Von Santiago de Chile bis an die bolivianische Grenze

Nach dem ungeplanten Aufenthalt in der Schweiz, waren wir schnell wieder im Reisemodus und wollten jetzt eigentlich nur noch eines: Nach Bolivien, bevor wir auf der Lagunenroute mit Nachttemperaturen von -25°C rechnen mussten. Aber einige Highlights auf dem Weg dorthin mussten schon auch noch sein!
Unser Wohnmobil erwartete uns unbeschadet auf dem Parkplatz des Flughafens von Santiago. Nachdem alles wieder eingerichtet war, fuhren wir einkaufen und dann holten wir Filou von seinem Ferienlager ab. Obwohl die netten Hüte-Damen ihn täglich mit Leckereien (z.B. Hühnerfüsse) verwöhnt hatten, freute er sich riesig, uns wieder zu sehen.
Gemeinsam machten wir uns auf ins Cajón del Maipo, einem grünen Tal gleich hinter der Hauptstadt, wo wir unsere erste Nacht verbrachten.
Wir hielten uns ans Landesinnere und fuhren die „Ruta Los Cristales“ durch eine staubtrockene Gegend mit Kakteen. Überall rechts und links der Strasse konnte man Camps ausmachen und so folgten wir einer Piste und richteten uns für die Nacht ein. Am nächsten Morgen fuhren wir einen Pass hoch und fütterten oben einen herrenlosen, mageren Hund, als ein Polizeiauto vorfuhr, 4 Polizisten ausstiegen und dem Hund eine riesige Tüte Futter hinstellten und danach wieder zurückfuhren, wo sie hergekommen waren. Das nenne ich mal Hundeliebe! Diese konnten wir in Chile immer wieder beobachten. Eltern erlauben ihren Kindern streunende Hunde zu streicheln, in den Städten werden den Streunern Hütten aufgestellt und Futter und Wasser gereicht. Die Chilenen selber halten oftmals mehrere Hunde, die aber im Hof hinter dem Zaun leben und alles, was vorbei spaziert, bösartig anbellen. Meiner Meinung nach haben die herrenlosen Hunde das bessere Leben.
Von der Passhöhe fiel die Strasse kurvenreich ab und man befuhr die ehemaligen Zugstrecke. Die Tunnels waren einspurig und kurvig, so dass man nicht sehen konnte, ob einem ein Auto entgegenkam. Auch die Eisenbahnbrücken waren schmal und führten über tiefe Schluchten. Am besten schaute man einfach nicht in die Tiefe…
Am Nachmittag erreichten wir die Reserva Nacional Las Chinchillas. Früher lebten Chinchillas zu Millionen im Norden und in der Zentralzone Chiles. Doch die Jagd nach den kaninchen-grossen Tieren wegen ihres dichten, weichen Felles führte beinahe zur Ausrottung.
Natürlich waren wir erstens zur falschen Jahreszeit und zweitens zur falschen Tageszeit da. Chinchillas sind nachtaktiv, aber in einem kleinen Nocturama konnten wir eines der Tiere (welche Einzelgänger sind) sehen und auch einige andere nachtaktive Nager und eine Beutelmaus. Ein Spazierweg führte durch das Gelände, aber jetzt im Winter war alles trocken und leblos. Nur einige Kakteen trugen ein paar Blüten. Die Bewegung tat uns aber gut. Zum Abschluss unseres Besuchs setzen wir uns in den Schatten an ein Wasserloch und beobachten die angelockten Vögel und eine Degu-Famile.

Auf der Routa Los Cristales
Blühender Kaktus
Eisenbahntunnel, durch das jetzt die Strasse führt. Hier mal ohne Kurve!
 
Uns gefallen diese trockenen Gebiete
Degu-Höhlen im Chinchilla Park
 
Filous Schafspelz war immer voller Samen und Stacheln, so wurde er kurzerhand geschoren und das Problem war erledigt!

Nun war es an der Zeit, den Kakteen vorübergehend auf Wiedersehen zu sagen. Wir wollten mal schauen, wie es am Meer so ist. Und was denkt ihr wohl? Küstennebel!!! Vielleicht wäre es doch besser gewesen, im Landesinnere durchs Valle de Elqui von von einer Piscodestillerie zur nächsten zu kurven ;-). Aber da wir ja Alkohol gaaaar nicht mögen, fuhren wir die Küstenstrasse hoch an den Sandstränden und Wüstengebieten des Parque Nacional Pan de Azúcar. Und manchmal konnten die Sonnenstrahlen den dichten Nebel für einige Stunden durchdringen und wir genossen den Anblick des tosendenden Meeres.
In Antofagasta war ein Grosseinkauf angesagt, danach führte uns der Weg hinein in die Anden, in die Atacama Wüste und die umliegenden Berge. Vor allem mit Hundefutter mussten wir uns eindecken, hatten wir doch keine Ahnung, was wir diesbezüglich in Bolivien zu erwarten hatten.

