maultier-Trip mit Übernachtung in der Schlucht verhält es sich gleich. So schnürten wir unsere Wanderschuhe und stiegen auf dem South Kaibab Trail in die Tiefe. Der Weg war steil, aber die Aussicht vom Cedar Ridge unbezahlbar! Gerne wären wir einfach weiter gelaufen, aber wie steht es so schön geschrieben: „Going down is optional, coming up not“! Beim Cedar Ridge begegneten wir zuerst einer Herde Last-Maultieren, kurz darauf folgen die Reiter, welche die Nacht auf der Phantom Ranch im Canyon verbracht hatten. Ihnen und den Tieren wurde hier eine Pause gegönnt und ich amüsiere mich beim Zuschauen, wie die Leute gequält vom Sattel rutschen und erste steife Schritte taten. Vielleicht würde jemand von ihnen mit mir tauschen wollen? Den steilen Pfad wieder hochsteigen ist nun wirklich nicht mein Ding, aber innert einer Stunde waren wir alle wieder oben und es war gar nicht sooooo schlimm. Das nächste Mal können wir getrost noch etwas weiter in den Canyon absteigen.
Campiert haben wir auch hier kostenlos im ruhigen, lichten Nadelwald gleich ausserhalb des Parks.
Bei der Weiterfahrt in nordöstlicher Richtung ging es ein Stück weit dem Little Colorado River entlang, oder besser gesagt seinem leeren Flusslauf. Der Fluss führt nur nach starken Regenfällen Wasser, vermochte aber doch einen ganz schönen Canyon zu graben! Die Landschaft um uns herum war staub-trocken und trostlos. Es ist Navajo-Gebiet, wer von diesen Indianern noch hier lebt, tut dies in heruntergekommenen Mobilhomes. Zu sehen, wie dieses einst stolze Volk in so erbärmlicher Armut lebt, erfüllt mich mit Scham. An einigen Rastplätzen haben sie Stände aufgebaut und verkaufen Schmuck, Töpferwaren und Gewobenes. Es war uns ein Bedürfnis, ihnen etwas abzukaufen. Unsere Dollars sind nur ein Tropfen auf dem heissen Stein, aber trotzdem. So bin ich jetzt stolze Besitzerin einer Halskette aus Wacholderbeerkernen, Felix hat einen neuen Ring und Doris kaufte schöne Buchzeichen als Mitbringsel für zu Hause.
Nach einer langen Fahrt kamen wir endlich zum Monument Valley Tribal Park, welcher unter Verwaltung der Navajo steht. Nach intensivem Stöbern im Souvenirshop, machten wir uns auf die 17 Meilen lange Fahrt auf staubiger Piste durch die aus Westernfilmen bekannten Monolithen und Felsnadeln. Dort wo die Einbahnstrasse begann, liessen wir den Jucie stehen, nicht dass der noch mitsamt seinen Insassen in einem der üblen Löcher auf der Piste versank!
Auf dem dazugehörigen Campingplatz kamen wir leider nicht unter, da Hunde dort verboten sind. So fuhren wir schon arg müde weiter bis zu Goosenecks State Park. Wir hatten keine Ahnung, wo wir da hinkamen! 300 Meter unter uns windete sich der San Juan River durch unglaublich enge Kurven. Diese Kurven sind so eng, dass man auf dem Fluss 10 km zurücklegen müsste, um 2.4 km Luftlinie zu bewältigen! Der Campingplatz ist nichts Besonderes, aber man könnte direkt an der Abbruchkante sein Nachtlager aufbauen! 😉
Als nächstes steuerten wir den Mesa Verde National Park an. Schon um 600 n.Chr. waren die Tafelberge von den Vorfahren der heutigen Puebloindianer bewohnt. Sie lebten in kleinen Dörfern, bauten Mais, Bohnen und Kürbis an, stellten Körbe, Sandalen und Seile aus Yucca her, jagten Reh und Truthahn und pflückten Beeren und wilde Zwiebeln in den Canyons weit unten. In den späten 1100 n.Chr. begannen sie, die Felsbehausungen zu bauen. Die Häuser in den Felsalkoven sind mehrstöckig, manche haben über hundert Zimmer, Türme, Plätze und Kivas. Um die Behausungen zu erreichen, wurden Tritt- und Griffmulden in die steilen Felsen geschlagen. Weiterhin bewirtschafteten sie ihre Felder auf den Tafeln meterweit über ihren Köpfen. Um 1300 n. Chr. scheinen die Pueblobewohner verschwunden zu sein. Als man die Behausungen ca. 500 Jahre später wieder entdeckte, waren sie in einem ausserordentlichen guten Zustand. Bis anhin fand man über 600 Alkovenbehausungen, die Letzte eben erst im vergangenen Jahr!
