28.12.18 – 10.2.19
Nach der Hotel-Zeit in der Millionenstadt Mexico City waren wir froh, wieder in unser Zuhause auf Rädern zurückzukehren. Unser Weg führte uns nach ‚El Tajin‘, ein präkolumbisches Zeremonialzentrum der Totonaken. Gegründet wurde die Stadt ca. 200 v.Chr. und etwa 1200 n.Chr. wurde der Ort verlassen. In ganz Mesoamerika einzigartig sind die quadratischen Nischen, die hier die Gebäude und Pyramiden verzieren. Unter der tropischen Vegetation des Dschungels liegen noch viele versteckte Gebäude und Ballspielplätze. Die grosse Anzahl an Ballspielplätzen in all den Ausgrabungen, die wir bisher besichtigt haben, gibt mir zu denken. Hier in El Tajin sind bis jetzt 17 Ballspielplätze ausgegraben worden! Haben die Menschen immer nur Ball gespielt? Und werden unsere Fussballplätze in einigen Jahrhunderten auch so grosse Beachtung finden? 😉
Zwischen all den Souvenirläden und Essensständen vor den Toren der Ausgrabungsstätte, machten wir Bekanntschaft mit den ‚Voladores‘. Oben auf einem 20m hohen Mast sitzt ein Mann, zu dessen Flötenspiel sich vier andere Männer an aufgewickelten Seilen in luftiger Höhe nach hinten fallen lassen und in 13 Umdrehungen kopfüber, in immer grösser werdenden Kreisen, zu Boden schweben. Ein sechstes Mitglied der Truppe sammelt derweil die Trinkgelder ein… Was heute eine Touristenattraktion ist, geht auf eine kultische Handlung der Totonaken zurück, vermutlich um Regen für den Mais zu erbitten.
Wir fuhren an die Golfküste, zum Hotel ‚Coco Loco‘. Hier bietet der Schweizer Martin einige Stellplätze für Overlander an. Und auf wen trafen wir hier? Auf Sepp! Des weiteren gab es ein Wiedersehen mit seinem Reisegefährten Theo und dessen Frau Sabine und mit Hund Elli. Wir waren zur selben Zeit in Inuvik im Norden Kanadas und assen sogar am selben Abend im selben Restaurant. Gesprochen haben wir uns aber erst hier in Mexiko. Auf dem engen Platz standen auch Cyrill und Marion mit Hund Sämi aus der Schweiz und zu Silvester gesellten sich die weitgereisten Deutschen Isabella und Peter dazu. Martin und seine Crew luden zum leckeren Buffet, danach sassen wir am Strand beim Lagerfeuer, liessen Papierlaternen in den Himmel steigen und stiessen um Mitternacht mit Cidre auf ein weiteres unfallfreies und erlebnisreiches Jahr an. Bald verabschiedeten wir uns von allen und fuhren durch den Nebelwald (man sah zum Teil die Strasse kaum noch) ins Kaffeeanbaugebiet um Xalapa, bevor wir nach Veracruz fuhren. Die Stadt hat uns sehr enttäuscht. Wegen ihrer Lage am Meer sind nur wenige alte Gebäude erhalten geblieben. Nur gerade um den Zocalo war es hübsch, der Hauptplatz selber aber wurde gerade neu gestaltet und war hinter einem Zaun versteckt.
