Ecuador – Mitad del Mundo

2.2. – 4.3.2020

Der kolumbianisch/ecuadorianische Grenzübergang kurz nach Hormiga erwies sich als sehr einfach. Es befanden sich genau 6 Personen im Gebäude: 2 von der Imigracion/Aduana von Kolumbien, zwei von der Imigracion/Aduana von Ecuador sowie Felix und ich. Nach knappen 30 Minuten standen wir wieder auf ecuadorianischem Boden. Hier wird dieses Gebiet „Oriente“ genannt, oder Amazonien, denn alle hiesigen Flüsse fliessen in den Amazonas.

Als erstes fuhren wir nach Lago Agrio, einer schwül-heissen, pulsierend-chaotischen Stadt. Da wir uns nicht getrauten, das Womo alleine am Strassenrand parkiert zu lassen (der Zöllner hatte uns davor gewarnt), blieb ich drinnen sitzen und Felix zog alleine los auf der Suche nach einer Wechselstube, einem Bancomaten und einer Bäckerei. Mit den nötigen Dollars in den Taschen fuhren wir tiefer in den Regenwald (oder was davon übrig ist) hinein. Grüne, hügelige Viehweiden wechselten sich mit dichtem Dschungel und Ölbohrtürmen ab. Ecuador ist der viertgrösste Erdölproduzent in Südamerika… Nach zwei Stunden erreichten wir unser Ziel, das Naturschutzgebiet Cuyabeno, die Hauptattraktion des ecuadorianischen Regenwaldes. Wir stellten unser Womo beim Besucherzentrum ab und machten uns auf die Suche nach Señor Modesto, den wir als Guide und Bootsführer für den nächsten Tag anheuern wollten. Wir fanden ihn hämmernd im Garten seines Hauses/Hängematten-Hostals, und er freute sich sichtlich über Kundschaft. Wir verabredeten und für den nächsten Tag um acht Uhr morgens und er willigte sogar ein, auch Filou auf die Bootstour mitzunehmen. Als Goodie obendrauf bestellte er uns abends um sieben Uhr zu sich und nahm uns mit auf eine Nachtbootfahrt auf der Suche nach Kaimanen. Die Fahrt war wundervoll gespenstisch. Immer wieder streiften hängende Pflanzen unserer Wangen, im Licht der Taschenlampe leuchteten die Augen der Kaimane rot auf und in den Bäumen über uns raschelte es in der finsteren Nacht.

Am nächsten Morgen starteten wir unseren Tagesausflug auf demselben Rio Cuyabeno. Auf dem langsam fliessenden, braunen, kurvenreichen Fluss ging es in drei Stunde bis zur Laguna Grande. Unterwegs sahen wir in den hohen Bäumen über uns verschiedene Affenarten herumturnen, bunte Vögel flogen erschrocken davon und Kaimane tauchten schnell unter Wasser, wenn wir ihnen zu nahekamen. Der Wasserstand der Lagune war niedrig, die Regenzeit hatte noch nicht richtig eingesetzt und baden war jetzt nicht möglich. Nicht so schlimm! Wer weiss, was sich da im Wasser alles herum tummelt… Eigentlich könnte man hier noch eine Wanderung durch den Urwald machen, weil aber Filou mit dabei war (trotz Hundeverbot), liefen wir nur zehn Minuten auf verschlungenen Wegen durch den Dschungel. Dann ging es wieder zurück auf den Fluss und einem anderen Flusslauf entlang zu den Lodges auf der Suche nach den rosa Delfinen. Leider liessen sie sich nicht blicken, wir erhaschten aber einige Blicke auf teure Lodges. Tagestouren, wie wir es hatten, werden eigentlich kaum angeboten. Normalerweise bucht man einen 3 bis 8tägigen Aufenthalt in einer Lodge und macht von da aus Ausflüge. So kamen uns immer wieder volle Boote entgegen, während wir unser Boot ganz für uns alleine hatten. Am Nachmittag ging dann ein starker Regen auf uns nieder. Wir wurden trotz den geliehenen Regenponchos so was von nass, ein richtiges Regenwalderlebnis! Den ganzen Rückweg über schüttete es ohne Unterlass, Affen oder Vögel liessen sich nicht mehr blicken aber unser Guide entdeckte auf einem toten Baumstamm eine junge, zusammengerollt schlafende Anaconda. Was wäre eine Dschungeltour ohne Schlange?

Am nächsten Morgen fuhren wir zurück nach Lago Agrio und den Anden-Ausläufern entlang nach Süden. Wir wollten die Wasserfälle von San Rafael besuchen und im Anschluss dort auf dem Parkplatz übernachten. Leider teilten man uns bei der Rangerstation mit, dass der Zugang zum höchsten Wasserfall des Landes wegen zu viel Wasser gesperrt sei. Manchmal verwundern uns solche Aussagen sehr. Jetzt hatte es keine zwei Tage geregnet, und schon musste der Weg gesperrt werden? Irritiert fuhren wir weiter und fanden bei der Cascada Rio Malo einen tollen Übernachtungsplatz inclusive Wasserfall ganz für uns alleine.

Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen sahen wir in den Anden die schneebedeckten Gipfel der aktiven Vulkane Cayambe und Antisana auf unserer rechten Seite, links die Flüsse und den Dschungel von Amazonien. Herrlich.

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Nach dem Besuch der schwülheissen Städten Tena und Puyo verliessen wir den Oriente und fuhren auf einer der schönsten Strecken in Ecuador 1000 Höhenmeter bergauf nach Baños. Hier verbrachten wir vier Tage mit Stromkabel-Flicken, Fondue essen, durchs Städtchen schlendern und in heissen Thermalquellen baden.

Am Tag unserer Weiterfahrt herrschte wunderschönes Wetter, ideal, um dem Chimborazo, dem mit 6310 m höchsten Berg Ecuadors, einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt dorthin sahen wir sogar den sonst immer in Wolken gehüllten Vulkan Cotopaxi die Berge ringsum überragen. Aber der musste warten. Der Eingang zum Chimborazo-Park liegt auf 4300 m. Auf dem Weg dorthin wurden die Häuser und Äcker immer weniger, auf etwa 4000 m wurden noch Karotten und Kartoffeln geerntet, dann war nur noch wunderschöne Einöde. Kurz nach der letzten Behausung sahen wir die ersten Vicuñas (Lama-Art) in kleinen Gruppen spärliche Grasbüschel fressen. Beim Parkeingang versteckten wir Filou und konnten ungehindert über eine holperige Piste zur ersten Schutzhütte auf 4833 m hochfahren. Dort parkierten wir unser Womo, liessen Filou zurück und keuchten zum zweiten Refugio auf 5000 m hoch. Hier gönnten wir uns eine Pause und unseren ersten Coca-Tee. Dank diesem schafften wir auch noch die letzten 100 Höhenmeter zur Laguna Condor Cocha. So hoch oben in so dünner Luft waren wir noch nie!

Obwohl sehr karg, gefiel uns die Gegend sehr. So beschlossen wir, gleich ausserhalb des Parks den Abend und die Nacht zu verbringen. Also auf 4300 m. Ich ging mit Filou spazieren und lernte die mutigen/frechen Vicuñas näher kennen. Sie waren sehr an Filou interessiert und kamen uns für meinen Geschmack deutlich zu nahe. Eines dieser hübschen Tierchen hat Filou regelrecht gejagt!

Nach Sonnenuntergang wurde es bitterkalt und wir verschanzten uns in der geheizten Stube und assen Suppe. Wir hatten leichte Kopfschmerzen, dachten aber, dass wir die loswerden würden beim Schlafen. Tja, falsch gedacht. Die Schmerzen wurden immer stärker und der Schlaf stellte sich nicht ein. So fuhren wir am nächsten Morgen in aller Frühe total gerädert los und hofften auf Besserung in tieferen Lagen. Der Druck im Kopf liess auch wirklich bald nach, aber vor lauter Schlafmangel war uns den ganzen Tag übel. Wir fuhren bis Guamote, stellten uns auf den Parkplatz bei der Kirche und schliefen mal ausgiebig. Am nächsten Morgen besuchten wir den grossen, farbenfrohen Wochenmarkt im Städtchen. Nicht viele Touristen verirren sich hier her, dafür strömen die Bewohner aller umliegenden Dörfer in ihren traditionellen Trachten mit vollbepackten Lamas, Eseln und Pickups in die Stadt. Es wird gekauft und verkauft und ganz viel getratscht und gelacht. Fasziniert haben mich die Näher und Näherinnen, die ihre alten Singernähmaschinen aufstellten und auf Kundschaft warteten.

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Unser nächster Halt war der Aussichtspunkt oberhalb der „Teufelsnase“, resp. dem Bahnhof von Sibambe. Weit unten im Tal beobachteten wir, wie der Zug den Bahnhof verliess und die extrem steile Strecke in Richtung Alausi in Angriff nahm. Um im steilen Gelände an Höhe zu gewinnen, fährt der Zug im Zickzack, wobei die Lokomotive die Wagen einmal zieht und dann wieder rückwärts stösst. Nachdem der Zug weg ist, verlassen die Einheimischen den Bahnhof und laufen über „Chaquiñanes“ (Fusswege, die sich kreuz und quer durch die Landschaft ziehen) in ihre Dörfer zurück. Wir fuhren ebenfalls nach Alausi, um am nächsten Tag an der Zugfahrt über die „Nariz del Diabolo“ teilzunehmen. Nach 30 Minuten und einigen Spitzkehren und vielen tollen Erklärungen unseres Reiseleiters, erreichten wir den Bahnhof von Sibambe, wo wir etwas über die Traditionen und Anschauungen der „Puruhuas“ lernten. Dann fuhren wir mit dem Zug zurück nach Alausi.