Als erstes schlossen wir uns einer Führung zum Balcony House an. Zuerst ging es dreissig Meter eine Treppe hinunter, dann eine zehn Meter Leiter senkrecht nach oben (gar nicht mein Ding!!!) und schon stand man auf dem Balkon. Obwohl der Ranger nicht mehr als das aller Nötigste erklärte, konnte ich mir das Leben in diesem kleinen 40-Zimmer-Felsdörfchen bildlich vorstellen. Naja, die Schönwetter-Nichts zu tun-Version davon… 🙂 Es gefiel mir hier so gut, dass ich gerne über Nacht geblieben wäre. Und das nicht nur, weil der Ausstieg durch ein enges Loch und dann wieder über steile Leitern und hohe Felstritte ging. Wusste irgendjemand von euch, dass ich auf Leitern leicht zur Panik neige? Nein? Ich bis anhin auch nicht! 🙁
Am nächsten Tag machten wir eine Tour durch (die? den? das?) Cliff Palace. Die grösste bekannte Ruine Nordamerikas besass zu den besten Zeiten etwa 150 Zimmer und 21 Kivas (Zeremonien- und Versammlungsräume). Unser heutiger Ranger erzählte sehr bildlich von Leben der ca. 400 Cliff Palace Bewohner, alle hingen ihm an den Lippen und nur ein Kolibri stahl ihm kurzzeitig die Schau.
Das am besten erhaltene Cliff dwelling ist das Spruce Tree House, das man sogar auf eigene Faust erkunden könnte. Leider weisen die Felsen oberhalb davon Risse auf und das Gebiet ist bis auf weiteres gesperrt.
Nach zwei Tagen im Mesa Verde N.P. zogen wir weiter zum Arches N.P. bei Moab. Kurz vor der Einfahrt in die Outdoor-Adventure-Hauptstadt Moab, fanden wir einen Gratisplatz zum Übernachten. Es windete sehr stark und obwohl alle Fenster trotz hohen Temperaturen geschlossen waren, legte sich Sand auf alle Oberflächen und Mittagsbrötchen. Wir vier drohten zu verschmachten und ersticken! Hier konnten wir nun wirklich nicht bleiben! Nach zwei Stunden leiden machten wir uns von den Socken und suchten einen Campingplatz am Colorado River. Leider war wieder einmal Wochenende und alle schönen Plätze waren belegt. Die weniger schönen auch. Aber das Tal, das wir hochfuhren war grandios und irgendwann fuhren wir eine Holperpiste den Berg hoch und fanden einen Platz für die Nacht. Am nächsten Morgen fuhren wir zum Arches N.P. Auf dem Weg das Tal hinunter reservierten wir uns noch schnell einen freiwerdenden Stellplatz am Fluss und fuhren guten Mutes weiter. Kurz nachdem wir in den N.P. hineingefahren waren, wurde der Park wegen Überfüllung geschlossen! Nach uns kamen also lange Zeit keine weiteren Autos nach und wir fanden immer zwei Parkplätze bei den Sehenswürdigkeiten. Die Arches sind (Sandstein) Felsbögen, die durch Erosion von Wind und Wetter entstanden und entstehen.