Weder Wetter noch Meer am Golf von Mexiko sagten uns zu, so fuhren wir ins Landesinnere nach Oaxaca. In der Umgebung der Stadt gibt es einige Attraktionen. Als erstes besuchten wir die kleine Ausgrabungsstätte Mitla, mitten im gleichnamigen Dorf. Gegründet wurde der Ort von den Zapoteken ca. 100 n.Chr. und wurde nach dem Verlassen vom naheliegenden Monte Alban ab dem Jahre 750 zum wichtigsten religiösen Zapoteken-Zentrum. Die schönen Gebäudeverzierungen stammen aber von den Mixteken, die als hervorragende Kunsthandwerker bekannt sind, und die Stätte im 10. Jh. übernahmen. 1494 eroberten die Azteken Mitla, diese wiederum wurden durch die Spanier im 16. Jh. vertrieben. Aus den Steinen und auf den Ruinen entstand 1590 die Kirche San Pablo. Fasziniert haben uns hier vor allem die verzierten Fassaden und die Grabkammern, in die man hinabsteigen kann. Übrigens waren wir die einzigen Besucher an diesem Morgen…
Eine weitere Sehenswürdigkeit der Gegend ist ‚Hierve el Agua‘, ein versteinerter Wasserfall. Oben laden die natürlichen Wasserbecken zum Baden ein, nach einer kurzen Wanderung erblickt man die zwei strahlend weissen cascadas petrificadas von unten.
Wir fuhren zurück nach Santa Maria del Tule. Hier steht der Baumriese Arbol de Tule, eine etwa 2000 Jahre alte Sumpfzypresse. Die Baumhöhe von 42 Meter ist nicht so überwältigend, aber sein Umfang beträgt 58 Meter! Es bräuchte 30 Personen, um ihn mit den Armen zu umspannen. Wir trafen hier zwar wieder auf Sepp, Theo und Sabine und Rita und Klaus, aber 7 Personen reichten halt nicht. So gingen wir gemeinsam Mittagessen und übernachten im Ort. Sepp bekochte uns mit ‚Schnitz und drunder‘, war lecker!
Am nächsten Tag besuchten wir Oaxaca, eine wirklich schöne Kolonialstadt und tags darauf fuhren wir auf einer kurvenreichen Strasse den Berg hoch und besichtigten die Ausgrabungsstätte Monte Alban, die grösste und schönste aller Zapoteken-Stätten. Monte Alban liegt 400 Meter über dem Oaxaca-Tal auf einem Bergrücken, der zuvor zu einem Plateau abgetragen wurde! Die Aussicht ist fantastisch. Von hier aus beherrschten die Zapotekenfürsten den ganzen Südwesten Mexikos. Die Hauptgebäude und Pyramiden, um die Gran Plaza angeordnet, waren selbstverständlich nur den Priestern, Fürsten und wichtigen Persönlichkeiten vorbehalten. Alle Gebäude sind rechtwinklig um den Platz angelegt, nur das Observatorio steht in einem 45° Winkel zu allem. Es diente astronomischen Beobachtungen und Berechnungen, die Himmelskunde war eine wichtige Wissenschaft. Sehr schön sind hier auch Reliefplatten mit ‚Danzantes‘. Nach einigen Stunden herumspazieren und Gebäudeerklimmen machen wir uns auf den Weg über die Berge an den Pazifik. Wir hatten seit El Tule Ersatzteile im Auto, die von Sylvia und Richard sehnlichst erwartet wurden.
Wir wählten die Strasse 175, eine kurvige Angelegenheit, die in einem Tag kaum zu schaffen ist. So übernachteten wir hoch oben in den Bergen in einem Hippiedorf. Es heisst San José del Pacifico und bei gutem Wetter könnte man den Pazific sehen. Bei Nebel und Regen aber leider nicht. Zwar ist zu dieser Jahreszeit nicht ‚Magic Mushroom-Saison‘, aber getrocknet wurden sie uns bei einem Spaziergang durchs Dorf alleweil angeboten… Nun wussten wir auch, wieso dieses Kaff im bergigen Nichts so viele Reisende anzog! Vor den Hauseingängen sassen Frauen unter den Vordächern und strickten Handschuhe, Pullover, Jacken und Halstücher, die gleich zum Verkauf angeboten wurden. Obwohl einige schöne Stücke darunter waren, mussten wir verzichten. Unsere Schubladen sind einfach übervoll…
Am nächsten Tag erreichten wir Zipolite und stellten unsere Emma direkt und gratis an den einzigen offiziellen Nudistenstrand von Mexiko. Ersatzteile für Freunde hin oder her, hier würden wir zwei Tage bleiben und die Aussicht geniessen. Natürlich auf die grossen Wellen ;-). Der Strand ist gesäumt von kleinen Hotels, Hängematten-Absteigen und kleinen Restaurants, die leckere Margaritas und Ceviche, Camerones und Guacamole servieren. So lässt sich’s leben! Bevor wir nun die Stossdämpfer endgültig bei Richard und Sylvia ablieferten, fuhren wir nach La Ventanilla, um uns dort in einem Boot durch die Lagune rudern zu lassen. Wir bekamen unsere ersten mexikanischen Krokodile zu sehen und gfürchig-schöne Leguane. Unser Guide erklärte alles ganz toll und wir staunten, wie gut wir schon Spanisch verstehen!