Auf dem Weg nach Cuenca machten wir einen Abstecher von der Panamericana und besuchten die Ruinen von Ingapirca (was „Steinmauer der Inka“ bedeutet). Die Inkas, die von Peru her nach Norden vorstiessen, übernahmen im späten 15. Jh. die Kultstätte der hier heimischen Cañari und bauten in ihrer eigenen fugenlosen Weise aus behauenen Steinblöcken einen Sonnentempel, ein Observatorium, Lagerräume, Häuser, Strassen und Plätze. Ein einheimischer Guide führte uns durch die Ruinen und zeigte und erklärte uns alles auf englisch. Ganz zum Schluss fragten wir ihn, ob er sich als Nachfahre der Inkas oder der Cañari sehe und er sagte, er und alle Leute hier seien Cañari, zum Teil mit Spaniern gemischt, aber ganz sicher keine Inkas. Um die Inkas zu vertreiben, schlossen sich die Cañari mit den spanischen Eroberern zusammen und jagten sie zurück nach Peru.

Cuenca gab es auch schon zu Cañari/Inka-Zeiten und hiess damals Huapondelig. Das heutige Cuenca wurde aber von den Spaniern 1557 gegründet. Und 1999 wurde die schön erhaltene Stadt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Wahrzeichen der Stadt ist die Catedral Nueva aus dem Jahre 1885 mit ihren himmelblau gekachelten Kuppeln. Auf den Haupttürmen fehlen die Aufbauten, da die Statik diese nicht tragen kann. Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Plaza Mayor, steht die Catedral Vieja aus der Gründerzeit der Stadt. Sie dient heute als Museum. Am ersten Tag unseres Aufenthaltes flanierten wir über die Kopfsteinstrassen der Altstadt und dem schön angelegten Fuss- und Fahrradweg dem Fluss entlang. Am zweiten Tag bestiegen wir zur Abwechslung mal einen Hop-On Hop-Off Bus und liessen uns zu den Sehenswürdigkeiten fahren.

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ZÄSUR

Liebe Leser

Da ich die Berichte immer mit viel Verspätung verfasse, wurde ich beim Schreiben von der Pandemie überrascht. Covid stellte unser aller Leben auf den Kopf. Es ist nun über ein Jahr her, seit Felix, Filou und ich wieder in der Schweiz sind und warten, warten, warten. Wir haben uns neu eingerichtet und leben im Hier und Jetzt, unsere Träume handeln aber von einem anderen Leben. Auch wenn es schön ist, unsere Kinder, unsere Familien und Freunde in der Nähe zu haben…

Jetzt im Nachhinein noch von unseren Ecuador-Erlebnissen zu schreiben, fällt mir extrem schwer. Aber unser Wohnmobil steht ja noch dort und wir freuen uns auf eine Fortsetzung der Reise. Irgendwann. Für den Moment ziehe ich einen bildreichen Schlussstrich unter unsere Zeit in Ecuador.

Kreuz und quer durch Ecuador vom 17.2. – 3.3.2020

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Zwei Frauen unterwegs

Am 4.3.2020 flog Felix in die Schweiz und meine Schwester kam für geplante drei Wochen zu Besuch. Von Guayaquil fuhren wir der Küste nach nordwärts, dann über Ibarra (2210 M.ü.M) nach Quito. Hier überstürzten sich die Corona-Ereignisse und Veronica konnte gerade noch ihren Flug umbuchen und flog mit einer der letzten offiziellen KLM-Flügen zurück in die Schweiz.

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Gestrandet

Ich strandete mit vielen anderen Reisenden auf der Finca Sommerwind, bestimmt der beste Ort, um zu stranden. Die Hilfsbereitschaft von Hans, dem Besitzer der Finca, ist grenzenlos und legendär. Während ich mit der Botschaft in Kontakt war, verhandelte Hans für mich mit Tierärzten und dem Veterinäramt. Nur dank seiner Hilfe hatte ich pünktlich für den Repatriirungsflug alle nötigen Papier für den Hund beisammen. Während der staatlich verordneten Quarantäne für uns Reisende, fütterte Hans uns mit Torten, Currywurst und Schnitzel, verhandelte mit der Einreisebehörde und dem Zoll wegen unserer Fahrzeuge und ging mit uns einkaufen. Auch jetzt noch kümmert er sich um alle Reisemobile und hält uns mit Neuigkeiten auf dem Laufenden.

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In der Schweiz

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