Wir „arbeiteten“ uns langsam bis zu hinterst in den Park vor, schnürten dort unsere Wanderschuhe, füllten unsere Wasserflaschen und marschierten ein Stück weit auf dem Devils Garden Trail, zuerst gemeinsam mit den Massen, dann, als es ruhiger wurde, mochten wir nicht umkehren. Am Schluss war aus dem kurzen Spaziergang eine anstrengende 12 Kilometer Wanderung geworden! Jetzt aber los! Wir mussten in Moab noch einkaufen und dann unseren Platz am Fluss beziehen! Es war schon am Dunkel werden, als wir den Campingplatz erreichten und dann stand doch tatsächlich ein Auto auf unserem reservierten Platz und ein junges Gör behauptete stinkfrech, sie hätten den Platz schon vor uns reserviert, nämlich schon vor acht Uhr morgens! Wir diskutierten lange herum und wussten genau, dass sie uns anlog. Aber es half alles nichts. Auf der anderen Strassenseite gab es zum Glück einen Overflow, wo wir die Nacht bleiben könnten. Als wir die Autos gewendet hatten und uns auf den Weg machten, kam plötzlich der Freund der dummen Nuss angerannt und entschuldigte sich bei uns. Wir könnten den Platz haben, wenn wir wollten. Wir verzichteten. Es war ja schon Nacht, da kam es auf den Stellplatz eh nicht mehr an. Ob die zwei sich wohl noch liebhaben??? 🙂 Am nächsten Morgen reservierten wir wieder einen Platz und hofften diesmal auf mehr Ehrlichkeit. Am zweiten Tag im Arches wanderten wir über Sandsteinfelsen hoch zum Delicate Arch. Viele Leute taten es uns gleich und oben wurde sogar in einer Reihe angestanden, um sich und seine Liebsten alleine vor dem Felsbogen fotografieren zu können. Alles ging sehr gesittet zu und her, nur ein Mann merkte von dem Prozedere anscheinend gar nichts und spazierte an der langen Schlange vorbei direkt zum Bogen! Uiuiuiuiui! Falscher Fehler! Wir sassen im Schatten und amüsierten uns köstlich! Den Rest des Tages wurde gefaulenzt und gebadet! Am nächsten Tag blieb Felix im Wohnmobil zurück und arbeitete. Ueli, Doris und ich machten einen Ausflug in den Dead Horse Point State Park hoch über dem mäandernden Colorado River und mit Ausblick hinüber in den Canyonlands N. P. Am Nachmittag wagte sogar ich es ins eisige Flusswasser!
Nach vier Nächten in der Umgebung von Moab lockten uns weitere Nationalparks. Nach einem Kurzbesuch beim Canyonlands-Needles-Distrikt-Overlook und einer Rundfahrt durch das Natural Bridges N. M. kamen wir am späten Nachmittag im Capitol Reef N. P. an. Campingplatz ausgebucht! Wir fragten trotzdem persönlich beim Host nach. Tjaaaaa, da gäbe es einen Platz, der eigentlich reserviert sei. Aber wenn der „Mieter“ bis um sechs nicht da sei, könnten wir den Platz haben. (Der, dem der Platz eigentlich gehörte, hatte eine Panne). So warteten wir die halbe Stunde und bezogen dann mit zwei Fahrzeugen den hübschen Platz unter hohen Bäumen für zwei Nächte. Wir sind manchmal echte Glückspilze! Vom Eingang des Parks bis rund um und im Campingplatz stehen viele unterschiedliche Obstbäume. Als Parkbesucher darf man die Früchte selber pflücken und vor Ort verzehren oder im kleinen Laden für wenig Geld kaufen. Wenn gerade Saison ist… Aber im kleinen Museum und Laden gibt es auch sonst Leckeres zu kaufen! Das Brot war phänomenal und die Obst-Pies… na ja, sagen wir mal, sie waren süss und ganz ok, nur war die Füllung viel zu flüssig. Meine Mum kann das besser! Aber die Konfitüre und das eingelegte sauren Gemüse waren super fein. Mit aufgefüllten Vorratsschränken sahen wir uns den Park auf dem Scenic Drive an, wanderten in einem Canyon und assen mit Aussicht auf rote Felsen und sanfte Hügel zu Mittag.
Früh am nächsten Morgen fuhren Doris und Ueli los, um im Bryce Canyon einen Camping-Stellplatz für uns vier zu ergattern. Es war wieder Wochenende und wir waren gebrannte Kinder. Felix und ich kommen morgens einfach nicht… früh los! 😉 Der Hund muss seinen Spaziergang haben und unsere Abwässer müssen entsorgt werden… So folgten wir unseren Freunden zwei Stunden später durch eine bergige Landschaft zum Bryce Canyon. Vor den Toren des Parkers machten wir zwei dafür noch den Grosseinkauf und meldeten uns für einen 3 stündigen Ritt am nächsten Morgen an. Dann trafen wir wieder auf Ueli und Doris. Während wir unsere Wäsche wuschen und duschten, wanderten sie zwei schon mal dem Rim entlang und dann auch hinunter zwischen die sagenhaft schönen Sandsteinnadeln. Wir waren der vielen roten Steine der letzten vier Wochen schon langsam etwas Müde, aber der Bryce Canyon rüttelte uns mit seiner unglaublichen Schönheit nochmals wach. Ich sage euch, bei dem Blick in die Tiefe bleibt einem die Spucke weg! Soooo schön ist das! Abends trafen wir uns auf dem Campingplatz wieder, der übrigens fast leer war. 🙂
Während Felix!!! und ich am nächsten Morgen durch die roten Felsen des Losee Canyons ritten, erkundeten Ueli und Doris die Umgebung ausserhalb des Parks. Am Nachmittag bestiegen wir gemeinsam den Shuttlebus gleich beim Campingplatz und liessen uns zur letzten Haltestelle Bryce Point bringen. Von hier aus wanderten wir in den Bryce Canyon hinunter und ca. 9 Km auf und ab durch die farbigen Felspyramiden, den sogenannten Hoodoos. Andächtig und fasziniert spazierten durch diese Märchenwelt, etwas vom Schönsten, das ich je gesehen habe.