Der erste von vielen Haustierfriedhöfen, die wir in Chile entdeckten
Nachmittags setzt sich die Sonne durch, aber der Nebel lauert auf dem Meer draussen
Saftiges Grün in der Halbwüste
 
Diese Algen (?) werden gesammelt, zusammengebunden und auf Märkten verkauft. Gekocht werden sie als Püree gegessen
Sonnenuntergang mit Nebelbank
Am nächsten Morgen hat der Nebel die Küste wieder im Griff
 
Die Kathedrale von Antofagasta
In der Fussgängerzone
Virus steht...
Maske geht! 🙂
Hundehütten für die herrenlosen Hunde

Das nächste Mittagessen nahmen wir auf dem Salar de Atacama zu uns. Unter dem Salzsee wird ein Viertel der Weltvorräte an Lithium vermutet. Im Südteil des Salars wird dieses, wie auch Jod, Kalium und Borax abgebaut und spült viel Geld in die Kasse von irgendwem. Obwohl wir hier schon auf 2300 M.ü.M. waren, zog es uns weiter hinauf. Wir folgten der Passstrasse zum Paso de Sico (Grenzübergang nach Argentinien) und wollten gerne die Lagunen Miscanti und Meniques besuchen, hatten aber 40km weiter unten keine Eintrittskarten gekauft, und mit Hund eh keine Zutrittsberechtigung. Wir fuhren noch ein bisschen weiter den Berg hoch und übernachteten mehr recht als schlecht (Brummschädel und Schlafschwierigkeiten) auf 3600 M.ü.M. Beim abendlichen Spaziergang kamen wir beide ordentlich ins Schnaufen! 🙂
Am nächsten Morgen fuhren wir noch weiter den Pass hoch, bestaunten den Salar de Talar und die Piedras Rojas. An der Laguna Tayacta war Schluss für uns. Wir wendeten und kurvten den ganzen Berg wieder hinunter. Auf dem Salar de Atacama besuchten wir noch den Lago Chaxa mit seinen vielen Flamingos, bevor wir nach San Pedro fuhren.

Zum Übernachten fahren wir aus Antofagasta raus. Ein Erdweg führt uns...
...in ein kleines Tal
...und schon ist man ganz alleine auf der Welt
Der Salar de Atacama im Abbaugebiet
Ein Wasserloch mitten im trockenen Salzsee
Keine glatte, weisse Fläche!
Wir fahren hoch hinaus und übernachten auf 3600 M.ü.M.
Kurz vor Sonnenuntergang färben sich die Berge rot
Die müssen unbedingt gegessen werden, sonst platzt die Tüte noch!
Der Salar de Talar
 
Rote Steinhaufen vor kargen Bergen, ca. 4200 M.ü.M.
Laguna Tayacta
Maus auf 4400 M.ü. m.
Wieder unten beim Salar de Atacama besuchten wir den Lago Chaxa
 
Andenflamingos
Der lebt auch auf dem Salz
 

Wir fühlen uns jeweils etwas überfordert, wenn wir (oder ich als Beifahrerin) in grössere Ortschaften hineinfahren und mein erstes Urteil fällt oft eher negativ aus. So war es auch hier. Alles war voller Staub, kaum eine Strasse war befestigt und alle fuhren kreuz und quer und verursachten noch mehr Staub. Was für ein Kaff, welches als „getaway“ zu all den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung diente! Erst der Spaziergang durch die Fussgängerzone Caracoles und rund um die Kathedrale aus dem Jahre 1744 versöhnte mich mit der Stadt und nach vier Tagen fand ich die von halbhohen Adobemauern eingezäunten Adobehäuser doch recht interessant. Bis ein staubaufwirbelndes Auto an mir vorbeifuhr und ich einen Hustenanfall bekam. Die Wasserversorgung der Oase ist auch sehr spannend. Überall verlaufen Kanäle, teils offen, teils gedeckt. Die Strassenhunde steigen hinein, um zu trinken und Schulkinder hüpfen wettkampfmässig drüber. Auch ein Autofahrer versuchte das nachzumachen. Nachdem er mit den Vorderrädern den Kanal überquert hatte, bemerkte er seinen Fehler und konnte nun weder vorwärts noch rückwärts. Die Kälte der hereinbrechenden Nacht verhinderte, dass wir die Rettungsversuche weiter verfolgten, am nächsten Morgen war das Auto aber nicht mehr da.

Morgens früh in der Fussgängerzone "Caracoles" sagen sich die Hunde Guten Morgen
Die Kathedrale aus dem Jahre 1744 mit Kaktusholt-Zaun
Nachts sind die Strassen etwas belebter
Die Wasserverteilung in der Oase. Getrunken wird das eher nicht!
Morgens werden die Gassen mit Wasser besprüht, bis zum Mittag steigen wieder Staubwolken auf, wenn ein Auto durchfährt
Der genauso staubige Friedhof
Eine französische Bäckerei!