Auf dem Campingplatz ‚Don Taco‘ in San Augustin trafen wir nach langer Zeit wieder Richard und Sylvia. Während sich Richard gleich an die Arbeit machte und die neuen Stossdämpfer montierte, tauschten wir Frauen Geschichten und Erlebnisse aus.
In dieser kleinen Bucht von San Augustin ist der Pazifik ganz zahm und in Schwimmweite hat es ein kleines Riff, wo sich gut schnorcheln lässt. Nach zwei faulen Tagen zogen wir zu viert weiter, zwei AlphaCabs im Konvoi. Unser Ziel war der Sumidero-Cañon bei Chiapa de Corzo. Als wir im Städtchen ankamen, wimmelte es in den engen Strassen nur so von Fussgängern und Verkehr. Kinder und Jugendliche wollten uns zu irgendwelchen Parkplätzen lotsen und wir waren echt etwas genervt, weil sie sich aufs Trittbrett schwangen und sich am Rückspiegel festhielten. Und dabei wussten wir und unser Navi doch ganz genau, wo wir hinwollten, auf einen Parkplatz mitten drin in der Nähe des Flusses. Weil aber ein Riesenfest im Ort stattfand, waren viele Strassen gesperrt und wir drehten weitere Runden durch die Gassen. Als wir nicht mehr weiterwussten, kurbelte Felix das Fenster runter und bat einen Jugendlichen auf dem Fahrrad, uns doch zu ’seinem‘ Parkplatz zu führen. Er fuhr voran, schob Strassensperren zur Seite, verhandelte mit Polizisten und brachte uns sicher durchs Gewühl zum grossen Parkplatz, wie sich herausstellte, genau den, den wir eigentlich angesteuert hatten. Ufff. Wir waren auch nicht die einzigen Camper! Ganze mexikanische Grossfamilien hatten sich für die Dauer des Festes hier häuslich niedergelassen. Die Fiesta Grande de Enero dauert eine Woche und gehört zu Mexikos aussergewöhnlichsten Events. Die Frauen trugen wunderschön bestickte Kleider und die Männer zu ihren Kostümen lustige Bürsten-Perücken auf den Köpfen. Abends und während der ganzen Nacht wurde durch die Strassen getanzt, die Bewohner stellten ihre Tische auf die Strassen und genossen den Rummel bei gutem Essen mit der ganzen Familie. Auf der Chilbi wurde gekreischt und auf der Bühne bemühten sich Musikgruppe, trotz des Lärms rundum, gehört zu werden. Guggenmusiker zogen durch die Gassen und wo sie Halt machten, begannen die Leute in den Strassen zu tanzen. Gerne zeigten sie auch uns die Tanzschritte. Was für ein überaus mexikanisches Fest! Laut und bunt und fröhlich.
Am nächsten Tag bestiegen wir ein Schnellboot, um den Sumidero Cañon zu erkunden. Obwohl die Steilwände bis zu 1000 m senkrecht nach oben gehen, beeindruckte mich das Ganze nicht soooo. Wir sind von all den Naturwundern auf unserer bisherigen Reise absolut verwöhnt! Aber es war ein netter Ausflug mit Sichtung von Krokodilen (am Boden angekettet? 😉 ) und zwei hier ausgesetzte Klammeraffen. Und ganz schön viel Plastikmüll.