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir am Lagerfeuer. Doris und Ueli würden noch eine weitere Nacht hierbleiben und dann nach Page, zum Hopi Museum, dem Petrified Forrest N.P. und dann zurück nach Las Vegas fahren. Danke euch beiden für euren Besuch, mit euch zu reisen, planen, jasse, würfeln, faulenzen, sprechen und lachen war schön!
Felix und ich zog es nochmals nach Kanab. Wir wollten unbedingt noch zur Felsformation „White Pockets“ im Vermilion Cliffs N.M. und erreichten sie über Waschbrett- und Sandpisten bei untergehender Sonne. Mit Hilfe des Weckers spazierten wir schon zu Sonnenaufgang am nächsten Morgen ganz alleine auf den Felsen herum. Als die Hitze uns zu viel wurde (über vier Stunden später) gönnten wir uns einen weiteren Kaffee und wollten gerade abfahren, als uns drei Deutsche ansprachen. Wie es sich herausstellte, plauderten wir mit einem Kenner der Gegend. Seit Jahren zieht es ihn und seine Frau in diese Gegend und er ist der Verfasser eines Wanderführers! Für uns kommt dieser zu spät, wir sind ja schon bald auf dem Weg in den Hohen Norden. Aber sollte sich jemand von euch hierher verirren (und es ist dessen absolut wert), findet ihr Angaben zum Buch in unseren Links.
Auf abenteuerlichen Sandpisten fuhren wir zurück zur House Rock Valley Road und von dort zum Übernachten und Einkaufen nach Kanab. Und weil wir schon mal da sind, nehmen wir am nächsten Morgen im Visitor Center erneut an der Verlosung für ein Permit teil, um zur „Wave“ zu wandern. Es nehmen wieder viele Leute an der Lotterie teil und auch dieses Mal haben wir Pech! 🙁 Als Felix nochmals ins Besucherzentrum geht, um zu sagen, dass die Toilette verstopft ist, fragt ihn ein Ranger, ob wir nicht Lust hätten, heute zur Wave zu gehen? Es hätten gerade zwei Personen abgesagt. Ist das eine Frage??? Natürlich wollten wir gehen! Schnell packten wir auf dem Campingplatz zusammen und machten uns schnellstens auf den Weg zum Wire Pass. Hier kannten wir uns ja schon gut aus, Filou hatte hier den klappernden Strauch entdeckt.
Bis wir endlich losliefen war es beinahe Mittag und die Sonne brannte erbarmungslos auf uns nieder. Wenn wir hätten wählen können, wären wir früh morgens losgezogen, aber einen solchen Glücksfall schlägt man nicht wegen der Hitze aus! Mit Hilfe eines Foto-Führers fanden wir den kaum markierten Weg und nach etwa zwei Stunden Fussmarsch standen wir dann also am Ort der Glückseeligkeit! Was für ein Naturphänomen! Was für Farben und Formen! Wir knipsten weitere 1000 Fotos und konnten uns nicht satt sehen. Nach zwei Stunden traten wir im Bewusstsein, etwas vom Schönsten auf dieser Welt gesehen zu haben, den Rückweg an. Der Sand und die Felsen waren inzwischen so heiss und Schatten inexistent, dass Felix den Hund beinahe auf dem ganzen Rückweg tragen musste.
In der Hängematte in den Abend schaukelnd, dachten wir darüber nach, was für Glückspilze wir sind! Tschüss Colorado Plateau! Sollten wir nochmals in der Gegend sein, werden wir mindestens zwei Wochen nur für den Grand Staircase-Escalante und die Vermilion Cliffs reservieren!