Am ersten Tag fuhren wir durch die wundervolle Umgebung der Stadt. Vor allem interessierte uns der Eingang/die Eingangsformalitäten ins Valle de la Luna. Hunde sind da nicht erlaubt und bevor wir die Billete online lösten, wollten wir sicher sein, dass der Hund bei der Einfahrt nicht bemerkt würde. Beruhigt fuhren wir abends zurück zu unserem Schlafplatz beim Fussballplatz und nahmen die Reservierung vor. Den ganzen nächsten Tag verbrachten wir in diesem wundervollen Tal, das den Bildern, die ich vom Mond gesehen habe, schon ähnelt. Filou blieb im Womo und durfte nur am Mittag kurz raus, um zu pinkeln. Zum Sonnenuntergang fanden wir uns mit vielen Touren am Parkplatz über dem Tal des Mondes ein und sahen zu, wie die Berge und Täler sich erst golden färbten und dann vom Schatten verschluckt wurden. Zeit, zu unserem Fussballplatz zurück zu kehren. Und natürlich ein nettes Lokal fürs Abendessen zu suchen. Beim Essen behält man die Jacke übrigens an, die Gebäude sind ungeheizt, ausser man hat das Glück, unter einem Heizpilz zu sitzen…

Zu Besuch im Valle de la Luna
Ursprünglich war hier ein See. Seismische Erschütterungen drückten die Erde empor und Wind und Wasser formten das Gestein zu bizarren Formen.
 
Die grosse Düne, la Duna  Mayor
Auf einem Spaziergang zur Düne
 
 
Rechts im Bild die wie ein Amphitheater geformten Felsen
 
Die ehemalige Salzmine Victoria mir Gerätschaften und Ruinen der Wohnhäuser
Las Tres Marias
Zum Sonnenuntergang trifft man sich auf dem Parkplatz oberhalb des Valle de la Luna
 
 
Gute Nacht! Der markante Berg ist der Vulkan Licancabur

Um für die Lagunenroute in Bolivien gewappnet zu sein, mussten wir uns an die Höhe gewöhnen. So fuhren wir in den Norden, dem höchsten Geysirfeld der Welt (4300 M.ü.M.) entgegen. Ganz so weit oben wollten wir dann aber nicht gleich übernachten, und so blieben wir bei einem Canyon, durch das ein warmes Bächlein floss auf 3600 M.ü.M. stehen und schliefen wie die Engel. Die Touren zum Geysirfeld El Tatio verlassen San Pedro schon um fünf Uhr morgens, da die Geysire bei Sonnenaufgang am aktivsten sind und der Dampf die Hochtal ein mystisches Aussehen verleiht. Als wir um 10 Uhr ankamen, war kein Tourist mehr weit und breit. Wir lösten am Eingang unsere Eintritte und hatten die dampfende Hochebene ganz für uns alleine.
Auch die nächste Nacht verbrachten wir auf 3600m und fuhren tags darauf kurz runter nach San Pedro zu Tanken und dann krochen wir über eine Stunde den Pasos Hito Cajón hoch zum Zollgebäude. Dort angekommen teilte man uns mit, dass man hier weder uns noch das Womo ausstempeln könne (heute) und wir leider wieder nach San Pedro runter müssten um das bei der Aduana dort zu machen! Also den ganzen Berg wieder runter, ausstempeln, einen armen holländischen Velofahrer (dem dasselbe passiert war!!!) einladen und die Passstrasse wieder hochtuckern. Gut zwei Stunden später erreichten wir Bolivien und bogen sogleich auf die Lagunenroute ein. Doch davon erzählen wir ein andermal.

Der Kaktus-Canyon, Cañon Guatin
Beine vertreten, Filou freute sich über das Bächlein
Die Kakteen, die dem Canyon den Namen gaben
Bei unserem Übernachtungsplatz auf 3600 M.ü.M. zeigten sich kurz vor Sonnenuntergang einige Viscachas
Nach der eisigen Nacht fuhren wir weiter hinauf, vorbei an gefrorenen Bächen und Lagunen
Das Dorf Machuca mit einer der ältesten Kirchen Chiles
Vicuñas spazieren über den gefrorenen See
Ankunft beim höchstgelegenen Geysirfeld der Welt: El Tatio auf 4300 M.ü.M.
Es zischt und blubbert ganz ordentlich, aber in den frühen Morgenstunden sollen die Geysire viel höhere Fontänen spucken
 
 
 
Ein Springbrunnen
 
 
Auf dem Weg über Calama zurück nach San Pedro de Atacama machen wir einen kurzen Halt am Wüstensee Inca-Coya
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