Weiter ging es zum nahegelegenen San Cristobal de las Casas, einer zwar touristischen, aber entzückenden Stadt mit vielen Fussgängerzonen. Auf dem Campingplatz trafen wir Karin und Andi und so waren die drei AlphaCabs das erste Mal seit der Baja California wieder vereint. Das feierten wir im Aufenthaltsraum bei Kaminfeuer und Fondue! Während Felix am Sonntag arbeitete, bestiegen wir anderen zwei Taxis und fuhren ins traditionelle Dörfchen San Juan Chamula. Andi, Karin und ich baten unseren Fahrer, uns in der Nähe der Kirche abzusetzen. Schon nahe dran wurde das Taxi von finster dreinblickenden Männern mit Web-Pelzumhängen gestoppt. Hier sei Fahrverbot. Der Taxifahrer erklärte, er habe keine solche Verkehrstafel gesehen und konnte das ja nicht wissen. Die Chapanecos hatten wenig Erbarmen und verlangten 300 Pesos (15.-Sfr). Der Fahrer bat und erklärte unter Tränen, die Männer blieben stur. Da kam ein älterer Mann dazu und fragte, was das Problem sei. Ja, das sei so, wenn sie sagten, es sei Fahrverbot, dann brauche es keine Verkehrstafel. Aber sie seien alles Männer vom gleichen Fleisch und Blut, er solle sein Auto wenden und gehen. Schnell stiegen wir aus und liessen einen erleichterten Taxifahrer von dannen ziehen. Wir liefen durch den Markt zur Kirche. Überall Männer in schwarzen oder weissen Umhängen und Macheten. Unheimlich. Gfürchig. Wir drängten uns durch das Gewühl aus Einheimischen und Touristen in die Kirche. Hier fehlten die Bänke. Die Menschen sassen oder knieten auf dem mit Kiefernnadeln bedeckten Boden. In einer Ecke gleich neben dem Eingang taufte ein Priester viele weissgekleidete Babys und Kleinkinder. Alle drängten sich dann weiter in die Kirche hinein, ein Geschiebe und Gestosse! Kerzen wurden vor sich hergetragen, dicht an den Haaren der Frauen vornedran und den Kunstpelzmänteln der Männer. Mich schauderte! Mittendrin sass eine Familie zusammen mit einem Schamanen am Boden, in einem Netz ein zappelndes Huhn. Das Kind der Familie sollte geheilt werden und der Schamane, der schon viel Zuckerrohr-Schnaps (Posch) intus hatte, beschwörte durch rülpsen die krankmachenden Geister, in das Huhn zu fahren, welches anschliessend getötet wurde. In der Kirche! Gleich daneben knieten Betende vor Heiligenbilder. Hier in dieser Kirche in Chamula werden traditionelle Rituale ganz natürlich mit der Anbetung christlicher Heiliger vermischt. Fotografieren ist leider strikte verboten und unter den finsteren Blicken der Einheimischen, wäre mir nie in den Sinn gekommen, es trotzdem zu tun! In ganz Mexiko bin ich freundlichen Menschen begegnet, die schnell lächelten. Hier? Kein einziges lächelndes Gesicht, auf alle Fälle nicht für uns Touristen. Das kalte Nieselregenwetter passte hervorragend dazu!
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Sylvia und Richard und Karin und Andi. Sie würden der guatamaltekischen Grenze nach Richtung Yucatan-Halbinsel fahren, wir wollten den direkteren Weg über Palenque nehmen. Ganz so toll fand ich die Strassenwahl zwar nicht, hatte ich doch schon viel von Strassensperren auf dieser Strecke gelesen und gehört. Und jetzt hatte ich ja auch schon Bekanntschaft mit diesem Volk gemacht! Diesen Männern mit Macheten und Nagelbrettern wollte ich im Hinterland nicht begegnen! Auch wenn sie nur Geld wollten. Ich wollte auch nicht durch Seile-spannende Kinder zum Kauf von Bananen gezwungen werden. Aber wir kamen ohne Strassensperren durch und nur einmal versperrte uns eine Mutter mit drei Kindern die Strasse und wollte uns etwas verkaufen. Wir erreichten Agua Azul (bei dem immer noch bedeckten Wetter eher Agua gris), und spazierten entlang der vielen Kaskaden und Wasserbecken nach oben. Den Spazierweg säumten etwa hundert Souvenirbuden. Auf dem grossen Parkplatz hatten inzwischen eine Gruppe Kinder auf unser Wohnmobil ‚aufgepasst‘. Wir dankten ihnen mit den Bananen, die wir zuvor zu kaufen ‚gezwungen‘ waren. 🙂 Glücklich zogen sie von dannen und wir richteten uns für die Nacht ein. Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten wir Palenque, unsere erste Maya-Ausgrabungsstätte mitten im Urwald. Mit Moskitospray bewaffnet gingen wir auf Besichtigungstour, wobei wir überall hinaufkletterten, wo wir durften. Plötzlich raschelte es in den Bäumen über uns und zwei Klammeraffen hangelten sich mit Hilfe ihrer langen Schwänze durch die Äste. Nach einigen Stunden hatten wir genug gestaunt und fuhren zum nahegelegenen Campingplatz Maya Bell mit Swimmingpool und warmen Duschen. Nachts und am frühen Morgen brüllten im Dschungel die Brüllaffen, dass es einem kalt den Rücken hinunter lief!
An der Strasse von Palenque Richtung Laguna Bacalar gibt es tonnenweise kleinere und grössere Maya-Ausgrabungsstätten. Wir wollten gerne Calakmul besuchen, eine etwas abgelegene und deshalb wenig besuchte Stätte. Schon auf der 60km langen Zufahrt ist das Mitführen von Hunden verboten. Wir planten, Filou zu verstecken und während unseres Besuchs im Auto zu lassen. Da wir etwas spät dran waren, campierten wir bei einem Restaurant mit Bungalows. Eine Stunde vor Sonnenuntergang standen wir in der Nähe oberhalb einer Höhle und bestaunten den abendlichen Ausflug von Millionen von Fledermäusen. In grossen Spiralen kamen sie aus ihrem Übertagungsquartier nach oben geflattert, faszinierend!
Am nächsten Morgen standen wir zeitig vor der Zufahrtsstrasse nach Calakmul. Ich hielt Filou in der Kabine still, während Felix mit der Dame am Eingang verhandelte. Tja, den Hund hatte sie nicht bemerkt, aber die Höhe unseres Wohnmobils schon. Drei Meter sind zu hoch für die Dschungelfahrt zu den Ruinen! Sehr, sehr enttäuscht fuhren wir weiter und besuchten stattdessen die kleine, aber feine Ausgrabung von Becan.
An der türkiesblauen Laguna Bacalar übernachteten wir und machten uns der Karibikküste nach auf den Weg nach Cancun, wo wir unsere Tochter Tatjana abholten. Knappe zwei Wochen bereiste sie mit uns zusammen einen Teil der Yukatan Halbinsel.
Cancun, eine in den sechziger Jahren entstandene Stadt mit breiten Strassen, hässlichen Gebäuden und aufdringlichen Souvenirverkäufern. Die Zona Hoteleria befindet sich auf einem schmalen Stück Land, dass das karibische Meer von einer grossen Lagune trennt. Hier stehen Hotels an Hotels. Zwischen den Hochhäusern erhascht man immer wieder einen Blick auf den weissen Strand und das türkisfarbene Meer, Zugang hat das gemeine Volk aber nur ganz am Ende der Strasse. Zum Verweilen lädt uns hier nichts ein und wir fahren auf einer breiten Strasse südwärts, links noble Hotelanlagen und Vergnügungsstätten, rechts der Dschungel. Mitten in diesem Dschungel hat es haufenweise Cenoten, mit Süsswasser gefüllte Kalksteinlöcher. In vielen dieser Cenoten kann man gegen ein kleines Entgelt schwimmen, schnorcheln und tauchen. Tatjana und ich liessen uns mit einer kleinen Gruppe durch den ‚Rio Secreto‘ führen, einer Tropfsteinhöhlen-Cenote. Ausgerüstet mit Helm, Wanderstab und Schwimmweste, wateten wir eine gute Stunde lang knietief durch die verwinkelte Höhle, sahen Fledermäuse und Taranteln und bewunderten Stalaktiten und Stalagmiten. Es war ein ganz spezielles, atemberaubendes Erlebnis!
Weiter ging es nach Tulum, durch die Zona Hoteleria hindurch bis zum Eingang der Reserva de la Biosfera Sian Ka’an. Filou musste sich mit mir in der Kabine verstecken, Hundeverbot. Wer hätte auch gedacht, dass der Mann am Eingang einen Blick in die Kabine werfen wollen würde? Im letzten Moment konnte ich Filou noch hinter meinem Rücken verstecken und schon öffnete Felix die Türe. Dass da gleich beim Eingang zwei Futternäpfe standen und eine Hundleine lag, kommentierte der Wärter mit keinem Wort und winkte uns durch. 🙂 Wir steuerten einen einsamen Strand an, hängten die Hängematte zwischen die Palmen und genossen das Robinson-Leben. Über Nacht kam Wind auf und am nächsten Morgen waren das Meer und der ganze Strand voll mit Algen. Genau die Algen, die alle Strände auf der Yucatan-Halbinsel bedecken und bei Sonnenschein grausig stinken. Vor den grossen Hotels werden sie sorgfältig zusammengerecht, fortgekarrt und abseits zu grossen Algenbergen aufgetürmt werden, die noch schlimmer zum Himmel stinken. Die schon seit Jahren andauernde Algenplage hat ihren Ursprung in Brasilien und dürfte auf die Überdüngung des Amazonas zurück zu führen sein.
Am Ende der Strasse durch das Naturreservat liegt das Örtchen Punta Allen mit beinahe mehr streunenden Hunden als Einwohner. Hier kann man dreistündige Bootsausflüge zur Delfinbeobachtung machen. Wir erkundigen uns nach dem Preis und es haute uns beinahe aus den Socken (oder aus den Hängematten): über 100.- Franken sind wahrlich amerikanische und nicht mexikanische Preise. Die Boote werden aber auch ohne uns voll und sehnsüchtig blickten wir ihnen nach. Jänu, ein andermal!
Wieder zurück in Tulum besuchen wir die berühmte Maya-Ausgrabungsstätte. Sie ist so anders, als alles, was wir bisher gesehen haben, dass ich etwas enttäuscht bin. Ja, die Lage direkt am Meer mit ehemaligen Traumständen (jetzt alles voll Algen) ist einmalig schön, aber die Ruinen können mich nicht begeistern. Zudem ist die Stätte klein und nach einer Stunde haben wir alles gesehen. Das Wetter ist heiss, das Meer algig und so fahren wir zum Schwimmen und Abkühlen zu einer Cenote. Kaum haben wir die Füsse im Wasser, knabbern Fische an unseren Zehen! Wir montieren Taucherbrille und Schnorchel und gehen auf Entdeckungstour bis wir vor Kälte zittern.
Tags darauf geht Tatjana tauchen. In einer Cenote macht sie einen Refresher-Tauchgang und fährt dann mit einem Boot hinaus zum Riff vor Tulum für einen weiteren Tauchgang. Felix fährt uns zu einer Cenote, wo ich bade und er arbeitet.
Cenoten sind wirklich eine tolle Sache, das Wasser ist klar, es gibt Fledermäuse, Schildkröten und Fische, Stalaktiten und Stalagmiten, manchmal wimmelt es von Schwimmern, manchmal ist man fast alleine. In einigen kann man stehen und andere sind viele Meter tief. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Das Wasser ist für meinen Geschmack zu kalt. Jahrein, jahraus etwa 20°C. Brrrr.
Von Tulum fuhren wir ins Landesinnere Zur Mayastätte Cobá. Das Gelände ist so gross und die tollen Pyramiden und Ballspielplätze und Tempel so weit auseinander, dass wir am Eingang gleich noch ein Fahrrad mieteten. Wir gehörten wieder einmal zu den ersten Besuchern am Morgen und mussten die 42m hohe Pyramide ‚El Castillo‘ nur mit vier anderen Touristen teilen. Als wir mit der Besichtigung fertig waren und zum Eingang zurückradelten, kamen uns Menschenmassen entgegen.
Vorbei an Valladolid und Chichen Itza fuhren wir nach Merida. Bei einem Bummel merkten wir schnell, dass hier zwar einige schöne alte Gebäude standen, es der Stadt in unseren Augen aber an Charme fehlte. So assen wir zu Mittag und machten uns auf die Suche nach dem Campingplatz. Nach einigem Herumkurven fanden wir ihn; riesig und leer. Hier hatten zu besseren Zeiten bestimmt 70 Wohnmobile/Wohnwagen Platz gefunden. Die Strom-, Wasser- und Abwasserinstallationen funktionierten zum Teil noch und im Badgebäude hatte es sogar heisse Duschen. Und rund um die grüne Oase des Campingplatzes herum standen moderne Hochhäuser und Shoppingcenter. Warum wohl hat der Besitzer seinen riesiges, kaum mehr benutztes Stück Land nicht einfach verkauft? Bei der Bautätigkeit rundum hätte er bestimmt ein gutes Geschäft machen können!
Nördlich von Puerto Morelos trafen wir bei Puerto Progreso wieder aus Meer. Der lange Strand zeigte sich von seiner besten Seite, ganz ohne Algen. Nach einem langen Strandspaziergang fuhren wir der Golf von Mexiko Küste nach zurück Richtung Cancun. Unterwegs hat es immer wieder schöne Lagunen mit Flamingos und rosarote Salzseen aus der Zeit der alten Mayas. Um näher an die Flamingos heranzukommen, mieteten wir in Rio Lagartos Boot und Kapitän und fuhren in die Lagune der Reserva de la Biosfera. Neben den wunderschönen Flamingos bekamen wir viele andere Wasservögel zu Gesicht. Auch ein reglos im Wasser liegendes Krokodil liess uns ganz nah an sich ran, sprich der Kapitän manövrierte sein Boot beinahe in das schlafende Tier. Als wir bei einer Saline das Boot verliessen, geschah das Missgeschick. Ich sprang mit Filou auf dem Arm und Flipflops an den Füssen einen kleinen Abhang hinunter, rutschte in den Flipflops und hörte etwas kaputtgehen. Nur einen kleinen Augenblick dachte ich, es sei mein Schuh, dann setzte der Schmerz ein. Fertig luschtig! Irgendwas war mit meinem linken Fuss gar nicht mehr in Ordnung. Die letzten 250Km nach Cancun fuhren wir durch und am Tag darauf liess ich meinen Fuss röntgen. Drei Mittelfussknochen waren gebrochen, der Arzt meinte aber, die würden problemlos wieder zusammenwachsen. Da ich aus privaten Gründen für den folgenden Tag zwei Stunden vor dem Unfall (!) einen Flug in die Schweiz gebucht hatte, begleitete ich Tatjana am Samstag, 9. Februar auf ihrem Flug nach Hause.
Als ich zwei Tage später meinen Fuss in der Notaufnahme des Spitals Bülach vorführte, behielten sie mich gleich da und operierten mich um Mitternacht. Seither laufe ich mit grossem Schuh und Stöcken zuerst 3 Wochen in der Schweiz umher, jetzt seit einer Woche in Puerto Morelos in Mexiko. Felix ist für gut zwei Wochen auf Heimaturlaub und ich passe auf Filou auf. Oder er auf mich.
Ab dem 21. März sind wir wieder on the road. Wenn nichts dazwischenkommt! 😉